23. April 2016 / Christoph Hartner
Die Idealform des Körpers
Das neue Medium der Druckgrafik, in dem er zum Meister seiner Zeit wurde, ermöglichte Dürer auch wirtschaftliche Unabhängigkeit. Über Kommissionäre ließ er seine Werke im Ausland vertreiben – deshalb ist sein grafisches Werk sehr gut und meist in mehrfacher Ausführung erhalten.
Wie sehr für Dürer das eigene künstlerische Interesse im Mittelpunkt stand, kann man an dem 1504 entstandenen Kupferstich „Adam und Eva” erkennen im Besitz der Alten Galerie im Schloss Eggenberg in Graz. Über Jahre hatte er die menschlichen Proportionen studiert. Die Präsentation des idealen männlichen und weiblichen Körpers dominiert die Komposition, die biblische Geschichte ist dem untergeordnet. Dürer zeigt den Moment vor dem Sündenfall, alles wirkt noch entspannt, obwohl die Schlange Eva soeben den Apfel reicht.
Der Tierwelt kommen wichtige symbolische Funktionen zu: Elch, Rind, Hase und Katze verkörpern nach mittelalterlicher Lehre die vier Temperamente (Melancholiker, Phlegmatiker, Sanguiniker und Choleriker). Die Katze hat die Maus noch nicht entdeckt, aber das bevorstehende Katz-und-Maus-Spiel der Geschlechter ist bereits zu erahnen. Demonstrativ wendet sich der Papagei, als Symbol der Vernunft, von der Szenerie ab.
Plakativ hat Dürer direkt darunter ein Täfelchen mit seinem Namen und der Datierung des Bildes platziert, so als wolle er sagen: Ich weiß, dass ich Großes geschaffen habe. Und das hat er!
Ursprünglich veröffentlicht in der Steirerkrone im Rahmen der Serie „Steirische Schätze“.
Schlagworte: Albrecht Dürer | Renaissance | Sammlungsobjekte