15. März 2013 / Christoph Pelzl
Verschließen und Bewahren
Das Museum im Palais zeigt derzeit die Ausstellung Verschließen und Bewahren. Kästchen und Truhen der Kulturhistorischen Sammlung. Die Kästchen der Sammlung reichen von der Gotik bis ins 20. Jahrhundert, vom kleinen Holzkästchen bis hin zur schweren Eisentruhe.
Kästchen und Truhen waren Behältnisse für oft sehr private Gegenstände wie Schmuck, Briefe und Andenken. Auch konnten sie Kostbarkeiten wie Urkunden und Münzen enthalten. Bereits im Mittelalter begann die Entwicklung einer „privaten Kultur“ im modernen Sinn. In dieser Zeit gab es zwei unterschiedliche Kästchentypen: den fußlosen Typ mit flachem Deckel und jenen mit Walmdach. Gemeinsam war ihnen, dass sie keinerlei innere Einteilung aufwiesen.
Wie Charles Baudelaire sagte, lebte der mittelalterliche Mensch – meist des Lesens und Schreibens unkundig – „in einem Wald von Symbolen“. Diese Symbolik konnte entziffert und somit die Botschaft „gelesen“ werden. Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament waren daher beliebte Motive. Fabelwesen und Tierdarstellungen, Jagdszenen, Ritter und Edeldamen, allesamt Symbole des Minnesangs, sind vor allem auf sogenannten Minnekästchen zu finden.
Das älteste Objekt der Ausstellung ist ein geschnitztes Minnekästchen aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Es entspricht dem mittelalterlichen Typ mit flachem Deckel. Hunde, Lamm, Hirsch und Einhorn beleben die Seiten vor einem netzartig gemusterten Hintergrund, der textile Vorbilder imitiert.
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