Archäologinnen und Archäologen bei der Arbeit, Juni 2020, Foto: Levente Horvath

21. Juli 2020 / Levente Horvath

Die erste Grabungswoche am Schöckl

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Jede Grazerin und jeder Grazer kennt den Schöckl. Nur die wenigsten wissen, dass bereits die Römer dort ein Höhenheiligtum rund um den Ostgipfel errichteten. Bei den Grabungen letzte Woche kam einiges zum Vorschein und es stellte sich die Frage: "Stand dort vielleicht auch eine Statue oder ein Kultbild?".

Seit 2015 forscht das Institut für Antike der Universität Graz (ehemals Institut für Archäologie) bei der römischen Fundstelle rund um den Ostgipfel am Schöckl. Die Grabungen der letzten Jahre enthüllten Ausschnitte eines ausgedehnten Höhenheiligtums rund um den Ostgipfel. Dabei wurden zahlreiche Münzen, Glasarmreifen, Glasperlen und einige weitere Metall- und Keramikfunde geborgen, die als Weihegabe an die Götter der Antike in den Boden gelangten. Zudem konnten auch Teile eines Sakralgebäudes am höchsten Punkt des Ostgipfels nachgewiesen werden. Von diesem waren nur mehr Teile der Grundmauern erhalten, der Grundriss konnte bis jetzt nicht ganz geklärt werden. Bemerkenswert waren aber die zahlreichen bemalten Wandverputzreste, die von Wandmalereien im Inneren des Gebäudes zeugen.

 

Erste Funde am Ostgipfel des Schöckls, Bergung von Wandmalereiresten, Foto: Levente Horvath

Zeitreise durch mehrere Schichten

Die diesjährige Grabungskampagne ist eine Kooperation zwischen dem Institut für Antike der Universität Graz und dem Universalmuseum Joanneum. Das Ziel ist, die bisher unerforschten Bereiche dieses Sakralbaus am Ostgipfel zu untersuchen. In der ersten Grabungswoche wurde zunächst der Humus abgetragen, danach kamen mehrere Schuttschichten zum Vorschein, die die Überreste des Sakralgebäudes überdecken. Bereits beim Abtragen dieser Schichten wurden mehrere römische Münzen gefunden, die wie auch die bisherigen Funde als Opfergabe in den Boden gelangten. Nachdem der grobe Schutt mit größeren Steinen in den meisten Bereichen abgetragen wurde, kamen feinere Schuttschichten mit Mörtelgrus und den schon bekannten Wandverputzfragmenten zum Vorschein. Dies ist eine übliche Situation bei verstürzten Gebäuden: Zuerst bröckelt der Putz von den Mauern herab, danach wird von Frost, Wind und Wetter der Mörtel zwischen den Mauerfugen herausgeschwemmt und schließlich stürzen die Mauern zusammen und kommen über dem Verputz und dem Mörtel zum Liegen.

Vorbereitung für die Grabung, Juni 2020, Foto: Levente Horvath

Rätselhaftes Mauerfragment

Inzwischen zeichnen sich in der diesjährigen Grabungsfläche bereits auch einige Mauerabschnitte ab. Ein Mauerstück, welches letztes Jahr in einem kleinen Schnitt schon angetroffen wurde und mehr Fragen als Antworten mit sich brachte, dürfte nach den Ergebnissen der heurigen Grabung ein Sockel im Inneren des Sakralgebäudes gewesen sein. Vielleicht stand hier früher eine Statue oder anderes Kultbild der verehrten Gottheit. Vielleicht stand der Sockel auch in Zusammenhang mit der Kultpraxis beim Höhenheiligtum. Im Moment gibt es noch keine klaren Antworten, hoffentlich finden sich noch weitere Indizien bei der Grabung und bei den anschließenden Recherchen.

Nächste Woche gehen die Grabungen weiter und werden sicherlich weitere spannende Fragen und vielleicht auch ein paar Antworten mit sich bringen!

 

Hier geht es weiter zur zweiten Grabungswoche und zur dritten Grabungswoche.

 

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