Eden, Zustand nach der Restaurierung, Foto: UMJ.

Eden, Zustand nach der Restaurierung, Foto: UMJ.

23. März 2017 / Paul-Bernhard Eipper

Ein Praxisbericht vom „Tag der Restaurierung 2017“

Konservieren & Restaurieren | Neue Galerie mit BRUSEUM

Ergeben Rahmen und Bild eine künstlerische Einheit, wäre es ein schwerwiegender Eingriff, sie voneinander zu trennen. Ein anschauliches Beispiel dafür ist das Gemälde „Eden“ von Paul Schad-Rossa. Das Bild und der vom Künstler dafür geschaffene Rahmen befinden sich in der Sammlung der Neuen Galerie Graz. Bei der Restaurierung galt es, die Einheit und das authentische Erscheinungsbild des Kunstwerks zu bewahren. Wie dabei vorgegangen wurde, konnte man beim „Tag der Restaurierung 2017“ erfahren, der am 20. März im Joanneumsviertel stattgefunden hat.

Rund 70 Teilnehmer/innen aus Österreich und Deutschland kamen am 20. März 2017 ins Joanneumsviertel, um beim Tag der Restaurierung praktische Erfahrungen auszutauschen und über neue Erkenntnisse in Sachen Konservierung und Restaurierung zu diskutieren. Ein Programmschwerpunkt war der Geschichte, Erhaltung, Verwendung und Interpretation von historischen Zierrahmen gewidmet – zwei spannende Berichte dazu kamen auch aus dem Universalmuseum Joanneum: Ulrich Becker sprach über das „Glücksspiel Rahmen“, das im Fall der “Engelspietà” in der Alten Galerie ein sehr gutes Ende nahm, und der Bericht aus dem Referat Restaurierung war einem Kunstwerk aus der Sammlung der Neuen Galerie Graz gewidmet, bei dem Bild und Rahmen eine feste Einheit bilden.

Streben nach Gesamtkunstwerk

Der Maler, Bildhauer und Kunsthandwerker Paul Schad-Rossa (1862–1916) kam im Jahr 1900 aus München nach Graz. Diese Zeit des Übergangs vom alten in das neue Jahrhundert war auch in der Kunst gekennzeichnet vom Ringen zwischen Altbewährtem und fortschrittlichen Strömungen wie dem Secessionismus, der ein Zusammenwirken aller Kunstformen forderte. Es sollten Gesamtkunstwerke entstehen, die alle Sinne gleichzeitig ansprechen. Schad-Rossas Vorhaben, frischen Wind in das altbackene Grazer Kunstleben dieser Zeit zu bringen, scheiterte letztendlich am konservativen Klima der Provinz, weswegen er resigniert von Graz nach Berlin zog und nach seinem Tod schließlich vergessen wurde. Mehr zu Schad-Rossas Leben und Werk sowie zu den Grazer Ausläufern der künstlerischen Erneuerungsbewegung der Jahrhundertwende erfährt man in dem von Gudrun Danzer und Peter Pakesch herausgegebenen Buch Aufbruch in die Moderne? Paul Schad-Rossa und die Kunst in Graz (Graz 2014). Es erschien anlässlich der gleichnamigen Ausstellung in der Neuen Galerie Graz, für die auch Schad-Rossas um 1899 entstandenes Werk Eden aus der hauseigenen Sammlung restauriert wurde.

„… auch in der Vorstellung nicht zu trennen …“

Für das Gemälde Eden hat der Künstler mehrere horizontale Holzteile und vertikale Leisten zu einer Tafel zusammengesetzt, auf die er einen strukturierten und modellierten Kreidegrund aufgetragen hat. Darauf hat er das Gemälde mit Ölfarben ausgeführt. Auch der dazugehörige farbig gefasste Zierrahmen besteht aus mehreren Holzteilen mit einem Kreidegrund, der graviert sowie mit Ornamenten versehen wurde. Rahmen und Bild sind zeitgleich entstanden, der Titel des Bildes wurde in der Mitte des oberen Rahmen-Architravs eingraviert. Eine Trennung der Bildtafel vom Rahmen käme der Vernichtung eines Teiles des Gemäldes gleich, und schon Emil Ertl hielt am 21. 10. 1900 im Grazer Tagblatt mit Bezug auf Eden fest, dass es „sinngemäßer und verständnisvoller“ sei, Schad-Rossas kunstvolle Rahmen „von dem Bilde, dem sie dienen und das wieder ihnen dient, auch in der Vorstellung nicht zu trennen, ja sie sogar nicht ohne den Raum zu denken, den Paul Schad für sie und auch wieder durch sie […] gestaltet hat.“

