Siamese Shadow

Martin Walde, 2003 (work in progress) 2008

Die auf Kippstangen montierten Segel, die an Surfer im nahen Badesee erinnern, wanken im Wind, ohne sich wegbewegen zu können. Was zunächst als Übertragung touristischer Sommerstimmung ins Areal der Kunst erscheint, entpuppt sich als Reflexion über die Verklärung von Landschaft und Freizeit in Bezug auf Kunst. Dass Orte der Kunst, wie dieser Park, keine verlängerten Arme der Erholungsindustrie sind, sondern primär Orte der Reflexion über solche Klischees, ist eine mögliche Erkenntnis. In ihrer vom Wind beeinflussten Beweglichkeit und ihrer Verbindung mit der Wiese, erscheint die Arbeit ebenso magisch wie poetisch.

Im hinteren Bereich des Fasangarten ragen an Kippstangen montierte Segel hoch. Sie bewegen sich im Wind. Im hinteren Bereich des Fasangarten ragen an Kippstangen montierte Segel hoch. Sie bewegen sich im Wind.

Bildinformationen

Autor*in

Rainer Fuchs

Planübersicht

Besitzer*in

Österreichischer Skulpturenpark Privatstiftung 

Künstler*innenbiografie

Martin Walde

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Zum Werk

Martin Waldes Interesse konzentriert sich auf Kunst als prozessuales Sinnpotenzial in Form von Materialien und Motiven, die selbst Beweglichkeit und Veränderbarkeit in sich schließen. Die Siamese Shadows nehmen diese Grundintention auf und beziehen sich zudem auf das kommerzielle Umfeld des Skulpturenparks.

Die auf Kippstangen montierten Segel erinnern zunächst an die Surfer und Segler, die im Sommer den nahen Teich bevölkern. Sie sind dennoch nicht einfach Abbilder wirklicher Freizeitszenarien, sondern entwerfen ein poetisch-rätselhaftes Ambiente, das den Wind und die Sonne zu realen Mitspielern macht. Das Werk verleiht den Bewegungen des Windes und der Sonne in Form der wippenden Segel und deren Licht-Schatten-Spiel sichtbare Gestalt.

Dennoch macht sich bei ihrem Anblick nicht nur idyllische Sommerstimmung breit, sondern auch Befremden und Melancholie: Denn die Segel leisten eine Art Sisyphusarbeit. Sie wanken im Wind, ohne sich von ihrem Ort wegbewegen zu können. Es sind gleichsam festgefahrene Segel, mit dem Land verwachsen, das sie gewöhnlich hinter sich lassen, wenn sie als Antrieb für maritime Gefährte dienen.

Der Werktitel bringt Licht ins Spiel, indem er die schattenden Flächen der Segel auch im übertragenen Sinn als Schatten der Wirklichkeit ausweist. Als „siamesische Schatten“ lassen die Segel an siamesische Zwillinge denken, die zusammengewachsen, einander in ihrer Bewegungsfreiheit beschränken und ein leidvolles Bild abgeben.

Was zunächst wie eine Übertragung touristischer Sommerstimmung ins Areal der Kunst aussieht, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Reflexion über eine naive Verklärung von Natur, Landschaft und Freizeit in Bezug auf Kunst. Dass Orte der Kunst, wie dieser Park, nicht einfach verlängerte Arme der Erholungsindustrie sind, sondern primär Orte der Reflexion über solche Klischees, ist eine mögliche Erkenntnis angesichts der in sich gefangenen Bewegungen der bunten Segel.