29. Februar 2020 / Alina Lerch

Das Marketing-Urgestein Elisabeth Weixler geht in den Ruhestand

Museumseinblicke

Elisabeth Weixler spricht in einem Interview über ihre langjährige Arbeit im Universalmuseum Joanneum, gibt Einblicke in die Geschichte des Museums und verrät uns ihre Zukunftspläne.

Eine kurze Einführung: Wann, wie und warum bist du im Universalmuseum Joanneum gelandet?

Ich habe nach dem Abschluss meines Volkskundestudiums bis Ende 2002 in der Kulturabteilung des Landes Steiermark gearbeitet. Dann wurde Dr. Muchitsch, den ich aus dem politischen Büro der Kulturabteilung kannte, Direktor des Landesmuseums Joanneum und hat mich gefragt, ob ich Lust hätte, „mitzukommen“, um das Marketing für das Museum zu machen. Die Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen, weil ich sehr gerne an den jährlichen Projekten wie der „Landesausstellung“ in einem tollen Team gearbeitet habe. Aber der Reiz des Neuen, vor allem die bevorstehende Eröffnung des Kunsthauses im Oktober 2003, hat mich zum Wechsel bewegt.

Was hast du die vielen Jahre über gemacht? Was waren deine täglichen Aufgaben? An welchen größeren Projekten warst du beteiligt?

Zu Beginn habe ich alles alleine gemacht: Zum Beispiel bin ich mit dem damaligen Intendanten des Joanneums, Peter Pakesch, ins Salzkammergut gefahren, um Seidentücher und Krawatten für den Shop im Volkskundemuseum einzukaufen, oder ich habe sämtliche Zeitungsbeilagen über alle Häuser in vielen Medien gefertigt, um das Joanneum vorzustellen.

Bis Bärbel Hradecky 2004 zu uns gekommen ist, wurde das Marketing nur von mir gemacht: Beauftragungen, Rechnungsfreigaben, Medienpläne, Inseratbuchungen, Plakatbuchungen, Kooperationen, Folder, Einladungen, Terminkoordinationen, Unterstützung in der Pressearbeit, wenn da gerade niemand verfügbar war. All das kann ich mir heute gar nicht mehr vorstellen, mittlerweile sind wir ja sehr gewachsen.

Mein erster großer Auftrag für das Joanneum war die EU-weite Ausschreibung, um eine neue Corporate Identity für das Kunsthaus Graz zu finden. Hier habe ich sehr intensiv mit Herrn Pakesch zusammengearbeitet. Es war ihm wichtig, dass das Kunsthaus ein eigenes Erscheinungsbild hat, sich aber auch dem bestehenden CD des damaligen Landesmuseums Joanneum unterordnet. Zuerst wurde eine internationale Interessentensuche gestartet, Agenturen, Grafiker, Künstler konnten sich für diesen Job bewerben – es gab ca. 120 Einreichungen aus ganz Europa. Von einer Fachjury wurden dann 10 Agenturen in die engere Auswahl genommen, die daraufhin eingeladen wurden, kreative Vorschläge einzureichen. Schlussendlich ging der Auftrag an eine Wiener Agentur, mit der wir dann über Jahre sehr gut zusammengearbeitet haben.

Eine weitere große Aufgabe war für mich die Einführung des Monatsprogramms. Es gab davor für jede Abteilung, jedes Museum, jede Ausstellung und auch für einzelne Veranstaltung einen eigenen Folder, oft in 2 bis 3 Sprachen. Zudem wurde für jede Eröffnung eine Einladungskarte – ca. 50 Stück im Jahr – per Post an einen riesigen Verteiler geschickt. Das waren oft unterschiedliche Drucksorten wie Folder oder Einladungen, die zeitgleich gemacht werden mussten. Das konnten wir uns auf Dauer aber nicht leisten, weder die Produktion noch den Versand, daher war die Zusammenführung aller relevanten Infos und Termine in ein Medium, das dann einmal monatlich verschickt wird, eine für manche Kolleginnen zwar gewöhnungsbedürftige, aber notwendige und kluge Maßnahme.

Als wir das Monatsprogramm eingeführt hatten, schickten plötzlich andere Landesmuseen ein Monatsprogramm im gleichen Format aus … Mittlerweile wurde das Monatsprogramm wieder weiterentwickelt und die Nachfrage ist sowohl analog als auch digital sehr groß.

Inwiefern hat sich das Joanneum in den Jahren, in denen du dabei warst, verändert? Wie war es zu Beginn, wenn man es mit heute vergleicht? Und wie hast du dich eventuell mitverändert?

Das Joanneum ist um viele Häuser und Abteilungen gewachsen. Als ich 2003 dazugekommen bin, bestand das Landesmuseum Joanneum im Wesentlichen aus Schloss Eggenberg, der Kulturhistorischen Sammlung, der Neuen Galerie, dem Naturkundemuseum, Schloss Trautenfels und Flavia Solva. 2003 kam das Kunsthaus dazu, dann wurde das Volkskundemuseum neu aufgestellt und Schritt für Schritt wuchs das Universalmuseum, bis zuletzt das CoSA 2019 eröffnet wurde. Das Marketing hat sich vor allem durch die Digitalisierung verändert: 2003 habe ich meine Excel-Listen noch mit der Hand geschrieben:

Als es das ZEUS-System noch nicht gab, haben wir uns mit einer Stempelkarte ein- und ausgestochen. Zudem haben wir eher mit den Kollegen telefoniert, als E-Mails geschrieben, was ich heute öfters noch für zielführender halte. Dafür mussten wir unsere Arbeit protokollieren, heute dokumentieren die E-Mails alles.

