Tobias Pils
Zog den Helfer unterm Teppich hervor, 2004
Auf einem Hügel zwischen zwei Wegen stehen zwei Spiegel auf Stangen. Durch ihre ständige Drehung im Wind geben sie stetig anderes wieder. Das sich in ihnen Spiegelnde symbolisiert einen Blick in zwei unterschiedliche Welten. Für die kurzen Momente, in denen sich die Spiegel ineinander spiegeln, entsteht eine Verbindung dieser beiden Welten. Pils zeigt mit dieser dynamischen Arbeit, dass Bedeutungen nicht starr, sondern vielmehr ein veränderliches Phänomen sind. Auch die mit dem Schriftsteller Ferdinand Schmatz gemeinsam entwickelten Texte sind einerseits prägnante Formulierungen, andererseits aber in ihrer Bedeutung offen.
An einer Weggabelung hat Tobias Pils zwei Masten mit Spiegeln aufstellen lassen. Auf je einer Seite sind die Spiegel mit Texten bedruckt: „Haufen werfen“ steht da zu lesen bzw. „ZOG. Die Schlafzündung geht weiter. Am Strohhalm“. Die mit dem Schriftsteller Ferdinand Schmatz gemeinsam entwickelten Texte lassen sich nur z. T. auf den konkreten Ort beziehen. Während das „Haufen Werfen“ auf die künstliche Hügellandschaft des Parks anspielt, repräsentiert der andere Text in seiner Poesie das ungebundene Denken.
Auch der Werktitel Zog den Helfer unterm Teppich hervor handelt von semantischer Dynamik bzw. von einer Gratwanderung zwischen prägnanten Worten und deren offener Bedeutung. Dass Bedeutungen nichts Starres sind, sondern veränderliche Phänomene, vermitteln nicht nur die zu lesenden Worte, sondern auch die sich ständig im Wind drehenden Spiegel. Immer geben sie anderes wieder und verändern so unablässig ihren Inhalt.
Die zwei Wege, die zwei Spiegel und die zwei Texte symbolisieren zwei Welten, die dialektisch aufeinander verweisen und sich immer dann auch faktisch miteinander verbinden, wenn ein Spiegel sich im anderen spiegelt. Pils geht in seinen Überlegungen metaphorisch von einem realen Weg und einem Traumpfad aus, also von zwei Komponenten, die sich unterscheiden und zu ihrer jeweiligen Bestimmung dennoch aufeinander angewiesen sind.
Offenheit und Gerichtetheit, Freiheit und Norm sind in dieser Arbeit verkoppelt. Die Spiegel drehen sich zwar und immerzu bildet sich anderes in ihnen ab, aber ihre Drehung beruht auf einer genauen Konstruktion und die Spiegelungen verdanken sich der strengen Physik des reflektierenden Lichts. Dass die Spiegelmasten auch an Fahnen auf Stangen erinnern, die zum einen an das freie Flattern der Banner im Wind denken lassen, zum anderen aber als allgemein verbindliche Zeichensysteme für nationale und ideologische Kollektive und Normen stehen, fügt sich in dieses Bild relationaler Gegensätze.
Autor: Rainer Fuchs, Kurztext adaptiert von Lisa Schantl und Lukas Sperlich
Planübersicht: Position 49
Besitzer: [Stiftungsbesitz]
Künstlerbiografie: Tobias Pils
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