8. April 2016 / Marion Kirbis
Keine Angst vor dem Wolf!
Am 02.04.2016 wurde die Sonderausstellung Der Wolf im Jagdmuseum Schloss Stainz eröffnet. Besucher/innen lernen hier neue – oft unbekannte – Seiten von Canis lupus, so der lateinische Name des Tiers, kennen. Raum für Raum führt die Ausstellung durch verschiedene Themengebiete, in denen der Wolf eine wichtige Rolle spielt. Nicht nur seine Geschichte und Entwicklung, sondern auch die Darstellung in der Kunst, in Sagen und Märchen und die Bedeutung in der Jagd werden beleuchtet.
Ein alter Bekannter
Der Wolf beschäftigt die Menschen enorm – und das, obwohl er für uns kaum ein Problem darstellt. Nach seiner Ausrottung tritt er in Mitteleuropa zwar wieder häufiger auf, in Österreich gilt er aber immer noch als ausgestorben. „Im letzten Jahr gab es nur vier durchziehende Wölfe bei uns, trotzdem ist die Furcht vor ihnen unverhältnismäßig groß“, weiß etwa Kurator Karlheinz Wirnsberger. Die Angst vor dem „bösen Wolf“ ist tief in der Geschichte verwurzelt und fand in Österreich in Form von brutalen Jagden und grausamen Fallen einen unrühmlichen Höhepunkt. Fotografien und Ausstellungsstücke wie die Wolfsangel – eine besonders schlimme Falle – zeigen das schwierige Verhältnis zwischen Mensch und Wolf.
„Wir haben die Ausstellung aus der Geschichte des Wolfes heraus konzipiert“, erklärt Wirnsberger. Darum befinden sich in der Ausstellung auch Leihgaben aus anderen Sammlungen des Joanneums. Aus den Archäologischen Sammlungen ist etwa das älteste Schmuckstück der Steiermark zu sehen – ein Wolfszahn, der als Anhänger getragen wurde und um ca. 85.000–25.000 Jahre vor heute datiert wird.
Märchen, Mythos, Symbol
Die zahlreichen Klischees rund um den Wolf finden sich auch in unserer Sprache. Man hört zum Beispiel immer wieder vom „einsamen Wolf“. Diese Redewendung ist allerdings weit von der Realität entfernt, da Wölfe in festen Rudelverbänden leben und nur ausgestoßene Artgenossen alleine anzufinden sind.
„Der Wolf musste in der Vergangenheit für viel herhalten. Er wurde zum Beispiel von den Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg als Symbol missbraucht“, ruft Wirnsberger in Erinnerung. Beflügelt von der Idee, sich wie der verstoßene Wolf durch Verwandlung den sozialen Normen zu entziehen, entstand der Mythos des Wer- bzw. Mannwolfes, der im Dritten Reich instrumentalisiert wurde.
Auch im Märchen wird der Wolf traditionell als Bösewicht dargestellt. Bei Rotkäppchen frisst er die Großmutter und bläst die Häuser der Drei kleinen Schweinchen um. In der griechischen Mythologie galt er sogar als Bote des Krieges und des Todes. Nordische Mythen stellen ihn als „Verschlinger von Sonne, Mond und Erde am Ende“ am Weltende dar.
Wölfinnen werden in Volkslegenden allerdings oft als fürsorgliche Mütter beschrieben, die sich um ihre Jungen – und im bekannten Dschungelbuch um den Menschenjungen Mogli – kümmern. Auch in der Gründergeschichte Roms werden die Buben Romulus und Remus von einer Wölfin aufgezogen.
Natürlich findet der Wolf auch Beachtung in der Kunst. In der Ausstellung finden sich mehrere Leihgaben der Neuen Galerie Graz und eine spannende Installation von Timm Ulrichs, in welcher der Wolf – im wahrsten Sinne des Wortes – in einem Schafspelz steckt. Im letzten Raum der Ausstellung können es sich die Besucher/innen gemütlich machen und der Geschichte Peter und der Wolf als Hörspiel lauschen.
Der Wolf
02.04.2016–31.10.2017
Jagdmuseum Schloss Stainz, Schlossplatz 1, 8510 Stainz
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