
Stifel, Michael: Ein Rechen Büchlin Vom EndChrist … Wittenberg 1532, Exemplar der Stadtbibliothek Mainz, XIII q 14 Nr. 2 aus dem Besitz von Achilles Pirmin Gasser zu Lindau
29. Juni 2014 / Anna Fras
Blogserie: Das Einmaleins der Redewendungen, Teil 5
Andreas Metelko gibt die Antworten auf diese Fragen in seinen Themenführungen im Museum im Palais. Dort gibt es nämlich zahlreiche Exponate zu sehen, die den Ursprung dieser und anderer vertrauten Redewendungen erklären. Für eine kleine Serie im Museumsblog hat er sich Zeit genommen, einige Highlights zu erzählen und das Rätsel um die Herkunft so mancher vertrauten Redewendung zu lüften.
“Einen Stiefel zusammenrechnen”
Dieses Sprichwort geht auf Michael Stifel (auch: Styfel, Stieffel, Stiefel; * um 1487 in Esslingen am Neckar; † 19. April 1567 in Jena) zurück, der ein deutscher Theologe, Mathematiker und Reformator war. Er befasst sich mit Rechenkünsten, zur Berechnung des Weltuntergangs 1533 und der Tragikomödie auf der Lochauer Heide. Stifel beschäftigte sich anfangs mit der so genannten „Wortrechnung“. Damit versuchte er, Texte und Buchstaben der Bibel mathematisch zu deuten und kam so in seiner Schrift Vom End der Welt (Wittenberg 1532) zu dem Ergebnis, dass die Welt am 19. Oktober 1533 um 8 Uhr morgens untergehe. Seine Pfarrgemeinde hatte er in diesem Sinne eingestimmt, mit der Folge, dass die Bauern weitgehend ihre Arbeit einstellten. Besitztümer wurden aufgegeben, Stifel verschenkte seine Bücher. Fremde pilgerten nach Lochau, denen Stifel im Vorfeld des prognostizierten Weltuntergangs laufend die Beichte abnahm. Als der Untergang nicht eintraf, wurde er festgenommen und kehrte nach vierwöchiger Haft nicht mehr nach Lochau zurück. Die Redewendung „einen Stiefel rechnen“ oder „einen Stiefel reden“ geht auf diese Affäre zurück.
Zum Nachlesen
Teil 1: “Das kommt mir spanisch vor”
Teil 2: “Bis zur bitteren Neige”
Teil 3: “Mit dem goldenen Löffel im Mund aufwachsen”
Teil 4: “Das ist mir Schnuppe!”
Schlagworte: Blogserie Redewendungen