19. Februar 2021 / Maria Zengerer
Osterbrauchtum in der Weststeiermark
Ein „flexibles Fest“
Das Osterfest ist im Gegensatz zum Weihnachtsfest ein bewegliches Fest. Der Termin orientierte sich ursprünglich am jüdischen Pessachfest, da Jesus am dritten Tag nach Pessach auferstanden ist. Da dieses Fest auf verschiedene Wochentage fällt, wurde am Konzil von Nicäa im Jahr 325 n. Chr. der Ostertermin für den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling festgelegt. Somit fällt der Ostersonntag im Jahr 2021 auf den 4. April, nach dem Vollmond am Palmsonntag, dem 28. März. Durch diese Regelung liegt der Ostertermin stets zwischen dem 22. März und dem 25. April. Wie die Palmweihe am Palmsonntag heuer, am 28. März, in Zeiten von Corona aussehen wird, lässt sich noch nicht vorhersagen.
Am Palmsonntag feiern die christlichen Kirchen, dass Jesus auf dem Rücken einer Eselin als „Friedenskönig“ in die Stadt Jerusalem einzog. Dabei jubelten ihm viele Menschen mit Palmzweigen zu. In Erinnerung an diesen Einzug Jesu in Jerusalem werden die Palmzweige gesegnet, in unseren Breiten müssen „Palmkätzchen“ (Weidenkätzchen), Buchsbaum und andere Zweige als Ersatz dienen. Man sprach diesen geweihten Palmbuschen segenbringende und unheilabwehrende Wirkung zu. Sie wurden in die Äcker gesteckt, in Haus und Stall angebracht, die Kätzchen auch gegen Halsschmerzen gegessen.
Ostern in der Weststeiermark
In der Pfarre Hitzendorf wird ein acht Meter langer Palmbuschen von einer Jugendgruppe (katholische Jugend, Ministrant*innen, Firmgruppe, Landjugend) gebunden. Im Jahr 2020 haben das coronabedingt einige Erwachsene aus dem Pfarrgemeinderat gemacht. Dieser Palmbuschen wird traditionellerweise am Ostersonntag nach dem Festgottesdienst zersägt und stückweise gegen eine freiwillige Spende abgegeben. Der Erlös geht für soziale Zwecke an die Pfarre.
Eine weststeirische Besonderheit unter den Osterbräuchen ist das sogenannte „Maschtasingen“ in Hitzendorf und Mooskirchen. Der Brauch geht auf das 14. Jahrhundert zurück, als die Männer ‒ nachdem sie von der Pest verschont geblieben waren ‒ versprachen, dieses Maschtasingen jährlich zu veranstalten. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Aufführung in Hitzendorf verboten, mit der Begründung, die Gemeindebewohner hätten zu wenig für das Winterhilfswerk gespendet und seien deshalb keine guten Nationalsozialisten. Wegen der Corona-Pandemie musste auch 2020 pausiert werden. Ob das „Maschtasingen“ 2021 stattfinden kann, wird sich noch zeigen.
Ein ehemaliger teilnehmender „Maschtabauer“ erzählte, dass im regionalen Dialekt das Wort „Marter“ (Leiden Christi) zu „Maschta“ wurde. Johann Kager (Jahrgang 1938) war lange Jahre einer der sieben „Maschtabauern“, in der Vergangenheit waren es zwölf. Die Zahl zwölf resultierte aus den ersten im Grundbuch eingetragenen Maschtabauern, dabei handelte es sich um den Besitzer der Mayersdorfmühle und elf mitbesitzende Bauern. Wer heute Maschtabauer werden will, muss lediglich als betriebsführender Attendorfer Landwirt Interesse daran haben, was heute nicht mehr selbstverständlich ist.
Aus den Reihen dieser Maschtabauern wird einer jeweils für ein Jahr zum sogenannten „Richterbauern“, der für den reibungslosen Ablauf des „Maschtasingens“ verantwortlich ist. Er hat in diesem Zusammenhang sieben heilige Messen (jeweils eine in St. Oswald, in St. Bartholomä, in St. Pankrazen, in der Florianikirche bei Straßgang, in Maria Trost und zwei in der Pfarrkirche in Hitzendorf) sowie die Verköstigung der teilnehmenden Sänger und der Musikkapelle am Ostersonntag-Morgen zu bezahlen.
Der Ostersonntag und die Maschtabauern
Die Prozessionsteilnehmer*innen bewegen sich am Ostersonntag in vorgegebener Reihenfolge von Attendorf zur Osterfestmesse in der Hitzendorfer Pfarrkirche. Vorneweg wird das geschmückte Maschtakreuz getragen, dann kommen die Buben, anschließend die Maschtabauern und die singenden Männer (mitsingen kann jeder daran interessierte Mann), weiters die nicht singenden Männer und am Ende gehen Rosenkranz betend die Frauen und Mädchen. Frauen sind auch heute noch vom Singen ausgeschlossen. Gesungen werden zwei Lieder mit jeweils 30 Strophen in Anlehnung an das Osterevangelium.
Die Maschtabauern bewirtschafteten, als jeweiliger Richterbauer, ein Grundstück, das mit der EZ 99 ins Grundbuch eingetragen ist. Dazu gehört auch die Ziegelstadelwiese, auf der sich ursprünglich eine Brechelhütte zum Dörren von Flachshaar befand. Die Wiese wurde in den 1980er-Jahren von der damals gegründeten SUA (Sportunion Attendorf) als Fußballplatz hergerichtet und wird noch heute als solcher an die Gemeinde verpachtet.
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