Fez (Leihgabe der Österreichisch-Bosnisch & Herzegowinischen Gesellschaft)

15. Juli 2014 / Christoph Pelzl

„Hurra das Dritte Korps“: Blogserie zum Ersten Weltkrieg

Museum für Geschichte

In einer mehrwöchigen Blog-Serie wollen wir euch Objekte aus der Ausstellung Die Steiermark und der „Große Krieg“ vorstellen und gleichzeitig dazu aufrufen, eure Meinungen und Gedanken zu dem Thema mit uns zu teilen: Welche Assoziationen verbindet ihr mit den Objekten? Kommen euch die Objekte bekannt vor, oder habt ihr sogar ähnliche Objekte zu Hause? – Teilt diese mit uns und unseren Leserinnen und Lesern!

Graz und die Steiermark waren vor dem Ersten Weltkrieg bereits Standorte einer Vielzahl von Truppenkörpern, die im sogenannten „3. Korps“ zusammengefasst wurden. Der Befehlsbereich reichte von der Steiermark über Kärnten, Krain, Triest, Istrien, Görz und Gradisca. Aus diesen Gebieten wurden auch die Offiziere, Soldaten und Mannschaften zusammengezogen und rekrutiert. Graz bildete ein militärisches Zentrum, hier befanden sich wichtige Kommandostellen, Kasernen und Anstalten der k.u.k. Armee, die das Stadtbild bis heute prägen. Auch das erste Flugfeld wurde schon bald am Grazer Thalerhof – wo sich auch heute noch der Grazer Flughafen befindet – errichtet, der zuvor als Exerzierfeld genutzt wurde. Das Militär war im Alltag stets präsent. Durch Paraden, Fahnenweihen, Denkmalenthüllungen, Zapfenstreiche oder Militärmusikkonzerte und durch die Errichtung von Denkmälern schrieb es sich in das Grazer Stadtbild ein. Die Musikkapellen der Grazer Truppenkörper, wie etwa jener der „Bosniaken“ oder des Infanterieregiments Nr. 7, konkurrierten um das Grazer Publikum, wurden zum musikalischen Aushängeschild des jeweiligen Regiments und bereicherten mit ihren bekannten Kapellmeistern Grazer Festveranstaltungen.

Fez

Fez (Leihgabe der Österreichisch-Bosnisch & Herzegowinischen Gesellschaft)

Fez
(Leihgabe der Österreichisch-Bosnisch & Herzegowinischen Gesellschaft)

 

Nach der Okkupation Bosnien-Herzegowinas im Jahr 1878 dehnte sich die k.u.k. Verwaltung auch auf dieses Land aus. Dies hatte zur Folge, dass hier 1882 die allgemeine Wehrpflicht eingeführt wurde und man eigene bosnischherzegowinische Truppen aufstellte, deren Mannschaften sich aus Männern der Bezirke Sarajevo, Banja Luka, Tuzla und Mostar zusammensetzten, während die Offiziere aus der gesamten Donaumonarchie kamen.

Das bosnisch-herzegowinische Infanterieregiment Nr. 2 wurde ab 1895 nach Graz verlegt. Es wurde in der alten bzw. neuen Dominikanerkaserne (Kernstockgasse 11/Dreihackengasse 1 bzw. Grenadiergasse 14) untergebracht, wo für die Soldaten muslimischen Glaubens auch ein eigenes Betzimmer und ein Kaffeehaus zur Verfügung standen. Durch ihre „orientalisch“ anmutende Kopfbedeckung, den Fez, waren die „Bosniaken“ leicht zu erkennen. Anfänglich waren sie von Anfeindungen betroffen, anlässlich ihres Assistenzeinsatzes bei den Badeni-Unruhen in Graz kam es sogar zu Demonstrationen gegen ihre Stationierung, doch in weiterer Folge beruhigte sich die Situation wieder.

Ihre Regimentskapelle unter der Leitung von Eduard Wagnes und der von ihm komponierte Marsch „Die Bosniaken kommen“ erfreuten sich bald großer Beliebtheit. Der hier abgebildete, aus feinem Nadelfilz gearbeitete Fez wurde mit einer nicht vorschriftsmäßigen schwarzen Seidenquaste versehen. Offiziere und Einjährig-Freiwillige mussten die Kosten für ihre Uniformen selbst tragen, und wenn leistbar, wurden dafür auch qualitativ hochwertige Materialien ausgesucht, weswegen der hier abgebildete Fez nicht außergewöhnlich war. Es könnte sich hierbei jedoch auch um ein Stück aus der Nachkriegszeit handeln.

Hut mit Rekrutenbuschen

Hut mit Rekrutenbuschen (Leihgabe: Schloss Trautenfels, Volkskundemuseum, Sammlung Ulrike Eberhart, Graz)

Hut mit Rekrutenbuschen
(Leihgabe: Schloss Trautenfels, Volkskundemuseum, Sammlung Ulrike Eberhart, Graz)

Wehrhaftigkeit wurde vielfach mit Männlichkeit gleichgesetzt, der Dienst am Vaterland als Pflicht angesehen. So wurde die „Tauglichkeit“ von den jungen Männern entsprechend gefeiert. Am Tag der Assentierung schmückten sich die künftigen Soldaten mit Blumensträußchen an Hut und Knopfleiste und posierten für die Kamera. Im Lied „s´Rekrutensträußerl“ hieß es: „Die Blumen da am Sträußerl, Volle roter Farbenglut, Sag`n uns: Du mußt opfern, Wann`s sein soll, a dein Blut. Und das woll`n mir gern hergeb`n, In schwerer Zeit voll Mut.

Zum Nachlesen

Teil 1: “Objekte gegen das Vergessen”
Teil 2: „Der kranke Mann an der Donau?“
Teil 3: „Stramm deutsche Stadt?”Alle Benutzer
Teil 4: „Die Zahnräder beginnen sich zu drehen“
Teil 5: „Hurra das Dritte Korps“
Teil 6: „Die Gegend scheint da ,vorne‘ ein Ende zu haben, dem ein ,Nichts‘ folgt“
Teil 7: „Die normierte Tötungsmaschine – der normierte Mensch“
Teil 8: „Den Witwen und Waisen gefallener Krieger“
Teil 9: “Nie wieder Krieg!”
Teil 10: „Zur Erinnerung an „schwere Zeiten””
Teil 11: „Frauen und Kinder an der Heimatfront”
Teil 12: “Erlkönig unter Wasser”

Eckdaten

  • Thema: Teilt mit uns Eure Meinungen, Gedanken und persönlichen Erinnerungsstücke zum Ersten Weltkrieg.
  • Laufzeit: 27. Juni bis 30. September
  • Hashtags: #wk1 und #stmk
  • Bewerbung: Wir bewerben die Beiträge über Twitter (@Joanneum), auf den Facebook-Seiten des Museum im Palais und der allgemeinen Joanneums-Seite sowie auf unserer Website. Außerdem werden wir diesen Beitrag regelmäßig aktualisieren und eure Beiträge hier am Ende des Textes verlinken. Nach Ablauf der Serie bringen wir auch eine Zusammenfassung hier im Museumsblog.
Kategorie: Museum für Geschichte
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