10. August 2016 / Bianca Russ-Panhofer

Bildungsreise mit kleinen Hindernissen – Peter Rosegger in Italien

Konservieren & Restaurieren | Peter Rosegger

Eine akribisch geplante Tour zu den Kulturschätzen Italiens, zu der Peter Rosegger von zwei kunstbegeisterten Freunden im Jahr 1872 sanft gedrängt wurde, verlief deutlich anders als geplant. Der heimatverbundene Autor erwies sich im wahrsten Sinne des Wortes als unverbesserlicher „Individualreisender“.

Begleitet von seinem Mentor Adalbert Svoboda und dem Kunsthistoriker Hubert Janitschek reiste Peter Rosegger vom 23. August bis zum 17. September 1872 nach Italien. Die beiden ausgewiesenen Kunstkenner hatten es sich zum Ziel gemacht, Roseggers Allgemeinbildung zu verbessern, dessen Begeisterung für dieses Vorhaben jedoch endenwollend war:

„Am Abende des zweiten Tages unserer Reise überschritten wir die deutsche Grenze und damit auch die Grenze meines unbedingten Wohlbehagens.

Auch der bildungsbürgerliche Fokus des Unternehmens widerstrebte Rosegger, er hielt nicht viel von einer „systemischen Unterweisung im Genuß der Antike und der Renaissance.“

Viel Kultur – und großes Heimweh

Allem Genörgel zum Trotz, hatte das, was Rosegger über Italien gelesen und gehört hat, doch seine Neugierde geweckt. Sehr zum Leidwesen seiner „Reiseleiter“ galt das Interesse des Schriftstellers aber weniger den reichen Kunstschätzen Italiens. Viel lieber wollte er die Natur, die Menschen und das Volksleben studieren. In Mailand beobachtete er „zum erstenmale das laute, geschäftige, klingende Treiben des Südländers.Von den Dachterrassen des Mailänder Doms betrachtete er die Stadt – und sehnsüchtig in der Ferne „die berühmten Riesen, die erhabenen Hochwarten der deutschen Alpen“. Als auch der Versuch misslang, das Heimweh „in deutscher birra de‘ fratelli Reininghaus zu ersäufen“, trennten sich die ungleichen Gefährten in Turin – Rosegger reiste von nun an alleine weiter und fühlte sich auf diese Weise wesentlich wohler: Nun stand es ihm frei, jederzeit umzukehren um nach Hause zu reisen.

Andere Länder, andere Sitten

Weder mit der Landessprache noch mit der italienischen Küche vertraut, begnügte er sich – sofern er nicht in einem deutschen Hotel  zu Gast war – stets mit Käse und Wein, Letzteren bekam er häufig serviert in einer großen, „strohumwundene(n) Flasche“, der sogenannten Fiasco. Da er nicht in der Lage war, die riesigen Flaschen ganz alleine bei Tisch zu leeren, nahm er sie abends mit aufs Zimmer. Die Wirkung dieser Praxis war anscheinend nicht unangenehm:

„Von solchem Geiste beseelt, verschlenderte ich zu Verona, Genua, Pisa, Bologna, Florenz, Rom und Neapel die halben Nächte in zufriedenster und heiterster Stimmung und durch den Schimmer des Weinglases war es mir erst beschieden, die Poesie des südlichen Himmels, der südlichen Menschen und der südlichen Nächte in ihrer ganzen Ueppigkeit zu erfassen.“

Erst gegen Ende der Reise stellt sich heraus, dass er nicht die ganze Korbflasche hätte leeren müssen. Es war zwar Sitte, dem Gast „eine große Flasche bestimmten Gewichtes“ aufzuwarten, verrechnet wurde jedoch nur das fehlende Gewicht.

Aber mir bekam der Irrtum gut und diesem habe ich es vielleicht zu danken, daß mir Italien schließlich gar außerordentlich wohl gefiel“.

Ewiges Rom, geliebtes St. Kathrein am Hauenstein

Im Rosegger-Museum erinnert eine kleine Statue an Roseggers Aufenthalt in Florenz – es handelt sich um die Nachbildung einer Skulptur vom Grabmal des Herzogs Lorenzo II. Medici, welches von Michelangelo in der Kirche San Lorenzo geschaffen wurde. Diese Büste schien Rosegger gefallen zu haben, während er die Verkörperung von Michelangelos „Nacht“ am Grabmal von Giuliano Medici kritischer betrachtete. Er fragte sich „… ob dergleichen Kunstwerke heute Würdigung fänden, wenn ihnen nicht zum Glück der Weltruf vorausginge.“

In Rom besuchte er mehrmals den Petersdom, der ihn ebenso beeindruckte wie das Volksleben in Neapel, obwohl ihn das lebhafte Treiben in den neapolitanischen Gassen doch ziemlich irritierte. In Pompeji durchstreifte er die ausgegrabenen Gassen und Wohnhäuser bis zur Abenddämmerung, und auf der Heimreise besuchte er schließlich nochmals den Petersdom – und dachte dabei schon an seine kleine Lieblingskirche in St. Kathrein am Hauenstein.

Als er endlich wieder auf österreichischem Boden war,

… da war es bedeutend kühler als in Italien und ein wenig nebliger und die Leutchen waren ein bisschen gröber, und der Wein ein wenig saurer, und der Kaffee ein wenig theurer – so hatte ich mein Vaterland wieder.

Kategorie: Konservieren & Restaurieren | Peter Rosegger
Schlagworte:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Benutzen Sie diese HTML Tags und Attribute:

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>