Hermann Schischegg, Innenaufnahme Annenhofkinos, 1923 Archiv Annenhofkino/Privatbesitz

26. Februar 2014 / Christoph Pelzl

Kinogeschichte – Vom “Sesshaft werden” und der richtigen Begleitmusik

Kunst- & Naturvermittlung | Museumseinblicke | Neue Galerie mit BRUSEUM

In einer kleinen Miniserie zur Sonderausstellung Streiflichter. Film und Kino in der Steiermark 1896-1945 beleuchten wir die Filmgeschichte in der Steiermark. Was hatte es mit Wanderkinos auf sich, wer waren die Pioniere und waren die Filme anfangs wirklich nur schwarz-weiß und “stumm”?

 

Erste ortsfeste Kinos

In Wien gab es im Jahr 1903 bereits drei ständige Kinos, in der Steiermark vollzog sich das „Sesshaft werden“ zunächst zaghaft. 1906 eröffnete Oskar Gierke das erste ortsfeste Kino in Graz, es blieb für einige Jahre das einzige seiner Art in der Steiermark. Dieses „Grazer Bioskop“ befand sich in der Jakominigasse (heute: Conrad-von-Hötzendorf-Straße), es fasste 300 Personen. 1909 wurde Hans Partl zum Kinobesitzer und eröffnete am sogenannten Joanneumsspitz das „Stadt-Bio“. Im gleichen Jahr wurde auch Gierkes zweites Kino eröffnet: Das „Bioskoptheater Annenhof“ fasste ca. 1.000 Personen und war nach dem Vorbild eines Theaters eingerichtet. 1910 wurde das Edison-Theater eröffnet: Auch dieses Kino war traditionellen Theaterbauten nachempfunden und bezeichnete sich als das „schönste Kino der Monarchie“. Es kündigte nicht weniger an als „flimmerfreie, lebende, sprechende und singende Bilder in höchster Vollendung“.

Ab 1909/10 ermöglichten auch Kinos in der steirischen Provinz dem ländlichen Publikum ein regelmäßiges Filmvergnügen. Das Wanderkino jedoch verlor zunehmend an Bedeutung.

 

Der Ton macht die Musik – Die Anfänge des Tonfilms

Heutzutage glauben viele Menschen, dass Spielfilme in ihren Anfangsjahren ausschließlich schwarz-weiß und stumm gewesen wären. Ein Irrglaube. Wirklich stumm war der Film nie – schon kurz nach der Geburt des Kinos wurden Filme akustisch untermalt, zunächst mit einfachen Geräuschbeigaben. Bei komplexeren Inhalten kommentierte und dokumentierte der „Filmerklärer“ das Gesehene. Dieser neue Berufsstand wurde aber schon bald durch die Film-Zwischentitel wieder verdrängt.

Filmplakat Theater-Kino, „S’Liebchen von der Alm“, 1928 © Steiermärkisches Landesarchiv, Graz

Filmplakat Theater-Kino, „S’Liebchen von der Alm“, 1928
© Steiermärkisches Landesarchiv, Graz

 

Auch die Filmmusik gab es von Beginn an, beinahe jede Vorführung wurde musikalisch untermalt. Zumeist mittels Schallplatten. Aber auch Musiker begleiteten die Handlung. Zum Teil handelte es sich um improvisierte Stücke, allerdings gab es ab ca. 1910 auch eigens komponierte Filmmusik. Ungefähr zur selben Zeit gab es in den größeren Kinos eigene Orchester. Das Annenhof-Orchester beispielsweise sorgte bei jeder Aufführung im Annenhofkino für die richtige Begleitmusik. Auch für die Musiker selbst waren die Vorführabende ein Erlebnis. Ein „Kinomusiker“, der vorwiegend im Bezirk Liezen tätig war, erklärte, dass es schon mal vorkommen konnte, dass ihm das Publikum während der Vorführung zurief, was er denn spielen solle. Das musikalische Repertoire musste die aktuellsten Schlager und beliebtesten Volkslieder beinhalten.

Für die Kinos praktikabler wurde der tönende Film, als der Ton direkt auf dem Filmstreifen aufgebracht wurde: Ende der 1920er-Jahre löste das Lichtton-Verfahren das ältere Nadelton-Verfahren ab. Damit wurden bereits mit dem Film Begleitmusik und Sprache sowie atmosphärische Geräusche abgespielt. Das technische Aufrüsten, das das Ende des Stummfilms besiegelte, kostete viel Geld und war gerade für kleinere Betriebe schwer leistbar – auch regte sich Widerstand gegen den Tonfilm. Dennoch schritt die technische Umstellung auf Tonfilm voran und Ende 1930 konnten schon 116 der 869 österreichischen Kinos Tonfilme abspielen.

Wer sich intensiver mit Stumm- und Tonfilmen auseinandersetzen möchte, dem empfehlen wir folgende Blogs und Beiträge zu lesen:
Stummfilm-Blog
Hugo E. Martin’s Blog
Hauptsache Stummfilm

Falls ihr weitere Blogs kennt, die sich mit dem Thema befassen, schickt uns doch den Link! Wir nehmen sie gerne in die Liste auf.

 

Streiflichter. Film und Kino in der Steiermark 1896-1945
Multimediale SammlungenJoanneumsviertel, 8010 Graz
Eröffnung: 27.02.2014, 19 Uhr
Laufzeit: 28.02.-02.11.2014
Kuratorin: Maria Froihofer

Kategorie: Kunst- & Naturvermittlung | Museumseinblicke | Neue Galerie mit BRUSEUM
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