Arche aus lebenden Bäumen

Mario Terzic, 1998/2010-2011

Ein circa 25 m langer Schiffsrumpf aus einem Holzskelett dient als Wachstumshilfe für 60 Schwarzpappeln. Wie die wachsenden Häuser des Landschaftsgärtners Arthur Wiechulas sollen Bäume durch Verwachsen mit den Jahren einen eigenen dichten Körper bilden. Werden sonst Bäume gerodet, um Archen zu bauen, muss hier Geduld aufgebracht werden, bis die Bäume im Laufe der Zeit diese formen. So wird ein interdisziplinärer Bogen von Landschaftsarchitektur über Biologie bis zu Kunst und Architektur gespannt. 2024 wurde die Holzkonstruktion wie geplant entfernt, sodass ein Schiffskörper aus lebenden Bäumen entstanden ist.

Im Berggarten entsteht in diesem Moment eine Arche aus lebenden Bäumen. Das 25m lange Holzgerüst diente seit mehr als einem Jahrzehnt als temporäre Stütze für den Pflanzenwuchs. 2024 wurde das Holzgerüst entfernt. Im Berggarten entsteht in diesem Moment eine Arche aus lebenden Bäumen. Das 25m lange Holzgerüst diente seit mehr als einem Jahrzehnt als temporäre Stütze für den Pflanzenwuchs. 2024 wurde das Holzgerüst entfernt.

Bildinformationen

Autor*in

Elisabeth Fiedler, Kurztext adaptiert von Lisa Schantl und Lukas Sperlich

Planübersicht

Besitzer*in

Universalmuseum Joanneum

Künstler*innenbiografie

Mario Terzic

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Zum Werk

Der 1945 in Feldkirch geborene Künstler und Landschaftsdesigner Mario Terzic beschäftigt sich seit den 1970er-Jahren intensiv mit Gartenprojekten und der Gestaltung des öffentlichen Raumes. Von 1998 bis 2003 leitet er das international viel beachtete Trinidad Projekt, innerhalb dessen er gemeinsam mit Norbert Bacher und Karl Födermair konzeptuelle Landschaftsarbeiten entwickelt.

Dabei beschäftigt er sich mit großteils historischen Gartenanlagen und entwirft überraschende und herausfordernde Konzepte zur Belebung, Wahrnehmung und Vermittlung dieser künstlichen Natur in Form neuer künstlerischer Interpretation. Während dieser Zeit befindet er, dass Landschaftsgärten nur durch künstlerische Intervention ihrem statischen und monumentalen Dasein enthoben werden können. Seit 1991 unterrichtet er an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, 2000 gründet er hier das Institut für Landschaftsdesign.

Die Arche von Mario Terzic stellt eine Skulptur dar, die einerseits mit dem Österreichischen Skulpturenpark als konstruierte Natur verwächst, die unmittelbar in den Jahreskreislauf eingebunden ist und gleichzeitig als künstlerische Intervention in einer Länge von 20 Metern klar sichtbar ist. Die einzigartige Verbindung von Kunst und Natur, die wechselseitige Bedingtheit von klimatischen Voraussetzungen und menschlichem Gestalten, die Veränderlichkeit in „gewachsener“ Zeit sind einige Komponenten, die in dieser Arbeit von Mario Terzic zentrale Bedeutung haben.

Nicht als fertiges Konstrukt wird die Arche im Österreichischen Skulpturenpark Eingang finden, sondern ein völlig eigenständiges Verständnis von Skulptur im Außenraum soll hier zukünftige Schwerpunktthemen der Menschheit, aber auch Sehnsüchte ansprechen: Wetter, Klima, äußere Bedingungen ebenso, wie Wachstum, Entwicklung oder Vergehen, mit denen wir ständig konfrontiert sind, werden in dieser Skulptur nicht nur sichtbar, sondern auch mit erlebbar.

 Es ersteht dieses enorme Schiff aus seinem eigenen Grundmaterial, aus Holz, wobei die Umkehrung des sonst üblichen Vorganges irritiert: Nicht Bäume werden gerodet, um sie fortzubringen, zu einem Schiff zusammenzusetzen und die Meere zu befahren, sondern Bäume werden hier gepflanzt und betreut, um sie in ihrem Entstehen zum Schiff wachsen zu lassen. 

Es bleibt also das Schiff nicht nur in nachvollziehbarer Entwicklung und Alterung tief verankert und verwurzelt, es deutet auch in diesem Fall sein umliegendes Rasenfeld in liquide Bewegungsebenen um.

Abgesehen von der langen Tradition der Bedeutung des Schiffes, das Aufbruch, Neugierde, Abenteuer, aber auch Abschied oder Scheitern beinhaltet, erscheint hier Kunst als ARCHE, als einziges Instrument und Gefährt, das Überleben garantiert.