2. August 2015 / Anna Fras

Von der Liebe zu den Bergen, luftigen Höhen und dem Fotografieren

Naturkundemuseum

Den Grazer Geologen Kurt Stüwe und den Schweizer Fotografen und Flieger Ruedi Homberger verband ursprünglich die Leidenschaft für das Wandern. Doch sie mussten erst bis nach Alaska reisen, bis den beiden die zündende Idee kam, ihre beiden Disziplinen zu verbinden! Entstanden ist eine Reihe einzigartiger Aufnahmen der Alpen aus der Luft, die aktuell in der Ausstellung Landschaft im Wandel. Vom Matterhorn zum Vulkanland im Grazer Naturkundemuseum zu sehen ist.

 

Das kongeniale Duo: Kurt Stüwe und Ruedi Homberger, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Das kongeniale Duo: Kurt Stüwe und Ruedi Homberger, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

 

Im Interview spricht Ruedi Homberger über die Entstehung der Fotos, die damit verbundenen Herausforderungen, Vorbereitungen und einzigartigen Momente.

 

Herr Homberger, wie kam es zu dieser Zusammenarbeit mit Kurt Stüwe?

Seit jeher war ich ein begeisterter Bergsteiger und Fotograf, und zusätzlich habe ich vor etwa 10 Jahren die Liebe zum Fliegen entdeckt. Als ich dann mit Kurt Stüwe ins Gespräch kam, meinte er, dass er schon seit Jahren die Idee hätte, die Alpen aus der Luft zu fotografieren, da die Geologie von oben viel besser erfassbar sei. Obwohl wir uns schon vorher kannten, kam uns die Idee bei einer Alaskareise, wo wir uns zufällig trafen. Ich war quasi der Mann, den er gesucht hatte, da ich sowohl Fotograf als auch Flieger war und die Begeisterung für die Berge mit ihm teilte.

 

Als das Projekt dann beschlossene Sache war, welche Vorbereitungen mussten Sie treffen?

Kurt war für die Logistik zuständig und legte zu Beginn eine Route fest, die geologisch interessant war. Die Alpen erstrecken sich ja über mehrere Länder, weshalb wir uns vorab über die Grenzen und Lufträume informieren und Genehmigungen bei diversen Behörden einholen mussten.

 

Die Glarner Hauptüberschiebung aus der Luft, Ausstellungsansicht, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Die Glarner Hauptüberschiebung aus der Luft, Ausstellungsansicht, Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

 

Wie sah der typische Tagesablauf aus?

Grundsätzlich flogen wir natürlich nur im Sommer, da im Winter die Berge mit Schnee bedeckt und daher geologisch uninteressant sind. Natürlich ist aber auch im Sommer besonders wichtig, dass das Wetter passt. Da Kurt Stüwe in Österreich wohnt und ich in der Schweiz, rief ich ihn oft am Freitag an und meinte: „Das Wetter wird super“, woraufhin er sich in den Nachtzug setzte. Als er am Morgen ankam, holte ich ihn am Bahnhof ab und es ging direkt zum Flugplatz!

 

 

Daran merkt man, wie leidenschaftlich Sie beide bei der Sache sind!

Das kann man so sagen. Denn die Perspektive ist einmalig: Einerseits für Kurt, der durchs Fliegen einen anderen geologischen Blickwinkel auf die Berge bekommt, und andererseits für mich, denn durch die Höhe, das Licht und die verschiedenen Positionen ergeben sich fürs Fotografieren unglaubliche Möglichkeiten. Besonders spannend ist es, von der Luft aus versteckte Spezialitäten zu finden, die man beim Wandern so nie sehen würde.

 

Fotograf Ruedi Homberger (vorne) und Geologe Kurt Stüwe (hinten) beim Fliegen, Foto: Ruedi Homberger

Fotograf Ruedi Homberger (vorne) und Geologe Kurt Stüwe (hinten) beim Fliegen, Foto: Ruedi Homberger

Noch einmal zurück zum Tagesablauf – wie lange sind Sie denn täglich geflogen?

Meistens begannen wir schon sehr früh, da sich das Morgenlicht ab etwa 6 Uhr am besten zum Fotografieren eignet. Um so wenig Zeit wie möglich zu verlieren, übernachteten wir teilweise gleich direkt am Flugplatz im Zelt, was natürlich sehr praktisch war. Da ist es am besten, man fragt nicht lange nach, sondern stellt einfach sein Zelt auf (lacht).

 

Wichtig ist es, den Tank vor dem Abflug zu kontrollieren – normalerweise kann man mit vollem Tank etwa vier Stunden in der Luft sein. Das ist jedoch nicht realistisch, weil irgendwann die Konzentration nachlässt. Somit verteilten wir die Flüge auf den Tag und machten meistens mehrere zweistündige Flüge. Wir mussten uns aber immer nach der „Natur“ richten: Zur Mittagszeit ist das Licht nicht gut zum Fotografieren und abends muss man aufpassen, dass man rechtzeitig vor der Dunkelheit wieder zum Flugplatz kommt.
Besonders wenn man in der Höhe ist, spürt man die Kraft der Natur. Fürs Fotografieren musste ich jedes Mal das Fenster aufmachen, wodurch der kalte Wind hereinkam, und man muss aufpassen, dass nicht alles beim Fenster raus fliegt. Während ich vorne saß und fotografierte, gab mir Kurt indessen Anweisungen, wo geologisch interessante Orte waren. Das ganze Projekt war auf jeden Fall sehr spannend für uns beide!

 

Die Hohe Veitsch in der Hochsteiermark, Foto: Ruedi Homberger (Arosa, Schweiz, Fotograf und Flieger) und Kurt Stüwe (Geologe, Uni Graz)

Die Hohe Veitsch in der Hochsteiermark, Foto: Ruedi Homberger (Arosa, Schweiz, Fotograf und Flieger) und Kurt Stüwe (Geologe, Uni Graz)

Das klingt tatsächlich sehr aufregend! Wie lange haben Sie insgesamt für die Aufnahmen benötigt, die jetzt in der Ausstellung zu sehen sind?

Alle Fotos sind innerhalb von zwei Jahren entstanden – also eigentlich innerhalb von zwei Sommern!

 

Herzlichen Dank für das Gespräch!

 

Begleitend zum Projekt ist der umfangreiche Bildband Die Geologie der Alpen aus der Luft im Weishaupt Verlag erschienen.
Kategorie: Naturkundemuseum
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