Foto: Wolfgang Muchitsch

11. September 2018 / Barbara Steiner

„The Great Exhibition of the North“

Kunsthaus Graz

Von 22. Juni bis 09. September 2018 fand in Newcastle-upon-Thyne und Gateshead, im Prinzip eine Doppelstadt links und rechts des Flusses Thyne gelegen, eine große Schau über den Norden Englands statt. Die Parallelen zur künftigen „STEIERMARK SCHAU“ lagen auf der Hand, ging es doch bei der „Great Exhibition of the North“ darum, Aufmerksamkeit für eine Region zu erzeugen und gleichzeitig identitätsstiftend zu wirken.

Im Prinzip handelte es sich um eine Hommage an die Geschichte und die Entwicklung der Region in England. Es ging um den Versuch eines Brückenschlags zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, ein Thema, das auch für die „STEIERMARK SCHAU“ wesentlich sein wird.

Aus diesem Grund reisten Wolfgang Muchitsch (wissenschaftlicher Direktor des UMJ), Bettina Habsburg-Lothringen (Leiterin der Abteilung Kulturgeschichte des UMJ), Alexander Kada (Gestalter mit Büros in Wien und Graz) und ich Ende August nach Newcastle/Gateshead, um mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort das Gespräch zu suchen und von ihren Erfahrungen zu hören.

An mehreren Orten – darunter zentral das Baltic Centre of Contempory Art, The Sage Gateshead, The Great North Museum: Hancock –, die über spezifische Routen miteinander verbunden waren, wurde Einblick in eine Region gegeben, die schon einmal bessere Zeiten gesehen hat und nun mit neuem Selbstbewusstsein auftritt. Man kann durchaus sagen, dass sich diese beiden Städte angesichts eines heftigen Strukturwandels in den ehemaligen Industrie- und Kohlestädten neu erfinden mussten.

Auch hier kommt der Kultur eine Schlüsselposition zu. Ehemalige Industrieanlagen sind inzwischen in Ateliers umgewandelt, eine ehemalige Getreidemühle beherbergt seit 2002 das BALTIC und erst kürzlich designte Sir Norman Foster das futuristisch anmutende The Sage Gateshead, eine multifunktionale Konzerthalle.

Der Parcours, den wir in eineinhalb Tagen bewältigten, war gewaltig: Gleich nach unserer Ankunft besuchten wir das BALTIC, eine mit dem Kunsthaus vergleichbare Institution, die von meiner Kollegin Sarah Munro geleitet wird. Im Unterschied zum Kunsthaus wurde das Gebäude nicht neu errichtet, sondern ein Getreidespeicher zum Kunstzentrum umgebaut. Beide Institutionen haben gemeinsam, dass sie mit der Absicht einer städtebaulichen Belebung geplant wurden. Im Rahmen von „Great North“ zeigten zeitgenössische Künstler/innen im BALTIC Szenarien für künftiges gesellschaftliches Zusammenleben. Am nächsten Tag ging es mit The Great North Museum: Hancock, Discovery Museum, Laing Art Gallery, und The Sage Gateshead weiter. Ein Höhepunkt war eine Oper, die aus Anlass von „The Great Exhibition of the North“ geschrieben wurde, auf den Ort Bezug nahm und die man über Kopfhörer hören konnte, während man den Fluss Thyne entlangwanderte.

Unsere Reisegruppe war sowohl von den Städten Newcastle/Gateshead beeindruckt (vor allem von den sieben legendären Brücken aus verschiedenen Jahrzehnten) als auch vom Enthusiasmus der an „The Great Exhibition of the North“ Beteiligten.

Wir wurden nach einem steirischen Schlüsselobjekt gefragt, nach etwas, das für die Steirer/innen so identitätsstiftend ist wie Robert Stephensons „rocket“, eine Dampflokomotive, die 1829 gebaut und im Discovery Museum in Newcastle gezeigt wurde.

Zuletzt war „The rocket“ im Science Museum in London ausgestellt; nach der Ausstellung in Newcastle soll diese eine neue Heimat in Leeds, also im Norden Englands bekommen.

Wir haben uns allerdings gefragt, ob es erstens eine Identität einer Region geben kann und ob diese zweitens an einem ikonischen Objekt festzumachen ist.

Ob es nicht viele Faktoren, auch immaterieller Natur sind, die eine Region ausmachen und Identitäten stiften. Darüber hinaus ist die Frage aufgetaucht, inwiefern Museen/Ausstellungen überhaupt Identität stiften sollen oder können, oder ob sie nicht eher zu einer öffentlichen Auseinandersetzung mit Identitäten anregen sollen.​

Kategorie: Kunsthaus Graz
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