Wenn Künstler Bild und Rahmen als Einheit entwickeln, wird das Gemälde oft im Rahmen fertiggestellt. Werden solche Bilder später ausgerahmt, können sich im Rahmenfalz Reste festgeklebter Farbschichten befinden, und Reste der Originaleinrahmung zeigen sich an der Gemäldeoberfläche. Die Authentizität solcher Kunstwerke würde extrem darunter leiden, wenn man beide Elemente voneinander trennt. Ist der Zierrahmen beschädigt, ist eine Restaurierung, und nicht eine Neurahmung angezeigt. Auch Eigentümer tun gut daran, den Originalrahmen nicht durch einen – eventuell subjektiv gefälligeren – neuen Rahmen zu ersetzen: Solche Maßnahmen mindern auch den Wert des Kunstwerks.

Konservierung / Restaurierung von „Eden“

Auf die unterschiedlich starken Grundierungsschichten von Eden wurden ölgebundene Metall- und Farbpigmente aufgebracht, unter anderem Kupferpigmente und Grafit. Letzteres wurde als Bronziermittel eingesetzt. Die Farbigkeit und die Höhe des Glanzgrades der grünlich-silbernen Metallauflage auf den Säulen und teilweise im Gebälk des Rahmens ist heute nicht mehr rekonstruierbar. Dies trifft ebenso auf die kupferfarbenen Elemente in der Tafel und auf die innenliegende Ornamentleiste am Rahmen zu. Was kann in diesem Fall erreicht werden im Zuge der Konservierung? Wie weit ist eine Restaurierung möglich? Um einen authentischen, einheitlich gealterten und veränderten Zustand von Bild und Rahmen zu erzielen, sahen wir von einer Rekonstruktion der korrodierten Metallauflagen ab. Stattdessen standen substanzerhaltende Maßnahmen sowie ein optisches Zurückdrängen von Fehlstellen im Vordergrund unserer Arbeit.

Zunächst wurden Staub und Schmutzauflagen mit einem Pinsel abgenommen, Schimmel konnte mit befeuchteten Mikrofasertüchern entfernt werden, stärker anhaftender Schmutz wurde mit dem Skalpell abgetragen. Die Abnahme der Retuschen bzw. Übermalungen erfolgte mit Aceton. Festigungen wurden lokal mit Störleim in 7-prozentiger Konzentration ausgeführt. Stellen, an denen sich die Fassung losgelöst hat, wurde mit Ethanol vorgenetzt, dann erfolgte das Einbringen von Methylcellulose mit dem Pinsel. Zum Niederlegen von Farbschollen wurde ein Heizspachtel verwendet. Lokale spätere auftretende Abhebungen der Fassung wurden mit Lascaux Medium für Konsolidierung behoben. Um Fehlstellen im Niveau an das umgebende Original anzugleichen, wurden Kittungen mit Champagnerkreide und Bologneserkreide in Hasenhautleim ausgeführt und mit mikroporösen Schwämmen geglättet. Das lokale Absperren der gekitteten Oberflächen mit Schellack erfüllte den Zweck, die Saugfähigkeit dieser Stellen zu reduzieren. Die Retuschen wurden mit Schmincke „Horadam“-Aquarellfarben und fallweise Trockenpigmentzugabe ausgeführt. Nach der Retusche haben wir auf Bild und Rahmen gesamtflächig Klucel E (HPMC) aufgetragen, um die Fassung zu festigen, die Retuschen zu schützen und um Trübungen in der Malschicht zu beheben.

Paul Schad-Rossa, Eden, um 1899, Neue Galerie Graz, UMJ, Zustand vor der Restaurierung, Foto: UMJ.

Paul Schad-Rossa, Eden, um 1899, Neue Galerie Graz, UMJ, Zustand vor der Restaurierung, Foto: UMJ.

Eden, Detail (Malkante), Foto: UMJ.

Eden, Detail (Malkante), Foto: UMJ.

Eden, Detail (Malkante), Foto: UMJ.

Eden, Detail (Malkante), Foto: UMJ.

Eden, Detail (Rückseite, Tafelkontruktion), Foto: UMJ.

Eden, Detail (Rückseite, Tafelkontruktion), Foto: UMJ.

Eden, Rückseite, Foto: UMJ.

Eden, Rückseite, Foto: UMJ.

Eden, Zustand nach der Restaurierung, Foto: UMJ.

Eden, Zustand nach der Restaurierung, Foto: UMJ.

Kategorie: Konservieren & Restaurieren | Neue Galerie mit BRUSEUM
Schlagworte:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Benutzen Sie diese HTML Tags und Attribute:

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>