Die Grabungen am Ostgipfel des Schöckls gehen in die zweite Runde, Juli 2020, Foto: Levente Horvath

Die Grabungen am Ostgipfel des Schöckls gehen in die zweite Runde, Juli 2020, Foto: Levente Horvath

5. August 2020 / Levente Horvath

Zweite Grabungswoche am Schöckl

Archäologie und Münzkabinett | Ausstellungen | Forschung | Gastbeiträge | Museumseinblicke

Die zweite Woche der Grabungen am Ostgipfel des Schöckls bringt spannende neue Erkenntnisse: Zu den archäologischen Highlights zählt neben auffallend gut erhaltenen römischen Fibeln ein antiker Mauersockel.

Am Ende der ersten Grabungswoche sind wir bereits auf die Schuttschichten des römischen Sakralgebäudes am Ostgipfel des Schöckls (3./4. Jh. n. Chr.) gestoßen. In den ersten Tagen der zweiten Woche wurden diese Schuttschichten komplett abgetragen. Dabei konnten wir zahlreiche, teils bemalte Wandverputzfragmente bergen. Während der Grabung waren nur bunte Streifen, meist in Rot und Gelb, erkennbar. Man darf aber auf die Ergebnisse nach der Reinigung gespannt sein: Letztes Jahr waren manche Überraschungen wie Ritzinschriften erst bei der Bearbeitung nach der Grabung erkennbar!

Die Grabungen aus der Vogelperspektive

Neue Funde bringen Erkenntnisse – und werfen Fragen auf, Juli 2020, Foto: Levente Horvath

Die meisten Verputzfragmente lagen noch in originaler Versturzlage um den Mauersockel im Inneren des Gebäudes, der bereits in der ersten Woche gut erkennbar war. Leider war die östliche Seite des Sockels durch spätere Bodeneingriffe bereits stark in Mitleidenschaft gezogen, die westliche Seite und ein Teil der Nord- und Südseite sind aber noch gut erhalten. Inzwischen erscheint es zunehmend wahrscheinlich, dass dieser Sockel innerhalb des Sakralgebäudes eine wichtige Rolle einnahm. Es ist auffallend, dass viele der in der Antike geweihten Funde – meist wurden bei der Grabung Münzen gefunden – unmittelbar neben diesem Mauersockel deponiert waren. Da viele der Münzen im (!) verstürzten Verputz und nicht darunter gefunden wurden, ist es gut vorstellbar, dass Menschen im 3./4. Jahrhundert n. Chr. das Gebäude noch als Kultplatz nutzten, als es schon zu verfallen begann. Dabei dürften die Münzen zum Sockel gelegt worden sein, als der Verputz bereits abzubröckeln begann.

Der Sockel bot aber noch weitere spannende Details: Noch vor dem Verfall wurde er anscheinend im Norden erweitert und damit vergrößert. Interessant war auch die Nordwestecke des Sockels, denn hier konnte eine Planierung mit einer großen Schieferplatte erfasst werden. Dabei handelt es sich um ein originales Gehniveau – über diese Platte dürften also zuletzt Menschen des 3./4. Jahrhunderts n. Chr. gegangen sein!

Archäologin und Archäologie bei der Arbeit

Das Grabungsteam hofft auf weitere Nachweise eines Sakralgebäudes, Juli 2020, Foto: Levente Horvath

Innerhalb der Grabungsfläche hoffte das Grabungsteam auch weitere Abschnitte der östlichen Mauer des Sakralgebäudes nachweisen zu können. Teile dieser Mauer konnten schon in den Grabungsflächen der letzten beide Jahre nachgewiesen werden. Im Bereich der diesjährigen Fläche scheint die Mauer aber vollkommen zerstört worden zu sein. Hier konnten nur mehr Planierschichten der Antike erfasst werden, die die Felsspalten ausfüllten. Doch auch diese Schichten bieten interessante Informationen: Sie zeigen, wie die Menschen der Antike das natürliche Gelände veränderten und ihren Bedürfnissen vor dem Bau des Sakralgebäudes anpassten.

Neben den spannenden Befunden um den Mauersockel war der Fund von zwei hervorragend erhaltenen römischen Fibeln ein weiteres kleines Highlight der zweiten Grabungswoche!

 

Hier gibt es mehr Infos zur ersten Grabungswoche und zur dritten Grabungswoche.

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