8. August 2016 / Daniela Assel
Zeughaus hinter den Kulissen: Einblick ins Archiv
Jahrelange Forschungstätigkeit
So spannend diese Geschichten auch sein mögen: Sie müssen erst einmal gefunden werden! Im Rahmen einer Führung im Steiermärkischen Landesarchiv gab Leopold Toifl, der Historiker des Landeszeughauses, anhand der dort lagernden Bestände einen Einblick in seine jahrzehntelangen Forschungen zur Geschichte des Grazer Zeughauses. Danach gewährte Peter Wiesflecker, Leiter der Sondersammlungen im Steiermärkischen Landesarchiv, einen Blick in die Depots, wo die kilometerlangen Archivalienbestände aufbewahrt werden.
Das Steiermärkische Landesarchiv
Das Steiermärkische Landesarchiv ist mit rund 60.000 Regalmetern Archivgut das größte österreichische Landesarchiv. Seine Bestände reichen vom 9. Jahrhundert bis in die jüngste Zeit. Schriftliche und bildliche Quellen zur Geschichte des Landes Steiermark sowie des ehemaligen innerösterreichischen Länderkomplexes werden dort gesammelt, bewahrt, erschlossen und auch zugänglich gemacht.
Waren schriftliche Aufzeichnungen über die Tätigkeit der Landschaft anfangs noch spärlich, so vermehrten diese sich mit dem Aufkommen des billigeren Papiers. Im Jahr 1528 wurde das Gremium der Verordneten geschafften, sie hatten den Auftrag, Beschlüsse und Schriften zu sammeln.
Zudem erweiterte sich im Laufe der Zeit der Beamtenstab der Landschaft: Hatte es ursprünglich nur einen Schreiber gegeben, so avancierte dieser nun zum „Sekretär“ und hatte verschiedene unterstützende Amtsträger neben und unter sich. Stenografische Aufzeichnungen sind ebenso überliefert wie deren Reinschriften. Teilweise wurde so geschrieben, wie man die Worte aussprach, was eine Vielzahl von Schreibweisen für ein und dasselbe Wort ergab. Auch die Schrift änderte sich im Laufe der Zeit.
Die Zeughausakten
Im Landesarchiv wird eine Fülle von schriftlichem Material aufbewahrt (Handwerkerrechnungen, Ausgabe- und Neubeschaffungsverzeichnisse der jeweiligen Zeugwarte), das Aufschluss über die Arbeit und Veränderungen im Zeughaus geben kann. Außerdem sind dort auch jene Briefe zu finden, die die Verordneten und die “steirische Landschaft” verfasst hatten, um die drohende Schließung des landschaftlichen Zeughauses durch die Monarchin Maria Theresia abzuwenden.
Das älteste Verzeichnis der landschaftlichen Bestände vor der Errichtung des Zeughauses stammt aus dem Jahr 1557. Es erfasst 19.491 Stück an Waffen, Munition, Geräten und Materialien sowie Eisen, Pech und Schwefel. Das alles war im ältesten, schmiedgassenseitigen Trakt des Landhauses in mehreren Dachbodenkammern und Gewölben untergebracht, woran die frühe Doppelfunktion des Landhauses als Regierungssitz sowie als Rüstkammer der Landstände deutlich wird.
Inventare seit Errichtung eines eigenen Zeughauses
Als die Räumlichkeiten im Landhaus nicht mehr ausreichten, entschloss man sich in den 1640er-Jahren, ein eigenes Gebäude – das heutige Zeughaus – zu errichten.
Davor machte man sich 1639 nochmals die Mühe, sämtliche Zeugbestände zu inventarisieren. Es sollte damit gewährleistet sein, dass das geplante Gebäude zur Unterbringung aller vorhandenen Waffen und Rüstungen groß genug war.
Sämtliche Lieferungen in das und aus dem Zeughaus wurden in periodischen Zeugwartsabrechnungen penibel verzeichnet und der Gesamtbestand in Inventaren festgehalten. Dabei musste sich der Zeugwart mit seinem jeweiligen Gegenschreiber, ohne dessen Unterschrift keine Abrechnung gültig war, absprechen.
Die Gelder, die vom 16. bis ins 18. Jahrhundert für die Finanzierung des Kriegswesens aufgewendet wurden, notierten Kanzleischreiber in Ausgabenbüchern.
Was unterscheidet die frühen Inventare von jenen seit der Erbauung des Zeughauses?
Alle frühen Inventare der Waffen- und Munitionsbestände weisen keine Ortsangaben auf, erst ab dem Jahr 1699 erfolgt eine Gliederung nach Stockwerken und Kammern, zuvor nach Art und Bedeutung der Gegenstände, beginnend mit schwerem Geschütz sowie Handfeuerwaffen und Munition, gefolgt von Stangenwaffen, Schutzwaffen, Fahnen und schließlich Geräten und Zubehör, das zur Bedienung der Geschütze gehörten. Der Höchststand an Waffen wird 1699 mit 185.700 Stück erreicht, danach beginnt die Zahl wieder zu fallen.
Welche Objekte sind aus der frühen Zeit noch erhalten?
Das Geschütz ging gänzlich verloren, von den Doppelhaken hat sich noch ein Teil erhalten, und auch die Riefelharnische sind noch vorhanden. Was sonst aus dem Jahr 1557 noch geblieben ist, kann nicht mehr ganz sicher angegeben werden.
Das letzte Inventar des Landeszeughauses wurde 1866 aufgenommen, damals standen das Haus und seine Bestände noch in der Verwaltung der Landschaftlichen Bauinspektion. Dieses Verzeichnis gliedert sich nach Stockwerken, und innerhalb dieser Aufteilung sind die Waffengattungen in Gruppen, ohne nähere Angabe des Aufstellungsortes, angeführt.
In den Jahren 1951 bis 1952 wurde unter dem damaligen Leiter Dr. Schwarz ein Inventar erstellt und mit jenem aus dem Jahr 1866 verglichen.
Das Inventar von 1866 listet neben dem Prunkwagen Friedrichs III., der sich heute im Museum im Palais befindet, auch ein Elefantenkopfskelett auf, das später den Naturkundlichen Sammlungen des Joanneums zugewiesen wurde.
Die Gegenüberstellung der beiden Inventare zeigt, dass nicht nur eine Minderung des Bestandes eintrat, sondern teilweise auch eine scheinbare Vermehrung, die jedoch archivalisch nicht nachweisbar ist. Möglicherweise gab es Vergleichsschwierigkeiten durch unterschiedliche Bezeichnungen für einzelne Objekte. Im Laufe der letzten Jahre wurden immer wieder einzelne Objekte und deren Standorte überprüft, jedoch nie eine Gesamtinventur durchgeführt. Seit 2015 werden die Standorte aller Objekte des Landeszeughauses überprüft. Das auf dieser Grundlage zu erstellende neue Inventar wird schließlich mit jenem von 1952 verglichen. Bis jetzt wurden 2 von 4 Stockwerken inventarisiert und ein erstes Ergebnis des Vergleichs mit 1952 wird 2017 erwartet.
Schlagworte: Steiermärkisches Landesarchiv