23. Juli 2015 / Hannah Lackner
Die Stadt der Kinder
Die Grundidee des kostenlosen Tagesferienangebotes wird von den Kinderfreunden in Salzburg, Wien und Tirol schon seit einigen Jahren erfolgreich umgesetzt. Die Kinderfreunde Steiermark veranstalteten mit der Kinderstadt Bibongo heuer ein ebensolches Projekt. Projektleiterin Marija Redi ist ganz begeistert von den Problemlösungsfertigkeiten der kleinen Stadtgestalter/innen: „Es ist schön zu sehen, wie die Kinder miteinander umgehen, man kann sehr viel von ihnen lernen.“ Zum Beispiel, was man macht, wenn das Meldeamt mal wieder pleite ist…
Sternstunden
Wie in anderen Städten, brauchte man auch in Bibongo Geld, um etwas voranzubringen: Die Währung in diesem Kinderparadies hieß „Sternie“. 8 Sternies bekam jedes Kind als Startkapital – damit ging man auf Jobsuche (natürlich erst, wenn man am Meldeamt alle Formalitäten erledigt hatte). Das Berufsangebot in Bibongo war vielfältig: von A wie Architekturbüro bis Z wie Zeitung, Jobs in Kulturbetrieben wie beispielsweise einem Theater, Arbeiten als Bankier, in Versicherungen oder in der Verwaltung – die Kinder konnten alles ausprobieren.
Im Rathaus von Bibongo gab es übrigens den bestbezahltesten Job: Jenen des Bürgermeisters bzw. der Bürgermeisterin. 100 Sternies bekam man dafür, dass man die Stadt unter seine Fittiche nahm. Wen das alles nicht interessierte, konnte sich selbstständig machen. Wie beispielsweise Merle Agath – die erste Unternehmerin der Kinderstadt – die sich künstlerisch einbrachte und ihre selbstgemalten Bilder verkaufte. Mit Sternis konnte man sich aber auch ein leckeres Topfentascherl in der Bäckerei holen, wo ein junger Mann mit geschwellter Brust, einem Käppchen und einer weiße Schürze mit der Aufschrift „Nachwuchsbäcker“ seine Gäste liebevoll bediente. Ein Gesetz der Kinderstadt lautete jedoch: Erwachsene bezahlen nur in Euro!
Neuwahlen in Bibongo
Um 11 Uhr wurde es plötzlich spannend: Die Neuwahl des Bürgermeisters und der Bürgermeisterin sowie den Stellvertreterinnen und Stellvertretern standen an. Die Wahl verlief schnell, die Kinder waren sich offensichtlich sicher: Neuer Bürgermeister war Jakob, der die Wahlen schon zum dritten Mal in Folge gewann. Bürgermeisterin wurde Madeleine –Gewinnerin der Olympischen Spiele in Bibongo – die mit einem „Ich gelobe“ stolz ihre neue Stelle antrat.
Begegnung auf Augenhöhe
Klara Egger, eine Mitarbeiterin der Kinderstadt, freute sich jedenfalls, dass viele Hortgruppen in die Kinderstadt kamen. „Die finden das alle super und kommen auch gerne wieder“. Der 7-Jährige Maxim, der auch als Bürgermeister kandidierte, rief begeistert, er wäre bis jetzt jeden Tag hier gewesen. Bibongo bot jedenfalls alles, was das Kinderherz begehrt. Sogar eine eigene Radioproduktion der Kinder ging bei Radio Helsinki auf Sendung.
Mehr als 500 Kinder besuchten Bibongo – während des ganzen Projekts gab es keinen Zwischenfall, der nicht lösbar gewesen wäre. Vermutlich war der Grund ganz simpel: Die engagierten Mitarbeiter/innen legten größten Wert darauf, den Kindern mit Respekt und Wertschätzung zu begegnen und alle Anliegen ernst zu nehmen. Symbolisch war vielleicht der akustische Abschiedsgruß, der mich an diesem Tag hinausbegleitete: Ein herzhaft fröhliches Kichern. Die Kinder lieben ihr Bibongo!
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