20. August 2018 / Bianca Russ-Panhofer
„Ein Dichter zu sein, ist gerade keine Ehre, aber doch auch keine unmittelbare Schande …“ – Über die zu Lebzeiten einsetzende Verehrung Peter Roseggers
Verschiedene Künstler verewigten ihn: Er wurde gemalt, Büsten und Reliefs wurden gefertigt, Denkmäler in Parks und anderen öffentlichen Räumen errichtet, Gedenkmedaillen geprägt. So fertigte beispielsweise der mit Rosegger befreundete Bildhauer Hans Brandstetter mehr als 20 Büsten und Reliefs sowie den „Waldschulmeister-Brunnen“ in Kapfenberg.
Der Maler Ferdinand Pamberger wiederum schuf mehrere Gemälde mit dem Porträt Roseggers. Sogar am Stoderzinken gibt es eine Roseggerstatue. Die Waldheimat ist mit Roseggerfiguren, Büsten und Plastiken gepflastert, schlägt man eine Speisekarte auf, lächelt einem nicht selten der Waldbauernbub entgegen. Rosegger-Zitate findet man sogar an eher ungewöhnlichen Orten.
Eine erste, kurz gefasste Biografie Roseggers erschien bereits 1886, verfasst von seinem Entdecker, Mentor und Freund Adalbert Svoboda.
French Connection
Roseggers Bekanntheit beschränkte sich – wie bereits erwähnt – nicht nur auf den deutschsprachigen Raum. Die erste umfassendere Lebensbeschreibung lieferte der Franzose Rodolphe Reuss im Jahr 1890 mit Pierre Rosegger. Pâtre, tailleur et poète. Deutschsprachige Autoren folgten und der nächste Franzose ließ nicht lange auf sich warten: Amédée Vulliod legte mit Peter Rosegger, sein Leben und seine Werke im Jahr 1913 zum 70. Geburtstag des Dichters eine weitere Biografie vor.
Runde Geburtstage waren und sind noch immer Anlass für neue erscheinende Biografien. 80 Jahre nach Vulliod veröffentlichte die französische Germanistin Eva Philippoff ein kritischer angelegtes Werk über den Schriftsteller mit dem deutschen Titel Peter Rosegger. Dichter der verlorenen Scholle.
Stefan Zweig entdeckte in der Auslage eines kleinen Buchladens einer französischen Stadt die Biografie Vulliods über Rosegger und erinnerte sich dadurch wieder an den österreichischen Schriftsteller. Dessen Geschichten – besonders die Waldheimatgeschichten – hatte er in der Schulzeit gelesen, danach war ihm Rosegger nicht mehr untergekommen. Durch die Biografie an ihn erinnert, las er anschließend vor allem Heimgärtners Tagebuch und stellte fest: „… deutlicher und deutlicher spürte ich nun, … daß hier vielleicht zum ersten- und vielleicht zum letztenmal einer bei uns in Oesterreich ein Volksdichter in dem schönen Sinne ist, daß er wirklich dem Volk gehört.“
Eine Ausgabe des 1917 erschienenes Buches Jeremias schickte er Rosegger, versehen mit einer persönlichen Widmung.
„Mit Annahme von Würden und Gütern verkauft man sich nur allzu häufig.“
Runde Geburtstage sind nicht nur ein Anlass für Biografien, sondern auch für besondere Würdigungen. Zum 50. Geburtstag gab es einen Fackelzug durch Krieglach, zum 60. entwarf der Schweizer evangelische Pfarrer L. Gerster ein Exlibris für Rosegger und die Universität Heidelberg verlieh ihm seinen ersten Ehrendoktortitel. Den zweiten Ehrendoktor erhielt er von der Universität Wien zum 70. Geburtstag. Der dritte Titel folgte dann im Jahr 1917 – verliehen von der Universität Graz.
1913 wurde er auch zum zweiten Mal für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen. Bekommen hatte er ihn nicht, dafür erhielt er 45 kg Post in Form von Gratulationskarten, Telegrammen und Briefen. Für die Bearbeitung dieser Massen war die Unterstützung der gesamten Familie vonnöten.
Die erste Vereinsgründung zu Roseggers Ehren erfolgte ebenso noch zu Lebzeiten. 1900 wurde die Roseggergesellschaft in Mürzzuschlag von Toni Schruf und Franz Josef Böhm gegründet, später wurde sie auf Roseggers Wunsch in Waldheimat-Gesellschaft umbenannt, Der Verein traf sich regelmäßig im sogenannten Rosegger-Stüberl in Mürzzuschlag. 1926 wurde der Roseggerbund Waldheimat Krieglach gegründet und ist bis heute bemüht, das Andenken an Peter Rosegger zu bewahren.
Er erhielt den Orden der Eisernen Krone, das österreichische Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft, wurde zum Mitglied der Royal Society of Literature in London ernannt und 1918, bereits schwer krank, erhielt er das Großkreuz des Franz-Joseph-Ordens aus den Händen des Kriegsministers verliehen. Erst ein einziger österreichischer Dichter, nämlich Franz Grillparzer, hatte diese Auszeichnung vor ihm erhalten.
Sein Konterfei zierte das Notgeld der Gemeinde Krieglach im Jahr 1920 sowie Briefmarken zu runden Geburts- und Sterbetagen der Jahre 1943, 1968 und 2018. Es gibt ein Rosegger-Schutzhaus auf der Pretul und einen Asteroiden im Hauptgürtel, der nach Rosegger benannt wurde, einen Rosegger-Janker, ein Rosegger-Dirndl, Bleistifte, Honig, Schokokugeln, Regenschirme etc. etc.
Mit Beifall und Auszeichnungen zu Lebzeiten überhäuft, wünschte er sich ein bescheidenes Begräbnis. Er wollte „… nur ein einfaches Grab wie jeder Alpler Bauer. Ein Holzkreuz mit dem Namen darauf. Wenn man nach 50 Jahren noch weiß wer das ist, dann genügt dies; wenn nicht, dann gönnt ihm seinen Frieden.“
Schlagworte: Rosegger 2018 | Steirische Geschichte