22. August 2016 / Karin Leitner-Ruhe
Vom Schwein und der Meerkatze bei Albrecht Dürer, Wunder Tier Teil 10
Mit dem Kupferstich Maria mit der Meerkatze schuf Albrecht Dürer sicher eines der ungewöhnlichsten Marienbilder der Kunstgeschichte. Er verwendete dafür – kurz nach der ersten Italienreise 1494/95 – eine seiner frühesten Naturstudien. Dürer scheint von Affen sehr fasziniert gewesen zu sein, immer wieder tauchen sie in seinem zeichnerischen Werk in Form von Skizzen auf. Im Hafen von Venedig oder während seiner Reise in die Niederlande (1520/21) konnte der Künstler diese exotischen Tiere sehen und nach der Natur zeichnen. In Antwerpen soll er sogar selbst eine Meerkatze gekauft haben!
Der Affe, der dem Menschen eigentlich so ähnlich ist, wird als ein Zerrbild desselben verstanden. Aufgrund seines frechen und ungestümen Verhaltens ist er in der Symbolik negativ behaftet. Speziell im Zusammenhang mit Maria und dem Jesuskind steht er für den Sünder, der an die Kette gelegt wurde. Das Christuskind, der Überwinder der Sünde, lockt mit einem Saugbeutel einen Singvogel an. Dieser verkörpert die befreite Seele, die zum Himmel aufsteigt und zu Gott gelangt.
Schweine wurden seit jeher als unrein angesehen. Aufgrund ihrer Gefräßigkeit bzw. als Allesfresser stehen sie für die Todsünde der Völlerei. Im Stich Der verlorene Sohn (Lukasevangelium 15, 11–32) sind sie gemeinsam mit dem büßenden jungen Mann prominent in den Vordergrund gerückt und symbolisieren die Unmäßigkeit, mit der er sein Erbe in kürzester Zeit ausgegeben hat.
Kaum erkennbar deckt im Hintergrund auf dem Misthaufen ein Hahn eine Henne, was wiederum ein Sinnbild für das sündhafte Leben des Sohnes ist. Dürer wählte bei diesem Bild den Moment der größten Reue des Sünders, der letztendlich den Weg zu Gott bahnt.
Tipp:
Gemeinsam mit dem Meisterwerk Adam und Eva sind diese beiden Blätter in Original noch bis 4. September in der Alten Galerie zu sehen. Allen, die noch mehr über die Tierwelt bei Albrecht Dürer erfahren möchten, sei die Kuratorinnenführung am 28. August um 14:30 Uhr empfohlen.
Schlagworte: Tiere im Museum | Wunder Tier
Andreas Behrens
Wie wurde das Leben in der Natur zur Renaissancezeit gedeutet? Alles bestand aus vier Elementen, das Feuer, die Luft, das Wasser und die Erde. Die Mischung der Elemente war zu sehen in der Vogelwelt, sie wurde symbolhaft gedeutet durch das Fliegen in der Luft. Das Wasser beheimatete die Fische, Schweine und Meerkatze galten zum Beispiel als erdverbunden. Das Feuer wurde mythisch durch den Phönix oder den Feuersalamander erklärt. Die Deutung der Elemente war vielschichtig. Die Luft wurde auch für einen Zeitraum benutzt, der den beliebten Frühling im Jahreskreis anbahnen sollte. Der Sommer – wegen der Hitze – wurde als feurig bezeichnet. Im Herbst wo die Ernte abgeschossen war, trat eine Ruhephase ein, die als erdig begriffen wurde. Der Winter galt als kalt und trocken und war mit dem kühlen Wasser gekennzeichnet. Diese Vielschichtigkeit spiegelt sich in Dürers Druckgrafik. Tiere und Menschen galten als von Gott erschaffen. Selbst die Art und Weise wie zwischen Menschen und Tieren agiert worden war, wurde als temperamentvoll angesehen. So gibt es hitzige, freundliche, nachdenkliche und eher kühle Temperamente, die durch den jeweiligen Geburtszeitpunkt im Jahreskreislauf bestätigt wurden. Alle Pflanzen, jedes Tier und jeder