11. November 2015 / Elisabeth Kure
Am 11.11. beginnt der Fasching – JEIN! Eine Geschichte mit Aha-Effekt …
Wer hätte das gedacht! Eine unserer lustigsten und liebsten Traditionen ist nicht halb so alt wie vielleicht angenommen. Dass wir am 11.11. um 11 Uhr 11 den Faschingsbeginn feiern, ist zwar schön und lustig – das war aber nicht immer so. Wie Roswitha Orac-Stipperger und Eva Kreissl vom Volkskundemuseum wissen, begann der Fasching früher am 7. Jänner und dauert bis zum Faschingsdienstag. Fazit: Heute zelebrieren wir bedeutend länger. Und ausgelassener.
Was es mit dem Fasching auf sich hat
Wenn heutzutage das Prinzenpaar gewählt wird und die Narren das Rathaus stürmen, dann sind das junge Erscheinungen, die vielerlei Einflüssen unterliegen und sich von einstigen katholischen Bräuchen und den natürlichen Jahresrhythmen losgelöst haben. In Österreich wird der Faschingsbeginn am 11. 11. erst nach dem Zweiten Weltkrieg langsam populär. Seit 1963 bringt das staatliche Fernsehen den Villacher Fasching direkt in die Wohnzimmer der Österreicher/innen.
Einst war der Spätherbst die Zeit, in der sich das bäuerliche Arbeitsjahr seinem Ende zu neigte: Die Mast der Tiere ist abgeschlossen, oft sind Gänse Teil der Naturalabgaben- und Entlohnung. Noch ein letztes Mal setzt man sich am Martinstag gemeinsam an einen Tisch, um sich mit Fleisch (eine echte Rarität am Speiseplan) den Bauch voll zu schlagen, bevor die vorweihnachtliche Fastenperiode beginnt. Eine karge Phase, in der keine Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Bälle stattfinden dürfen. Auf die dürre Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten folgt – vorwiegend in katholischen Ländern – mit dem Fasching eine Festperiode, die schließlich von der vorösterlichen Fastenzeit abgelöst wird.
Vor dem 12. Jahrhundert gab es in europäischen Ländern kein Wort für Fasching. Das heute geläufige Wort Karneval leitet sich von „carne vale“ – zu Deutsch: „Fleisch lebe wohl“ – ab. Die Bezeichnung „Fasching“ dagegen führt man zurück auf den „fast Schank“, also den letzten Ausschank vor der Fastenzeit.
Die Ironie der Verkleidung
Einen entscheidenden Einfluss auf das närrische Treiben hierzulande hat auch unser Nachbarland Deutschland, wo der Karneval besonders im Rheinland eine starke politische Note hatte: Um die preußische Herrschaft zu verspotten, kostümierten sich die (den Franzosen zugetanen) Rheinländer militärisch.
Mit der Zeit verlor die vorweihnachtliche Fastenperiode an Bedeutung gegenüber der liturgisch bedeutsamen Zeit rund um Ostern. Über den Fremdenverkehr und Vereine fanden die rheinländischen Bräuche letztlich ihren Weg nach Österreich. Aus dem bewussten Hohn der Rheinländer entwickeln sich Prinzengarden und Co., die traditionellen Jahreszyklen wurden weniger geläufig. Waren Tanz und Belustigung einst tabu, ist der Spätherbst heutzutage erst Startschuss für eine intensive Zeit des Feierns und des Ausgelassenseins.
Übrigens: Interessierte Faschingsnärrinen und -narren sind im Volkskundemuseum in der Grazer Paulustorgasse bestens aufgehoben, wenn sie mehr über die Herkunft und Veränderungen des Faschings erfahren wollen.
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