23. März 2015 / Ulrich Becker

Herr über die Zeit – große und kleine Uhren #MusealeSchätze

Museum für Geschichte

Uhren sind Zeugen für den unaufhaltsamen Lauf von Zeit und Welt. Fürsten sammelten die kostbaren Messinstrumente und verliehen ihnen Symbolcharakter. Am Hof beschäftigten sie Mathematiker als Uhrmacher, da sich das Geschäft des Zeit-Machens als besonders erfolgreich erwies. Der Uhrturm auf dem Grazer Schlossberg beispielsweise ist nicht nur ein Wahr- und Markenzeichen von und für die Stadt selbst, er ist auch steingewordener Anspruch seines Erbauers, Erzherzog Karls II. (1540–1590), seinen Untertanen von oben herab die Zeit vorzugeben. Große und kleine Uhren gibt es auch in der Kulturhistorischen Sammlung zuhauf. Ideal für unsere Blogserie Museale Schätze. 

 

KHS, Inv.-Nr. 6032, 568, 9223 (v. l. n. r.), 2 sog. Türmchenuhren, 1. Tischuhr, Nürnberg, Mitte 16. Jh. Zuletzt ausgestellt in: Idee und Form. Mathematik und die Schönheit der Wissenschaft, Neue Galerie Graz, UMJ, Joanneumsviertel, 27.02.–11.05.2014

KHS, Inv.-Nr. 6032, 568, 9223 (v. l. n. r.), 2 sog. Türmchenuhren, 1. Tischuhr, Nürnberg, Mitte 16. Jh. Zuletzt ausgestellt in: Idee und Form. Mathematik und die Schönheit der Wissenschaft, Neue Galerie Graz, UMJ, Joanneumsviertel, 27.02.–11.05.2014

Vom kleinen Rädchen im großen Getriebe

Die genaue Einteilung der Zeit und ihre Ökonomie wurde zu einem Anliegen, um Einteilung und Ordnung der Zeit zu gewähren. Die Forderung lautete: Zeit ist nicht immer Geld, aber ein kostbares Kapital, das es sinnvoll zu nutzen gilt. Im universitären Bereich erinnert noch heute die „akademische Viertelstunde(hora cum tempore) an die Besonderheit von Stunde und Viertelstunde, jene eingeteilten Zeitabschnitte, nach denen sich das Leben richtet.

 

Ein unscheinbares Messingprodukt mit chronologiegeschichtlicher Bedeutung

Die Klappsonnenuhr, die Georg Aunpeck, gen. von Peuerbach 1455 für Kaiser Friedrich III. schuf, gehört zum festen Kern der Dauerausstellung im Museum im Palais. Aktuell bereichert sie die große Jubiläumsausstellung der Wiener Universität im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek (Wien 1365. Eine Universität entsteht, 06.03.–03.05.2015).

 

"Klappsonnenuhr", Georg von Peuerbach, 1455, Messing gegossen, graviert, Foto: UMJ / N. Lackner

“Klappsonnenuhr”, Georg von Peuerbach, 1455, Messing gegossen, graviert, Foto: UMJ / N. Lackner

 

Weniger bekannt, dafür genauso hochwertig ist der Uhrenbestand des Museums im Palais, der Preziosen des Uhrmacherhandwerks aus Renaissance, Barock, Biedermeier und Gründerzeit ebenso umfasst wie große Turmuhrwerke. Hierbei handelt es sich beispielsweise um das Turmuhrwerk aus Bruck an der Mur von Franz Andreas Hirsch aus dem Jahre 1749: ein Denkmal der steirischen Eisenherstellung, ein großer Schritt für die Zeitmessung.

KHS, Inv.-Nr. 0354, Turmuhrwerk aus Bruck a. d. Mur. bezeichnet: „FRANDZ:ANDÄ:HIRSCH: IN: PRUGG:MUR:1749“m und „RENOV: IOH: MICH: HOLDERER: IN. EISENERD 1797“.

KHS, Inv.-Nr. 0354, Turmuhrwerk aus Bruck a. d. Mur. bezeichnet: „FRANDZ:ANDÄ:HIRSCH: IN: PRUGG:MUR:1749“m und „RENOV: IOH: MICH: HOLDERER: IN. EISENERD 1797“.

„Seit jeher gehören Turm und Uhr zusammen, …

 … und als die Zeit für eine hochwertige Uhrenproduktion gekommen war und die kleine feine Uhr zu einem Exportschlager geworden war, wurden auch kleine Uhrtürme als Tischformat gebaut“, so Ulrich Becker, Sammlungskurator der Kulturhistorischen Sammlung. Der Fürst wollte sie schließlich neben sich haben, um den anwesenden Herren die Zeit zu geben. Jene „Türmchenuhren“ wurden um die Mitte des 16. Jahrhunderts hergestellt und fanden in den letzten Jahren ihren Weg in die Uhrensammlung des Universalmuseums Joanneum. Erfindungsreichtum, handwerkliche Präzision und wissenschaftlicher Anspruch mit persönlichem Luxusbedürfnis: eine Kombination von Ästhetik, die auch für Erzherzog Karl II. am Grazer Hof ein „Must-have“ war.

 

Kategorie: Museum für Geschichte
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