Mensch bestanden aus vier Elemente, die alle ein eigenes unterschiedliches Mischungsverhältnis aufwiesen. War etwas aus dem Gleichgewicht gelaufen, galt es als gegen die Natur gerichtet, und galt gleichsam gegen die göttliche Ordnung. Das musste auch der verlorene Sohn begreifen, er hatte gegen seinen Vater und Gott gehandelt, da er sein Erbteil verschleuderte und nicht durch eigene Arbeit das Leben bestritten hatte. So sieht er aus, der verlorene Sohn, selbst die Schweine bekamen zu fressen, er aber musste hungern. Die Meerkatze stand gut im Futter, sie war angekettet, sie bekam ihr Fressen, wie der angekettete Hund, der auf ein Anwesen aufpassen sollte. Sobald sich der Mensch um die Tierwelt kümmerte, verlängerte sich auch die eigentliche Lebenszeit der Tiere. Der Streit um die Nahrung verkürzt oder verlängert das Leben. Der Saugbeutel (Nuckel) des Jesuskindes wird dem Vogel vorgehalten, als ob der Vogel – sobald er Hunger verspürt – eine Ablenkung erfahren sollte. Der Streit um die Nahrung war und ist ein ewiges Thema was Christen immer erörtern sollten.
Andreas Behrens
Wie wurde das Leben in der Natur zur Renaissancezeit gedeutet? Alles bestand aus vier Elementen Feuer, Luft, Wasser und Erde. Die Mischung der Elemente war in der Vogelwelt zu sehen, die durch das Fliegen in der Luft symbolhaft gedeutet wurde. Das Wasser beheimatete die Fische, Schweine und Meerkatze dagegen, galten zum Beispiel als erdverbunden. Das Feuer wurde mythisch durch den Phönix oder den Feuersalamander erklärt. Die Deutung der Elemente war vielschichtig. Die Luft wurde auch für einen Zeitraum benutzt, der den beliebten Frühling im Jahreskreis anbahnen sollte. Der Sommer – wegen der Hitze – wurde als feurig bezeichnet. Im Herbst, wo die Ernte abgeschossen war, trat eine Ruhephase ein, die als erdig begriffen wurde. Der Winter galt als kalt und trocken und war mit dem kühlen Wasser gekennzeichnet. Diese Vielschichtigkeit spiegelt sich in Dürers Druckgrafik. Tiere und Menschen galten als von Gott erschaffen. Selbst die Art und Weise wie auch zwischen Menschen und sogar Tieren agiert worden war, wurde als temperamentvoll angesehen. So gibt es hitzige, freundliche, nachdenkliche und eher kühle Temperamente, die durch den jeweiligen Geburtszeitpunkt im Jahreskreislauf bestätigt wurden. Alle Pflanzen, jedes Tier und jeder Mensch bestanden aus vier Elementen, die alle ein eigenes unterschiedliches Mischungsverhältnis aufwiesen. War etwas aus dem Gleichgewicht gelaufen, galt es als gegen die Natur gerichtet, und somit gegen die göttliche Ordnung. Das musste auch der verlorene Sohn begreifen: Er hatte gegen seinen Vater und Gott gehandelt, da er sein Erbteil verschleuderte und nicht durch eigene Arbeit das Leben bestritten hatte. So sieht er aus, der verlorene Sohn, selbst die Schweine bekamen zu fressen, er aber musste hungern. Die Meerkatze stand gut im Futter, sie war angekettet, sie bekam ihr Fressen, wie der angekettete Hund, der auf ein Anwesen aufpassen sollte. Sobald sich der Mensch um die Tierwelt kümmerte, verlängerte sich auch die eigentliche Lebenszeit der Tiere. Der Streit um die Nahrung verkürzt oder verlängert das Leben. Der Saugbeutel (Nuckel) des Jesuskindes wird dem Vogel vorgehalten, als ob der Vogel – sobald er Hunger verspürt – eine Ablenkung erfahren sollte. Der Streit um die Nahrung war und ist ein nicht aufhörendes Thema.