Meine Büro-Adresse hat sich einige Male verändert: von der Raubergasse bin ich ins Eiserne Haus und schließlich in die Mariahilferstraße 4 gezogen.

Ich habe mich insofern verändert, als dass ich im Laufe der Jahre gelassener geworden bin, dank des fortschreitenden Alters, dank der Erfahrung, dank Yoga?

Was gefällt dir am Universalmuseum Joanneum am besten?

Die Vielfalt. Es gibt Angebote für jedes Alter und für unterschiedliche Interessen: Man kann mitmachen, sich vertiefen und Neues kennenlernen.

Was wirst du vermissen und was vielleicht weniger, wenn du in Pension gehst?

Ich werde meine Kolleginnen und Kollegen aus dem 1. Stock in der Mariahilferstraße 4 furchtbar vermissen, gleich wie meine Arbeit bei der Planung und den Vereinbarungen mit den Medienvertretern, den Firmen. Seitdem ich im Joanneum bin, habe ich mit einigen Leuten sehr lange und meistens sehr gut zusammengearbeitet, hatte immer eine gute Gesprächsbasis, auch wenn die Bedingungen oft problematisch waren. Die budgetäre Situation im Marketing wurde immer schwieriger und das brachte seine kleinen Probleme mit sich, die wir jedoch immer gut gelöst haben. Ganz einfach gesagt: Es gibt es heuer ungefähr 50 % des Marketingbudgets von dem, was es 2003 gab, als ich hier begonnen habe. Inzwischen wurde der Betrieb aber doch um einige Abteilungen und Museen erweitert.

Was sind die lustigsten oder schönsten Momente, die dir einfallen?

Die schönen Momente waren immer die großen Eröffnungen, die werde ich nicht vergessen: Kunsthaus, Volkskundemuseum, Alte Galerie in Eggenberg, Jagdmuseum, Joanneumsviertel, etc. Das sind Projekte, an denen man lange arbeitet, und wenn sie eröffnet werden … das hat was.

In dem Jahr, bevor das Kunsthaus eröffnet wurde, habe ich mehr als 300 Überstunden gemacht. Ich hatte keine Zeit mehr unter der Woche, um einkaufen zu gehen, also fehlten mir zu Hause einige Dinge, wie beispielsweise Klopapier. Und jetzt wird ein großes Geheimnis gelüftet: Ab und zu habe ich eine Rolle von der Arbeit mit nach Hause genommen, weil ich einfach tagelang nicht zum Einkaufen gekommen bin (lacht).

In dieser Zeit haben wir in der Pause meistens auch nur ein Weckerl oder Ähnliches gegessen. Seit Astrid Rosmann zu uns gestoßen ist, haben wir uns zu den berühmten „Mittagspausen-Essengeherinnen“ entwickelt.

In welchem der Museen warst du geschätzt am öftesten und warum?

Geschätzt war ich am öftesten im Kunsthaus, weil das Büro so nah ist und manchmal war die Zeit da, zu einer Presse- oder Mitarbeiter/innenführung ins Kunsthaus zu gehen. An zweiter Stelle kommt dann gleich das Volkskundemuseum, weil mein Herz schon immer für die Volkskunde schlägt.

Gibt es eine Ausstellung, die dir in all den Jahren nicht aus dem Kopf gegangen ist, weil sie so toll war?

Wunderschön war es mit anzusehen, wenn beim „Wirbel in der Bubble“ das Kunsthaus immer voll mit fröhlichen Kindern war. Außerdem liebte ich die Kerzenlichtführungen mit Barbara Kaiser und Paul Schuster, gleich wie die von Eva Kreissl kuratierten Ausstellungen.

Wenn ich spontan an Ausstellungen denke, dann sind es die von Werner Reiterer – der Humor in seinen Werken ist wirklich toll, das Sujet zu seiner Ausstellung ist mein Lieblingssujet! Außerdem denke ich gern zurück an Sol Lewitt, Ai Weiwei, Shirin Neshat, Norbertine Bresslern-Roth, Hans Hollein, Maria Lassnig oder in der Volkskunde „Aberglaube – Aberwissen“. Und nicht zuletzt gehe ich immer wieder gerne in die Dauerausstellungen der Alten und Neuen Galerie und des Museums für Geschichte.

Elisabeth in ihrem kleinen Dschungel – im Hintergrund das Sujet von Werner Reiterer „Auge lutscht Welt“.

Was wird das Erste sein, das du machst, wenn du in den Ruhestand gehst?

Ich werde mit meinen Arbeitskolleginnen auf den Hochschwab gehen, das haben sie mir versprochen! Da meine Tochter in München studiert, werde ich viel Zeit dort verbringen und durch die wunderschönen Parks gehen. Und auch dort warten sehr viele Museen darauf, von mir besucht zu werden! Ich werde außerdem weiter für die Steiermark-Card arbeiten und bin auch dabei, mir eine ehrenamtliche Aufgabe zu suchen.

Welches Museum vom UMJ wirst du auch in der Pension öfters besuchen? – Oder wirst du dir eine Museumsauszeit gönnen?

Nein, ich brauche keine Auszeit! Weil wir hier im Marketing für alle Häuser des Joanneums arbeiten, haben wir niemals die Gelegenheit, alles zu sehen, was uns interessiert.

Was wirst du eines Tages deinen Enkeln über deinen früheren Beruf erzählen?

Dass ich ihnen auch einen so abwechslungsreichen Beruf wünsche, wie ich ihn hatte. Und dass ich jeden Tag gerne ins Büro gegangen bin, was einerseits mit meinen so liebenswerten Kolleginnen und andererseits mit den teils herausfordernden, aber immer interessanten Aufgaben zu tun hat.

Fotos: Alina Lerch

Kategorie: Museumseinblicke
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