17. März 2020 / Barbara Steiner

egami – Zur Ausstellung von Christian Helbock im Palais Thurn und Taxis in Bregenz

Kunsthaus Graz

Die Ausstellung von Christian Helbock im Palais Thurn und Taxis in Bregenz war leider nur sehr kurz – bis zum 1. März – zu sehen. Doch wollte ich darüber berichten, weil ich denke, dass es sich zum einen um eine wichtige Ausstellung handelt, und zum anderen mit und über die Ausstellung ein für mich bedeutender Diskurs zu Kunsträumen, Formen des Zeigens und institutionellen Strukturen geführt wird.

Das Palais Thurn und Taxis

Das Künstlerhaus Palais Thurn und Taxis wurde im Jahre 1848 erbaut (es hieß ursprünglich Villa Gülich) und ist seit 1953 Sitz der Berufsvereinigung bildender Künstlerinnen und Künstler Vorarlbergs. Im Haus finden monatlich wechselnde Ausstellungen statt. Die Villa ist umgeben von der schönsten Parkanlage der Stadt. Diese wurde nach der Erweiterung des Areals 1887 von Gustav Prinz von und zu Thurn und Taxis angelegt. Der botanische Garten umfasst rund 6.700 m².

Nationalmuseum Sarajevo, Foto: Christian Helbock

Sammlung Beyeler, Foto: Christian Helbock

Die Ausstellung

Christian Helbock widmet sich in der Ausstellung den verschiedenen Kunsträumen. Seine Fotografien von Museen und anderen Kunstinstitutionen beziehen sich auf institutionelle Ausstellungspraxen und Displays. Helbock hat ein großes Gespür, Kunstwerke und ihre institutionelle (Re-)Präsentation fotografisch so zu fassen, dass nicht nur die ausgestellten Werke, sondern auch Begleitumstände des Zeigens in den Blick geraten. Im Prinzip handelt es sich um eine institutionelle Recherche mit Mitteln der Fotografie. Die Fotografien sowie verschiedene Artefakte werden in präziser Weise zueinander im Raum platziert.

Im Rahmen der Ausstellung begegnen wir auf diese Weise direkt und indirekt Arbeiten von Sigvard Bernadotte / Acton Bjørn, Olaf von Bohr, Anna Castelli Ferrieri, Joe Colombo, Heinrich Dunst, Félix González-Torres, Sanja Iveković, Christian Jankowski, Friedrich Kiesler, Gert Lange, Karl Lagerfeld, Rafa Prada, Susan Philipsz, Susanna Rade, Tobias Rehberger, Jason Rhoades, Michael Riedel, Björn Roth / Dieter Roth, Gregor Schneider, Franz West und Heimo Zobernig. Dazu sind Objekte zu sehen, die Helbock zusammengetragen hat, darunter auch einige Möbelstücke aus seinem Besitz sowie geometrische Arbeiten und Farbuntersuchungen. Eine wichtige Rolle spielen Videogespräche, die er mit Künstlerinnen und Künstlern sowie Kuratorinnen und Kuratoren im Laufe verschiedener Projekte über die Jahre geführt hat.

Christian Helbock, Foto: Barbara Steiner

Führung durch die Ausstellung, Harald Schwarz (Videostill)

Interessant fand ich, dass die Ausstellung selbst zum künstlerischen Instrument wird. Sie ist im Grunde genommen eine Versuchsanordnung, die museale Präsentationsformen und Ordnungen mit subjektiven Formen der Aneignung und Einverleibung verbindet. Am 6.2. habe ich zu Räumen des Ausstellens gesprochen – in der Ausstellung. Wir haben einfach ein wenig umgebaut!

Vortrag, Foto: Harald Schwarz

E G A M I  >>> I M A G E

Und falls sich nun der/die eine oder andere fragt, was der Titel bedeuten soll: Egami heißt Image (englisch für Bild, Abbild, Darstellung), rückwärts gelesen. Helbock befasst sich seitdem er künstlerisch tätig ist mit Fragen des Bildes: was ist ein Bild (gerade noch), wie entsteht es, wie lässt es sich übersetzen, beziehungsweise, lässt es sich überhaupt übersetzen. Darüber hinaus interessiert sich der Künstler für die Rückseite des Bildes, weil diese immer auch etwas von seinem Kontext verrät. Sein Interesse erstreckt sich im Übrigen auch auf die „Rückseiten“ der Institution und deren „unterbelichteten“ Teilen.

 

Kategorie: Kunsthaus Graz
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