Foto: N. Lackner

7. Juli 2020 / Elisabeth Schlögl

Was ist die BIX: BIX und Differenzierungsschwierigkeiten

Kunsthaus Graz

BIX ist eine Wortkreation von realities:united (Urheber der Medienfassade) und setzt sich aus den Worten BIG und PIXEL zusammen. Die Licht- und Medienfassade des Kunsthauses ist Gegenstand der folgenden Blogserie. Thematisiert werden vergangene und zukünftige Projekte und der Anspruch mit der BIX Grundlagenforschung zu betreiben. Die Kuratorinnen des Kunsthauses diskutieren darüber, was die BIX auszeichnet und was sie von anderen Licht- und Medienfassaden unterscheidet.

Elisabeth Schlögl: Ich rede gerne mit Menschen über die BIX-Fassade. Viele haben ein Bild von ihr im Kopf. Nicht wenige sind erstaunt darüber, dass es künstlerische Projekte sind, die wir an der Kunsthausfassade zeigen. Vor ein paar Monaten erschien die Studie „Signaling Smartness: Smart Cities and Digital Art in Public Space“, die untersuchte, inwiefern digitale Kunstwerke im öffentlichen Stadtraum als wesentliche Vorzüge einer Smart City anerkannt werden. Als Beispiel wurde die BIX herangezogen, es wurde sogar in Graz dazu empirisch geforscht. Selbst diese Wissenschaftlerin, die sich eingehend mit dem Kunsthaus beschäftigte, hatte Differenzierungsschwierigkeiten. Ihr gelang es nicht zu unterscheiden, was die BIX zur BIX macht. Das heißt, dass sie einerseits aus der Infrastruktur besteht (Küchenlampen hinter Kunststoffplatten auf der Fassade, Strom, eine Software), die realities:united konzipierten, und künstlerischen Arbeiten, die abwechselnd an der Fassade gezeigt werden. Ich echauffiere mich keinesfalls darüber. Ich habe Verständnis dafür und kann es sehr gut nachvollziehen, dass diese Differenzierung nicht wahrgenommen werden kann.

Barbara Steiner: Ist das nicht das Spannende? Dass die BIX selbst ein künstlerisch-architektonisches Projekt ist, das von anderen künstlerisch genutzt werden kann? Dass realities:united die Grundlagen so angelegt haben – keine Farbe, kein LED, keine hohe Auflösung –, dass tatsächlich alle, die mit der BIX arbeiten, immer wieder an diese Grundlagen herangeführt werden, sich damit befassen müssen? Das kommt ihrem Gedanken einer Grundlagenforschung, den sie sich für die BIX wünschten, schon sehr nahe.

ES: Dass realities:united auf die beste technische Umsetzung verzichteten, um die BIX möglichst unattraktiv für Werbezwecke zu machen, führte auch dazu, dass das, was auch immer an der BIX gezeigt wird, nicht erkennbar ist – außer Schrift, dafür braucht man aber ausreichend Zeit und Geduld, was im Stadtraum selten gegeben ist. Gegenständliches wird abstrakt. Abstraktes bleibt abstrakt. Der Auftrag von realities:united ist es, anhand der BIX zu untersuchen, wie ein Werbemedium wie eine Medienfassade künstlerisch und kommunikativ anders genutzt werden kann.

BS: Ich denke, dass diese Vorgabe reizvoll sein kann, weil es Einschränkungen gibt. Vor Kurzem kam mir ein Bild unter, bei dem ein Bildredakteur einer Zeitung das undeutlich erkennbare Wort „Danke!“ offensichtlich grafisch nachbearbeitet hat, sodass es deutlicher lesbar wurde. Man war offensichtlich unzufrieden mit der Leistung der BIX. Ich denke, es ist nötig, sich als Künstler/in mit den Einschränkungen zu befassen. Nur dann kann das Ergebnis spannend sein.

ES: Tatsache ist aber auch, dass die BIX doch immer wieder für Ankündigungen oder sogenannte „Botschaften“ verwendet wird. Häufig „unterbrechen“ diese Ankündigungen, zum Beispiel Laufschriften, künstlerische Projekte. Die Passantin oder der Passant, sollte sie oder er sich zwei Minuten Zeit nehmen, um vor der Fassade stehenzubleiben und mitzulesen, unterscheidet nicht, ob es eine Ankündigung oder ein künstlerisches Projekt ist. Ich glaube, dass es hier eine kontinuierliche Trennung braucht, das sind wir allen künstlerischen Projekten schuldig. Ganz gleich, ob Werbung oder Nicht-Werbung über die Fassade läuft: Wenn Passantinnen und Passanten nicht erkennen können, was zu sehen ist, was spielt es dann für eine Rolle? Wer schaut auf unserer Webseite nach, um zu erfahren, was auf der Fassade zu sehen ist? Interessiert es die Menschen überhaupt, was da oben läuft?

BS: Ich teile deine Einschätzung, dass Ankündigungen oder Botschaften auf der BIX, die keine künstlerische Arbeiten sind, dort keinen Platz haben sollten. Es ist ein Prozess, auf unsere Kooperationspartner einzuwirken, die BIX ausschließlich künstlerisch zu nutzen. Im einen oder anderen Fall waren wir durchaus schon erfolgreich. In den letzten Jahren haben wir die BIX wieder mehr in Richtung Kunstprojekte gezogen. Ich würde mir wünschen, dort nur Kunstprojekte laufen zu lassen.

Kategorie: Kunsthaus Graz
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