
29. April 2015 / Sabine Jammernegg
Der Pferdeharnisch #MusealeSchätze
Details zum Pferdeharnisch
Der im frühen 16. Jahrhundert entstandene Pferdeharnisch aus der Werkstatt des Innsbrucker Plattners Konrad Seusenhofer zählt heute vor allem deshalb zu den Prunkstücken der Sammlung, da er neben einzelnen Rossstirnen der einzig vollständige Pferdeharnisch im Landeszeughaus ist. Er besteht aus dem Rosskopf mit Stirnstachel, Wappenschild und Ohrenbechern, einem aus einzelnen Stahlreifen zusammengesetzten Halsschutz, der vorderen gerundeten Brustplatte mit seitlichen Streifbuckeln, den Flankenblechen und dem verstellbaren Kreuzgelieger.Die plattnerische Ausführung erfolgte in blankem Eisenblech, innenseitig ist noch die alte Polsterung aus in Leinen eingenähten Strohwülsten erhalten. Sattel und Steigbügel wurden erst später ergänzt.
Der komplette, 42,2 Kilogramm schwere Eisen-Harnisch, gelangte 1814 als Schenkung der steirischen Adelsfamilie Stubenberg in das Zeughaus und besticht vor allem durch seine Ätzverzierung, die dem Augsburger Maler, Grafiker und Waffenätzer Daniel Hopfer zugeordnet werden kann. Der geätzte Wappenschild auf der Rossstirn verweist auf seinen einstigen Besitzer, Georg von Stubenberg-Wurmberg.
Solche Ätzverzierungen entsprechen technisch gesehen einer Radierung. Dabei kam der fertige, polierte Harnisch in seinen Einzelteilen in die Werkstatt des Malergrafikers. Die zu verzierende Eisenfläche wurde zunächst mit einem säurebeständigen Material – Wachs, Ölfarbe oder Asphaltlacküberzogen. Danach wurde mit einer Ätznadel (Stichel) die Zeichnung in das Material geritzt und mit einer Säure übergossen, die bis in das freigelegte Metall vordrang. Nach Entfernen der säurebeständigen Schicht wurde die Zeichnung geschwärzt.
Historische Waffenkammer
Das Landeszeughaus gilt als die größte erhaltene historische Waffenkammer der Welt. Es ist mit rund 32.000 Objekten Zeugnis einer konfliktreichen Zeit und sensibles Erbe, Denkmal und Museum zur Landesgeschichte, touristischer Pflichtort, restauratorische und museologische Herausforderung. Die Anfänge des Landeszeughauses gehen auf das 17. Jahrhundert zurück. Die Zeit vom 15. bis zum 18. Jahrhundert war für die damals innerösterreichischen Länder Steiermark, Kärnten und Krain durch anhaltende bewaffnete Überfälle und kriegerische Auseinandersetzungen mit dem Osmanischen Reich und ungarischen Rebellen geprägt. Vor diesem Hintergrund ließen die steirischen Landstände zwischen 1642 und 1644 das Zeughaus erbauen.
Ursprünglich veröffentlicht im “Panther Intern” im April 2015.
Schlagworte: Museale Schätze | Sammlungsobjekte