18. November 2015 / Niki Knopp
Wissenschaft ausstellen – Wissenschaft vermitteln
Ausgangslage für den Workshop war die Planung des „Forums Wissen“ in Göttingen. Die Universität Göttingen hat 30 wissenschaftliche Sammlungen aus den verschiedensten Forschungsbereichen, darunter auch eher ungewöhnliche wie lebende Algen, mathematische Modelle und Instrumente, Moulagen oder eine Sammlung zur Geschichte der Geburtsmedizin.
Die jüngst geschaffene zentrale Kustodie verwaltet diese über ganz Göttingen verstreuten Sammlungen und verfolgt den Plan, ein Museum zu schaffen, in dem Möglichkeiten der Wissenschaftsvermittlung ausgelotet werden sollen. In einer Basisausstellung mit mehreren Themenräumen sowie Sonderausstellungen und diversen Veranstaltungsformaten soll disziplin- und zeitübergreifend das Wesen von Wissenschaft dargestellt werden. Die Themenräume behandeln einzelne (reale und gedankliche) Orte des Wissen-Schaffens wie „Schreibtisch“, „Labor“, „Elfenbeinturm“ oder „Auf Reisen“ und sollen zur Auseinandersetzung mit Wissensproduktion anregen.
Interessante Vorträge und Gespräche
Marie Luisa Allemeyer (Direktorin Zentrale Kustodie) und Joachim Baur (Ausstellungsmacher) berichteten über dieses „Forum Wissen“ und den Stand der Planung. In der anschließenden Diskussion wurde noch einmal deutlich, dass es sich um ein „Metamuseum des Wissens“ handelt, um Wissensgewinn und -entstehung – und nicht um den Fokus auf einzelne Disziplinen. Dennoch sollen dort auch aktuelle Forschungsergebnisse diskutiert und präsentiert werden können.
Bei den weiteren Vorträgen wurden verschiedene Aspekte des Ausstellens – mit Blick auf die Wissenschaft – angesprochen. So zeigte Christian Vogel (Referent für Wissensforschung an der Zentralen Kustodie) verschiedenste Aspekte auf, die bei der Präsentation einer Sammlung von medizinischen Moulagen thematisiert werden können – vom handwerklichen Aspekt über die (persönliche) Krankengeschichte bis zu Medizingeschichte und Ethik. Fragen zu Art von und zum Umgang mit Interviews (u. a. Oral History) in Ausstellungen wurden von Susanne Wernsing gestellt.
In den Beiträgen von Renate Flagmeier (Werkbundarchiv – Museum der Dinge, Berlin), Bettina Habsburg-Lothringen (Museumsakademie Joanneum, Graz) und Tobias Nettke (Museumspädagogik und -kommunikation an der Hochschule f. Technik und Wirtschaft, Berlin) ging es um verschiedene Vermittlungsstrategien: Welche Möglichkeiten bieten Objekte oder Texte als Ausgangspunkte für größere Erzählungen, wie änderte sich in den letzten Jahrzehnten die personenbezogene Darstellung (vom Herrscher über Gruppen zum Individuum)? Welche Formen der Interaktion und Partizipation sind in (Wissenschafts-)Ausstellungen sinnvoll bzw. notwendig?
Neben den inhaltlichen Inputs der Vortragenden bot auch der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, Tschechien, der Schweiz und Österreich die Gelegenheit, neue Sichtweisen kennenzulernen sowie die eigene Arbeit zu reflektieren.
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