Sujet, “Sonic Projections”, © Bill Fontana, 2019

14. Juli 2020 / Katrin Bucher Trantow

Der akustische Schatten des Baumes oder das Brausen des Lichts – „KULTUR INKLUSIV“ begleitet das Klangkunstprojekt „Sonic Projections“

Kunsthaus Graz

Wenn es um die sensible Erweiterung von Wahrnehmung geht, ist ein Perspektivenwechsel beziehungsweise ein Austausch von Erfahrungen äußerst sinnvoll. Für Sonic Projections des Künstlers Bill Fontana steht die Wahrnehmung des Umfeldes im Zentrum.

Als Dialog von weltweit gesammelten Klängen zwischen Kunsthaus und Schloßberg agiert das Projekt mit dem und im Stadtraum. Eine Gruppe von Menschen mit und ohne Hör- und Sehbeeinträchtigung nahmen Anfang des Jahres 2020 das Projekt zum Ausgangspunkt für ein Erforschen von Wahrnehmungen und Erfahrungen im Stadtraum. Die Gruppe sprach dabei über gute und weniger gute Plätze in der Stadt, über Sicherheit und mehrsprachige Kommunikation, die in einer inklusiven, digitalisierten Gesellschaft immer breitere Präsenz bekommen soll und kann. Gebärden-, Braille- und die verschiedenen Schriftsprachen aus Nachbarländern öffentlich zu machen, trägt einerseits einem Bedürfnis einer Gruppe von Mitbürger_innen Rechnung; andererseits erweitert eine solche Mehrsprachigkeit, im Sinne des Projekts, auch die Wahrnehmung in Bezug auf die heterogene Gesellschaft, die wir sind.

Foto: Kunsthaus Graz/M. Grabner

Beim Austausch über die Erfahrungen des Hinschauens und Hinhörens fanden wir außerdem wunderbare Gemeinsamkeiten wie etwa das Genießen des Luftrauschens an der Mur, der Weite des Himmels am Schloßberg, des akustischen und visuellen Schattens im Park und als Wesentlichstes den alle verbindenden Sinn – den Geruchssinn.

Aus diesem Umstand lud die Gruppe den Künstler Heribert Friedl (* 1969 Feldbach, lebt in Wien) ein, mit ihnen einen Spaziergang durch die Stadt zu machen: immer der Nase nach.

Friedl, der sich seit Jahren mit dem Geruch als skulpturalem Medium beschäftigt, hat aus der Erfahrung des Spaziergangs nun ein Hör- und Schriftstück gemacht, das in Form von fühlbaren Plakatwänden dem Sprechen über Geruch nachgeht. Dieses wird zum Abschluss des Projekts nun an den Fassaden der Uni Graz, an der Akademie Graz und im Kunsthaus zum Erfühlen und Betrachten für alle auftauchen – als ein Beispiel für den direkten Output aus dieser Zusammenarbeit, neben inklusiven Führungen im Stadtraum und vielem mehr.

Halten Sie inne, wenn sich das Ungewohnte in Ihre Wahrnehmung schiebt.

Heribert Friedl, Wenn alles beginnt sich aufzulösen, dann ist vielleicht der Geruch das große Verbindende (Plakatserie), 2020

Kategorie: Kunsthaus Graz
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