Airplane Parts & Hills

Nancy Rubins, 2003

Rubins verdichtet in ihren Arbeiten elektrische Geräte, Schrott- oder wie hier Flugzeugteile zu monumentalen Skulpturen. Diese Teile verweisen einerseits auf deren ursprünglichen Verwendungszweck und andererseits auf die Auswirkungen des Konsums und der industriellen Fertigungsmaschinerie. Rubins beschäftigt sich bereits seit dem Ende der 1980er- Jahre mit Flugzeugschrottteilen, also lange vor 09/11. Als 2003 diese Skulptur geschaffen wurde, war die Assoziation mit den Anschlägen auf die Zwillingstürme in New York unumgänglich. Airplane Parts & Hills wirkt wie ein erstarrtes Desaster und zeigt gleichzeitig eine einzigartige Schönheit in der Neuordnung der Teile.

Blick vom Wegesrand auf die Skulptur "Airplane Parts & Hills" von Nancy Rubins und "Die Erdkugel als Koffer" von Peter Weibel in der Ferne Blick vom Wegesrand auf die Skulptur "Airplane Parts & Hills" von Nancy Rubins und "Die Erdkugel als Koffer" von Peter Weibel in der Ferne

Bildinformationen

Autor*in

Elisabeth Fiedler, Kurztext adaptiert von Lisa Schantl und Lukas Sperlich  

Planübersicht

Besitzer*in

Österreichischer Skulpturenpark Privatstiftung

Künstler*innenbiografie

Nancy Rubins

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Zum Werk

Rubins verdichtet elektrische Geräte, Boiler, Wohnwagen- oder Flugzeugteile, die sie aus Deponien zusammensammelt, zu monumentalen Skulpturen. Dabei haben die einzelnen Teile, die so eng wie möglich komponiert werden, einerseits selbstreferenziellen Charakter und verweisen andererseits auf Auswirkungen des Konsumismus und der industriellen Fertigungsmaschinerie.

Wurden in der Pop Art Alltagsgegenstände in ihrer glanzvollen Verfügbarkeitsästhetik in den Status der Kunst überführt, oszillieren nun die ausgedienten, verbrauchten Gegenstände bei Nancy Rubins zwischen der Abscheu vor wertlosem Plunder und der Faszination ihrer Geschichte, wodurch sie zu neuen Fetischen werden. Wegwerfkultur und Musealisierung begegnen sich in ihren Arbeiten wie Vergessenes und Heroisiertes.

Dabei destabilisiert sie die einzelnen Teile und unsere gewohnte Ansicht, um sie zu Skulpturen werden zu lassen. Ähnlich einer Überhäufung nur gering voneinander abweichender Informationen, die ein Gesamtwissen vorgeben und doch nur völlige Verwirrung stiften, kulminieren die Teile von Rubins Skulptur zu einer Art des „Supergaus“, mit dem der Betrachter unausweichlich konfrontiert wird. Ohne Funktion evozieren die Gegenstände eine Zeitlosigkeit, die bewegungsunfähig im Kollaps gipfelt.

Die Skulptur vermittelt ihren visionären Charakter in der Tatsache, dass Rubins mit denselben Materialien, nämlich mit Flugzeugschrottteilen, bereits seit Ende der 1980er-Jahre, also lange vor 9/11, arbeitet. Die bedrückende Aktualität dieser Neukonstruktion, deren Ästhetik zwischen futuristischem Geschwindigkeitsrausch, eingefrorenem Desaster und der Schönheit durch die gebündelte Neuordnung liegt, erfuhr anhand der realen Katastrophe eine zusätzliche inhaltliche Komponente.

Gleich einem archäologischen Fund aus der Welt der Science Fiction wird hier ein Szenario sichtbar, das ungeklärte Fragen der Gegenwart in eine unbenennbare Zukunft transferiert.