Phyllologia

Christa Sommerer, 1991

Für diese Skulptur orientiert sich Sommerer an den natürlichen Formen von Blättern und hinterfragt, inwiefern sich ihre Realität durch das Stilisieren der Formen verändert. Das Objekt – eine Art Paravent mit drei großen, ausgestanzten Blattumrissen – steht mit seinen stark farbigen Flächen im Kontrast zur natürlichen Umgebung. Zugleich verweist es durch die verwendeten Formen auf ebendiese. Durch die Ausschnitte, die prinzipiell dieselbe Form aufweisen wie die Tausenden, im Einzelnen kaum wahrnehmbaren Figuren im Blätterwald des Hintergrunds, nimmt Phyllologia eindeutig Bezug auf den Park.

Die Skulptur ist eine senkrechte gelbe Metallplatte mit drei blattförmigen Ausstanzungen. Die Skulptur ist eine senkrechte gelbe Metallplatte mit drei blattförmigen Ausstanzungen.

Bildinformationen

Autor*in

Werner Fenz, Kurztext adaptiert von Lisa Schantl und Lukas Sperlich  

Planübersicht

Besitzer*in

OÖ Landes-Kultur GmbH

Künstler*innenbiografie

Christa Sommerer

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Zum Werk

Als studierte Biologin faszinierte Christa Sommerer zur Zeit der Entstehung des Werks die Pflanzensystematik von Carl von Linee über ihre wissenschaftliche Bedeutung hinaus aus dem Grund, inwieweit sich durch das Stilisieren von Formen deren Realitätsgrad verändert: Sei es, dass sie an Individualität verlieren oder dass ihre Charakteristik besonders deutlich in den Vordergrund drängt.

Vor diesem Hintergrund nimmt Phyllologia, eine Art Paravent mit drei großen ausgestanzten Blattumrissen, durch die spezielle Positionierung in der Natur einen besonderen Stellenwert ein. Auf der einen Seite steht das Objekt mit seinen stark farbigen Flächen in einem forcierten Kontrast zur Umgebung, auf der anderen Seite weist es einen ausdrücklich referenziellen Charakter durch das verwendete Formenrepertoire auf.

In der Reduzierung auf drei Beispiele – unterstützt durch das Kolorit der Trägerfolie – steht ein durchaus signalhafter Status im Vordergrund. In der Übersetzung des Ausgangsmaterials, der von Anfang an künstlich hergestellten zeichnerischen Gestalt, setzt auf mehreren Ebenen ein Bedeutungswandel ein: Zunächst durch die Übertragung in ein Negativ, weiters durch die Verschiebung der Größenverhältnisse, die das Phänomen einer veränderten Skalierung fokussieren.

Verantwortlich für die Herstellung eines dezidierten Kontexts in einem Park sind die Rahmenformen, durch die trotz der farbigen Barriere die dahinter liegende Landschaft wahrzunehmen ist. Da die drei Ausschnitte prinzipiell dieselbe Figur aufweisen wie die Tausenden im Einzelnen kaum wahrnehmbaren „Figuren“ im Blätterwald des Hintergrunds, wird ein unbewusster oder bewusster Bezugsraster aktiviert, der in dieser zugleich fremden und ortsspezifischen Intervention das visuelle Erlebnis als komparativen Akt bestimmt.