Schloss Trautenfels, Foto: UMJ, Nicolas Lackner

25. Oktober 2012 / Christoph Pelzl

Tour de Joanneum: Schloss Trautenfels

Schloss Trautenfels

Nur noch bis 31.10.2012 ist die Ausstellung Der grimmige Berg. Mons Styriae altissimus im Schloss Trautenfels zu besichtigen. Ein herbstlicher Schlossbesuch am Fuße des Grimmings könnte sich von seiner schönsten Seite zeigen.

Ein herbstlicher Schlossbesuch am Fuße des Grimmings könnte sich von seiner schönsten Seite zeigen: Die eindrucksvolle Lage des Gebäudes, die umfangreiche Sammlung und attraktive Sonderausstellungen machen das Landschaftsmuseum in Schloss Trautenfels zu einem beliebten Ausflugsziel in der Steiermark.

Markant überragt der imposante Bau von Schloss Trautenfels den Talboden. An dieser Stelle ist 1261 erstmals eine Burg namens Neuhaus erwähnt. Am Kreuzungspunkt der Salzstraße mit der Strecke durch das Ennstal galt es den Ennsübergang und die steirische Landesgrenze, die wenige Kilometer westlich lag, abzusichern.

 

Schloss Trautenfels, Foto: UMJ, Nicolas Lackner

Zentrum des “neuen” – evangelischen – Glaubens

Die landesfürstliche Burg kam im 13. Jahrhundert in den Besitz des Erzbistums Salzburg. Während der Reformation entwickelte sich Neuhaus zu einem Zentrum des „neuen Glaubens“. Zeugen davon sind die Reste der unweit des Schlosses gelegenen Grundmauern einer im Jahre 1599 zerstörten und Ende des 20. Jahrhunderts wieder ausgegrabenen evangelischen Kirche. In der nachfolgenden Gegenreformation schwand die strategische Bedeutung von Neuhaus allerdings wieder.

Schloss Trautenfels …

1664 erwarb der steirische Landeshauptmann Graf Siegmund Friedrich von Trauttmansdorff das Gebäude, gestaltete es im Stil der Barockzeit um und nannte es Trautenfels. Die qualitätsvollen Fresken im 1. Stock und in der Schlosskapelle wurden um 1670 von Carpoforo Tencalla, die Stuckarbeiten von Alessandro Sereni geschaffen.

Nach zahlreichen Besitzerwechseln kaufte Graf Josef Lamberg 1878 das Schloss. Durch die Mitgift seiner Frau Anna, der Tochter des Steyrer Waffenproduzenten Josef Werndl, und mit seinem eigenen Vermögen war es möglich, das damals ziemlich vernachlässigte Gebäude zu restaurieren und wohnlich auszustatten. Nach dem Tod des Grafen führte seine Gattin Anna den Besitz weiter. Aufgrund wirtschaftlicher Probleme verkaufte sie das Schloss im Jahr 1941 an die Deutsche Reichspost. Das geplante Erholungs- bzw. Postkongressheim wurde aufgrund der Kriegslage nicht umgesetzt. Die Republik Österreich wurde Eigentümerin der Liegenschaft und verkaufte sie 1959 an das steirische Jugendherbergswerk. Seit 1983 ist Schloss Trautenfels im Besitz der Gemeinde Pürgg-Trautenfels.

Mamorsaal des Schloss Trautenfels, Foto: E. Reichenfelser

… wird zum Museum

In den 1950er-Jahren erfolgte der Aufbau eines Regionalmuseums für das steirische Ennstal und Salzkammergut als eine Abteilung des Steiermärkischen Landesmuseums Joanneum – seit 2009 Universalmuseum Joanneum.

Durch umfassende Sammlungs- und Dokumentationstätigkeit sowie intensive Feldforschungsarbeiten erweiterte sich die Sammlung ständig und das Museum verankerte sich bei den Menschen in der Region. Seit den 1970er-Jahren wird zum Thema Alltagskultur des 20. Jahrhunderts, im überregionalen Kontext stehend gesammelt.

Kupferstich: G.M. Vischer, Trautenfels, 1681,
aus dem Steirischen Schlösserbuch, Foto: UMJ

Im Zuge der Landesausstellung 1992 Lust und Leid. Barocke Kunst, barocker Alltag wurde das Gebäude einer Generalsanierung unterzogen. Der Grazer Architekt Manfred Wolff-Plottegg hat im Zuge dessen moderne architektonische Elemente integriert. Die Wechselwirkungen von barocker Ausstattung und zeitgenössischer Architektur verleihen dem Gebäude nun eine besondere Wirkung und verstärken die Einzigartigkeit des gesamten Ambientes.

Ausstellung

Ab 1994 folgten intensive Planungen im Rahmen eines Pilotprojektes des Joanneums für das neue Landschaftsmuseum. In diesem Konzept wurde eine Form der Darstellung gefunden, in der Objekte aus Kultur und Natur – wie in der Landschaft – kombiniert sind und die Themenbereiche eine vielschichtige, interdisziplinäre Aufbereitung erfahren. Ausschlaggebend dafür war der Gedanke, die Schwerpunkte der Sammlung sowie die spezifischen Themen, die den Bezirk Liezen mit seinen Besonderheiten ausmachen, unter Einbeziehung der Menschen der Region, der Wirtschaft und der Infrastruktur darzustellen.

 

Dauerausstellung, Foto: E. Reichenfelser

In den einzelnen Themenräumen finden die in der Wissenschaft oft zergliederten und getrennt behandelten Dinge wieder zu einem neuen realitätsnahen Ganzen zusammen, sorgfältig ausgewählt und in spannungsvolle Beziehungen gesetzt.

Die Dinge gewinnen erst durch eine bewusste Wahrnehmung an Bedeutung, werden dadurch fühlbar, erlebbar oder zu Trägern von bleibenden Erinnerungen. Erzählt wird von Wald und Holz und von Berg und Tal, von den schönen Dingen und vom wahren Glauben, vom geselligen Leben und von Kleidern, von Arbeit und Brauch und von den Schätzen aus den Bergen, von den Behausungen, vom Leben auf der Alm und vom Jagdzimmer des Grafen Lamberg.

Dauerausstellung, Jagdzimmer, Foto: E. Reichenfelser

Sonderausstellungen mit vorrangig regionalem Themenfokus im nationalen und internationalen Kontext ergänzen das museale Angebot von Schloss Trautenfels. Die Ausstellung Der grimmige Berg. Mons Styriae altissimus ist noch bis 31.10.2012 zu sehen.

Der Grimming, Foto: K. Krenn

Gute Aussichten

Der Aussichtsturm erschließt zudem einen einzigartigen Blick auf das mittlere Ennstal und die umgebende Bergwelt.

Aufgang zum Aussichtsturm, Foto: K. Krenn

Zu den weiteren Attraktionen des Schloss Trautenfels zählt ein stimmungsvoller Gewölberaum mit Fresken aus dem 16. Jahrhundert, die zwischen 1997 und 1999 freigelegt wurden. Die zarten Malereien zeigen Burgen, Dörfer, Fluss- und Meerlandschaften, Menschen bei der Arbeit oder beim Ausüben der Jagd.

Aktuelle Ausstellung:
Der grimmige Berg. Mons Styriae altissimus

Öffnungszeiten:
31. März bis 31. Oktober: Mo–So 10-17 Uhr

Kategorie: Schloss Trautenfels
Schlagworte:

Ein Gedanke zu “Tour de Joanneum: Schloss Trautenfels

  1. Anonymous

    thanks for sharing.

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