Schloss Trautenfels mit Grimming, 19. Mai 2011, Foto: UMJ/Katharina Krenn

Schloss Trautenfels mit Grimming, 19. Mai 2011, Foto: UMJ/Katharina Krenn

23. September 2016 / Barbara Steiner

Schloss Trautenfels

Kunsthaus Graz | Museumsalltag | Schloss Trautenfels

Auf dem Weg von Graz nach Leipzig besuchte ich im September meine Kollegin Katharina Krenn. Sie leitet Schloss Trautenfels.

Besonders begeisterte mich das Zusammenspiel von zeitgenössischer Architektur und Schlossgebäude. Architekt Manfred Wolff-Plottegg hatte das Schloss anlässlich der Landesausstellung „Lust und Leid – Barock“ 1992 umgestaltet. Spannend ist, wie alte Gebäudeteile mit neuen Elementen in Beziehung gesetzt werden: Unverputztes Mauerwerk aus der Barockzeit trifft auf Beton, alte Eisen- auf Industriegitter, Stahlbleche und Neonröhren. Mich erinnerten die von Wolff-Plottegg verwendeten Materialien auch an den Bergbau und die Arbeit unter Tage.  Diese Assoziation mag meinem Wissen um den Stellenwert des Bergbaus in der Steiermark geschuldet sein.

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Schloss Trautenfels mit Pürgg, Foto: Ernst Reichenfelser

Umbau mit Humor

Dem Umbau fehlt es nicht am Wolff-Plottegg’schen Humor: Die sich automatisch öffnende und schließende Eingangsglastür in gezackter Form suggeriert den Eintritt in eine Wunderwelt. Die Schiebetür zur Toilette nimmt dies auf – nun jedoch in der Anmutung einer gezackten Steintür. Die Toilettenanlagen selbst setzen das Spiel mit Schrägen, Spiegeln, Öffnungen fort. Geheimnisvolle Gänge, unverputztes Mauerwerk erwecken den Eindruck, sich in unterirdischen Gewölben aufzuhalten. Doch damit nicht genug: Spülkästen, Wachbecken, Papierhalter, im Grunde genommen die gesamte Ausstattung, werden verdoppelt und verdreifacht und lassen den Toilettengang zu einer skurrilen Erfahrung werden.

Schloss Trautenfels, Foto: Barbara Steiner

Schloss Trautenfels, Foto: Barbara Steiner

Kontraste

Architekturinteressierten kann man Schloss Trautenfels nur empfehlen: Der Kontrast von Alt und Neu sensibilisiert sowohl für die Qualitäten der barocken als auch der zeitgenössischen Architektur; sie verstärken sich wechselseitig. Apropos Architektur: Auf dem Weg durch die Dauerausstellung kommt man am Badezimmer der letzten Schlossherrin vorbei. Gräfin Lamberg ließ sich in den im späten 19. Jahrhundert ein modernes Badezimmer einrichten. Auffällig sind die überaus farbenprächtig anmutenden Fliesen, die exotische Pflanzen, Papageien, Flamingos und Schmetterlinge zeigen. Schaut man aus dem Fenster, sieht man hingegen die Landschaft des Ennstals. Welch ein Kontrast!

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Schloss Trautenfels, Badezimmer, Foto: Barbara Steiner

Kategorie: Kunsthaus Graz | Museumsalltag | Schloss Trautenfels
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