6. November 2024 / Christiane Becker
Digitalisierung trifft Geschichte: Exkursion des „InnoGuide4CHT“-Projektteams in die Römerstadt Carnuntum
Carnuntum: Weltstadt am Donaulimes
Mit einem kleinen Reisebus machten wir uns auf den Weg nach Niederösterreich. Dort erwartete uns schon von Dr. Markus Wachter, der uns persönlich durch das Stadtviertel (Haus des Lucius, Römische Therme, Villa Urbana und mehr) sowie das Museum führte. Carnuntum nimmt eine herausragende Stellung entlang des Donaulimes ein, eine römische Militärgrenze, die sich majestätisch entlang der Donau erstreckt und die heutigen Regionen Bayern, Österreich, die Slowakei, Ungarn, Serbien, Bulgarien und Rumänien umfasst. Unter dem Schutz eines Legionslagers und eines Hilfstruppenlagers blühte Carnuntum auf und wurde zur pulsierenden Hauptstadt der römischen Provinz Oberpannonien. Diese Metropole mit rund 50.000 Einwohner*innen war nicht nur der Sitz des Statthalters, sondern auch ein lebendiger Knotenpunkt des Handels und kulturellen Austauschs, der zu einem bemerkenswerten Aufschwung von Kultur und Wohlstand führte.
Der Duft von Olivenöl, Wein sowie exquisiten Datteln und Feigen, die aus dem Mittelmeerraum importiert wurden, erfüllte die Straßen, während edles Geschirr aus Italien und Gallien die Tafeln zierte. Unzählige Schmuckstücke, beeindruckende Skulpturen und Fragmente prächtiger Wandmalereien sind bis heute Zeugen des Lebens in Carnuntum. Die Besucher*innen dürfen auch heute noch zugreifen, wenn sie Datteln, Weintrauben oder Nüsse in einer Schale in den Häusern vorfinden.
Digitalisierung und Geschichte: ein harmonisches Zusammenspiel
Sämtliche Baumaßnahmen und Ausstattungsdetails basieren auf archäologischen Befunden vor Ort. Wissenschaftliche Grundlage für den überwiegend in antiker Handwerkstechnik und Handarbeit ausgeführten Wiederaufbau waren jahrelange Untersuchungen, aus denen Aufschlüsse zu Architektur, Heizungstechnik, Gebäudefunktion, Raumnutzung und Innenausstattung gewonnen werden konnten.
Was unsere Exkursion zu einem besonderen Erlebnis machte, war der kreative Einsatz digitaler Technologien, die die Geschichte Carnuntums auf faszinierende Weise zum Leben erwecken. Mithilfe von Augmented-Reality-Anwendungen (u. a.) können Besucher*innen in das antike Stadtbild eintauchen und das Gefühl erleben, durch die römischen Straßen zu schlendern. Mittels Smartphone sieht man die heutigen Gebäudereste in ihrer ursprünglichen Form mit unterschiedlichen Funktionen. Die gelungene Verbindung von damals und heute zeigt eindrucksvoll, dass Carnuntum nicht nur für Geschichtsinteressierte, sondern auch für Technikbegeisterte ein faszinierendes Erlebnis bietet.
Ein inspirierender Tag für das Projektteam
Unser Projektteam war begeistert über die vielfältigen Möglichkeiten. Die Verbindung aus der reichen Geschichte der Stadt und der innovativen Vermittlungstechnik beeindruckte uns nicht nur, sondern wird mit Sicherheit auch eine wertvolle Inspiration für unser laufendes EU-Projekt (Interreg Austria-Hungary) zu digitalen Leitlösungen in Freilichtmuseen sein.
Es war eine inspirierende Begegnung mit der Frage, wie wir als moderne Menschen Geschichte erleben und verstehen können. Wir freuen uns darauf, die gewonnenen Erkenntnisse in unsere Arbeit einfließen zu lassen und die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft weiterzubauen.
Österreichisches Freilichtmuseum Stübing
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