Porzellankabinett Universalmuseum Joanneum

25. Oktober 2012 / Christoph Pelzl

Tour de Joanneum: Die Prunkräume in Schloss Eggenberg

Schloss Eggenberg

Die fürstliche Residenz Hans Ulrichs von Eggenberg wurde nach dessen Ernennung zum Statthalter von Innerösterreich zwischen 1625 und 1685 nach Entwürfen des Hofarchitekten Giovanni Pietro de Pomis erbaut, und zwar an jenem Ort, an dem bereits der Urgroßvater des Fürsten – Balthasar Eggenberger – in den Jahren nach 1460 einen Familiensitz errichten ließ.

Schloss Eggenberg war ab Mitte des 17. Jahrhunderts bereits bewohnt, der Hauptwohnsitz der fürstlichen Familie war zu diesem Zeitpunkt allerdings das Stadtpalais am Fuße des Grazer Schlossbergs – das heutige Palais Herberstein in der Sackstraße 16. Hans Ulrichs Enkel, Fürst Johann Seyfried von Eggenberg, brachte die Arbeiten am Schloss mit der Ausstattung der Prunkräume und des Planetensaals im Jahr 1685 zum Abschluss.
 

Planetensaal
Universalmuseum Joanneum/ Foto Peter Gradischnigg

Der Architektur des Prunkbaus liegt ein allegorisches System zugrunde, das ein Abbild des Universums darstellt, mit dem der gelehrte Bauherr seine Vorstellungen einer geordneten Welt inmitten des Dreißigjährigen Krieges zur Schau stellte. Der Aufbau des Schlosses folgt einer strengen Zahlensymbolik, Elemente und Werte der Zeitrechnung wurden detailreich mittels architektonischer Elemente dargestellt.

Die noch heute weitgehend im Original erhaltene Ausstattung der 24 Prunkräume im zweiten Stock stammt aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Mit einem riesigen, mehr als 500 Gemälde umfassenden Deckenzyklus formen sie ein erstrangiges, authentisches Zeugnis für frühbarockes Weltverständnis, eine gemalte Universalbibliothek, die dem Regenten einen Spiegel vorbildlicher Taten aus Geschichte und Mythologie vor Augen hielt. Qualität und Umfang der unverändert erhaltenen barocken Substanz stellen in Eggenberg einen besonderen Glücksfall dar, sodass die Prunkräume zu den bedeutendsten Ensembles historischer Innenräume in Österreich zählen. Ihr Höhepunkt ist der zentrale Planetensaal, der seinen Namen dem 1685 vollendeten Gemäldezyklus des Hofmalers Hans Adam Weissenkircher verdankt. In ihm verbinden sich Planeten und Tierkreis, Sternbilder und Elemente zu einer komplexen Apotheose des fürstlichen Hauses Eggenberg.

Im 18. Jahrhundert wurde an der Stelle des ehemaligen Schlosstheaters die Kirche „Maria Schnee“ nach Entwürfen des Architekten Joseph Hueber eingebaut, und auch die Prunkräume erhielten im Zuge dieser Rokoko-Erneuerung ihr heutiges Erscheinungsbild, einschließlich dreier ostasiatischer („indianischer“) Kabinette. Die Wanddekoration im „Japanischen“ Kabinett enthält eine besondere Kostbarkeit: Ein in seine acht Bahnen zerlegter japanischer Stellschirm zeigt Schloss Osaka, die glänzende Residenz des japanischen Reichseinigers Toyotomi Hideyoshi, vor 1615. Der Ôsaka zu byôbu ist eine singuläre Darstellung dieser prosperierenden Hauptstadt, die nur wenige Jahrzehnte bestand.

Der Grazer Maler Johann Baptist Anton Raunacher dekorierte von 1757 bis 1763 fünf Räume des Nordflügels mit großformatigen Leinwandbespannungen, die gesellige Vergnügungen des Rokoko wie Jagd, Spiel und Komödie darstellen.

Im 19. Jahrhundert wurde die Residenz unter ihren neuen Besitzern, der Familie Herberstein, zum romantischen Landschloss umgestaltet. Die Prunkräume behielten ihre barocke Ausstattung, während die Wohnräume der Familie im ersten Stock mehrfach verändert wurden. Seit 1939 ist Schloss Eggenberg im Besitz des Landes Steiermark, 1949 wurde es in das Landesmuseum Joanneum integriert, und ab 1953 war Schloss Eggenberg auch für das Publikum geöffnet. Von 1953 bis 1997 war hier das erste Jagdmuseum des Joanneums beheimatet. Seit der Neuaufstellung der Alten Galerie im ersten Stock (2005), der Wiedereröffnung des Münzkabinetts (2007) und dem Neubau des Archäologiemuseums im Schlosspark (2009) stellt Schloss Eggenberg ein zentrales Highlight der österreichischen Museumslandschaft dar. Seit 1. August 2010 zählt Schloss Eggenberg zum UNESCO-Weltkulturerbe „City of Graz – Historic Centre and Schloss Eggenberg“.

Kategorie: Schloss Eggenberg
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