Grabung in Großklein, Foto: UMJ

25. Juli 2013 / Christoph Pelzl

Hallstattzeitliche Spuren in der Südsteiermark

Archäologie und Münzkabinett | Forschung

Erfrischend kühl ist es im Haiblwald, am Burgstallkogel, wo eine Gruppe von Archäologinnen und Archäologen daran arbeitet, neue Erkenntnisse zur halltstattzeitlichen Siedlung zu erlangen, die von 800 bis etwa 550 vor Christus hier lebte. Mit der Spitzkelle bewaffnet, legen sie eine Keramikscheibe frei, die hier in eineinhalb Metern Tiefe versteckt war und nun nach mehr als zweieinhalbtausend Jahren erstmals wieder ans Tageslicht kommt.

 

Vor zweieinhalbtausend Jahren, verschwunden, im Juli 2013 wiederentdeckt: Eine halltstattzeitliche Keramikscheibe, Foto: UMJ / N. Lackner

Lückenhafter Wissensstand

“Unser Ziel ist es aber nicht, Schätze zu bergen, sondern Unbekanntes zu erforschen”, erklärt Marko Melé,  Chefkurator der Ur- und Frühgeschichtlichen Sammlung des Joanneums. Er leitet die archäologischen Grabungen, die die Kolleginnen und Kollegen der Abteilung Archäologie und Münzkabinett gemeinsam mit dem Institut für Archäologie der Karl-Franzens-Universität Graz und der Marktgemeinde Großklein im südsteirischen Großklein durchführen.

Ziel des Projekts ist es, die Frage nach der Dauer der Besiedlung des Burgstallkogels in der Hallstattzeit zu beantworten.  Aufschlüsse dazu erhofft man sich einerseits durch die Siedlungsbefunde und andererseits durch die zahlreichen Hügelgräber, die sich rund um den Burgstallkogel bei Großklein verteilen. Mehr als 700 dieser Gräber sind noch erhalten, so dass die Nekropole von Großklein heute zu einem der reichsten und der am besten erhaltenen hallstattzeitlichen Gräberfelder im Ostalpengebiet (800–550 v. Chr.) gehört.

Auch Marko Mele verdeutlicht die zentrale Rolle der Hügelgräber für dieses Projekt : “Von der Erforschung der Hügelgräber erhoffen wir uns einen wesentlichen Beitrag zur Chronologie der Hallstattkultur in den Ostalpen, speziell durch den Einsatz von naturwissenschaftlichen Analysen.”

Grabungsleiter Marko Mele, präsentiert neueste Daten und Auswertungen zum Grabungsgebiet, Foto: UMJ / N. Lackner

Sommerliche Lehrgrabungen

Zweimal verlagern die Archäologinnen und Archäologen des Joanneums ihren Arbeitsplatz im heurigen Sommer von Graz nach Großklein. Bei der ersten Grabung, die von 8. bis 19. Juli dauerte, erhielt man tatkräftige Unterstützung von Studierenden des Instituts für Archäologie der Karl-Franzens-Universität Graz. Die angehenden jungen Archäologinnen und Archäologen erforschten die sogenannte Haiblwaldgruppe und hofften, durch die Testgrabungen erste wissenschaftliche Ergebnisse über diese abgelegene Grabhügelgruppe zu gewinnen.

Wie es den Beteiligten dabei erging, welche Eindrücke sie gewinnen konnten und ob man erfolgreich war, erfahren Sie aus den Tagebüchern der Studierenden, die uns heute zugespielt wurden und die wir in den nächsten Tagen im Blog veröffentlichen möchten.
[Update, 08.08.2013: Die Teile gibt es unter nachstehenden Links zu lesen: 
Teil einsTeil zwei, Teil dreiTeil vierTeil fünfTeil sechsTeil siebenTeil acht
Teil neun]

Im August schließlich kommen Studierende aus Kroatien, Slowenien und Österreich nach Großklein, um im Rahmen eines internationalen Grabungscamps einen weiteren Teil des unerforschten Gräberfelds zu bearbeiten.

Lehrgrabung in Großklein, Foto: UMJ

Lehrgrabung in Großklein, Foto: UMJ

Frühere Grabungen in diesem Gebiet, wie beispielsweise am angrenzenden Kröllkogel, brachten einen außerordentlichen Reichtum an metallenen und keramischen Grabbeigaben zutage, die im Archäologiemuseum ausgestellt sind, wie etwa die berühmtesten Funde aus diesem Gebiet: die Bronzemaske und die beiden Hände aus Kleinklein, die in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. zu datieren sind.

Bronzemaske und -hände aus dem Kröllkogel bei Kleinklein,
Foto: UMJ

Kategorie: Archäologie und Münzkabinett | Forschung
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