21. April 2016 / Karin Leitner-Ruhe
Graphik in der Dauerausstellung? Wunder Tier, Teil 1
Erstmals werden in der Dauerausstellung auch Graphiken präsentiert. Warum das eine Besonderheit ist und was man beim Ausstellen von Papier-Arbeiten beachten muss, erklärt Chefkuratorin Karin Leitner-Ruhe im folgenden Beitrag.
Die Alte Galerie hat sich dem Jahresthema des Joanneums 2016 – Tiere im Museum – angeschlossen und widmet ihren diesjährigen Schwerpunkt den Tierdarstellungen in der Kunst. Wer die Alte Galerie kennt, weiß, dass unser Museum Gemälde, Skulpturen und Arbeiten auf Papier vom Ende des 12. Jahrhunderts bis um 1800 beherbergt. Nicht ganz ein Drittel des Bestandes können die Besucher/innen in der Dauerausstellung im 1. Stock von Schloss Eggenberg sehen – bisher ausschließlich Gemälde und Skulpturen.
Papier – ein äußerst sensibles Material
Erstmals ist nun auch eine Graphikvitrine in die Dauerausstellung integriert. Warum ist das so erwähnenswert? Prinzipiell werden Arbeiten auf Papier nicht in Schausammlungen gezeigt, weil sie laut international geltender Norm nicht länger als 12 Wochen dem Licht ausgesetzt werden dürfen.
Der sehr sensible Werkstoff Papier ist stärker als andere Materialien natürlichen Alterungsprozessen unterworfen und reagiert stärker auf Lichteinfall als etwa eine Leinwand. Die größten Feinde des Papieres sind Feuchtigkeit, Trockenheit und Licht. Aus diesem Grund achten wir darauf, diese Parameter bestmöglich einzustellen, um den Alterungsprozess nicht zu beschleunigen. Neben Luftfeuchtigkeit und Temperatur ist die Lichtstärke, die in LUX angegeben wird, ein wesentlicher Faktor für die Alterung des Papiers. Wer schon einmal eine Zeitung länger an der Sonne liegen hat lassen, kennt das Ergebnis: Das Papier wird gelblich-braun und brüchig.
Lichtschäden können auch von Restauratoren nicht mehr korrigiert werden. Nachdem es eine der wichtigsten Aufgaben von Sammlungsverantwortlichen ist, die Bestände für die nächsten Generationen bestmöglich zu überliefern, müssen sie darauf achten und die Objekte vor schädigenden Einflüssen schützen. Vorrangig gilt es, die Veränderung des Originals bzw. den Verlust an Brillanz und Originalität so gering wie möglich zu halten.
Dennoch ist es auch für graphische Sammlungen eine wichtige Aufgabe, der Öffentlichkeit regelmäßig Originale zu präsentieren – für Kunstwerke, die auf Papier ausgeführt sind, gilt dabei vor allem die Regel: 12 Wochen bei maximal 50 LUX. Daher sind Räume, in denen Graphiken gezeigt werden, meistens abgedunkelt und Graphikausstellungen dauern kürzer als etwa Gemäldeausstellungen.
Das Jahresprogramm für die Graphikvitrine
Wegen dieser besonderen Anforderungen werden die Blätter in der Graphikvitrine in der Alten Galerie im Laufe des Jahres zweimal ausgetauscht werden. So befindet sich zurzeit ein siebenteiliger Zyklus hinter dem Glas: Es ist Heinrich Aldegrevers Lasterzyklus von 1552 – davon berichten wir demnächst in einem eigenen Blogbeitrag.
Als Highlight sind drei Kupferstiche von Albrecht Dürer mit insgesamt mehr als 15 Tieren vorgesehen, die ab 15. Juni 2016 präsentiert werden. Und mit 7. September 2016 hält die wissenschaftliche Tierdarstellung Einzug in die Vitrine – mit einer im Zuge der Vorbereitungen erfolgten neuen Zuschreibung. Lassen Sie sich überraschen!
Schlagworte: Graphik | Sammlungsobjekte | Tiere im Museum | Wunder Tier