22. April 2015 / Ulrich Becker
Aus der Frühzeit des Joanneums: Zwei gotische Elfenbeinreliefs #MusealeSchätze
„Herr Vinzenz Freyherr von Ankershofen schenkte zwey in einem Grabe zu Maria Saal in Kärnthen gefundene elfenbeinerne Bilder aus dem Mittelalter.“ (1817)
Die Reliefs dienten einst als Grabbeigabe und zeigen zwei Episoden einer Legende rund um den Tod der Gottesmutter Maria in Jerusalem: Ein Engel soll Marias bevorstehenden Tod vorhergesagt haben und brachte ihr einen Palmzweig als Zeichen der Aufnahme ins Paradies. Zum Gebet zog sich Maria auf eine Anhöhe zurück und bat um den Beistand der in alle Welt verstreuten Apostel. Wie durch ein Wunder erschienen sie alle an ihrem Sterbebett. Auf der Darstellung erkennt man besonders leicht Petrus, den vornehmsten Apostel, an seinem Attribut – dem Schlüssel.
Kleine Reliefs ganz groß
Diese kleinen Elfenbeinreliefs sollten die mittelalterliche Frömmigkeit verbreiten. Vor allem Paris und das Rheinland waren im 13. und 14. Jahrhundert internationale Zentren für den Export dieser Objekte. Die beiden Grazer Reliefs waren ursprünglich Teile eines Flügels mit drei Szenen, die fehlende dritte Darstellung war Marias Tod in Gegenwart von Christus und den Aposteln gewidmet. Mit seinem Gegenstück bildete dieser Flügel einst ein zweiteiliges Relieftäfelchen („Diptychon“).
Vom Sammeln und Bewahren
Die Gründungszeit des Joanneums war geprägt von schweren Kriegsfolgen und Geldnot. Das neue Museum war also auf Schenkungen angewiesen, um die Sammlungen zu erweitern. Der „große Modernisierer“ Johann legte besonderen Wert darauf, zahlreiche mittelalterliche Kulturgüter zu erwerben und für kommende Generationen zu erhalten. Diesem Geist des Sammelns und Bewahrens verdanken viele kunst- und kulturhistorische Sammlungen ihre Existenz – so auch das Universalmuseum Joanneum.
Text bearbeitet von Nina Bachler
Schlagworte: Museale Schätze | Sammlungsobjekte