19. Oktober 2013 / Christoph Pelzl
Restaurator: Arbeit mit viel Gefühl
Im Universalmuseum Joanneum arbeiten Menschen in Berufen die nicht alltäglich sind. In einer Kooperation mit dem Referat Kommunikation Land Steiermark holt Sabine Jammernegg, Redakteurin des Steiermark Report und von Panther intern, diese in den nächsten Monaten vor den Vorhang. Diesmal hat sie mit unserem Chefrestaurator Paul-Bernhard Eipper gesprochen.
Hunderte Objekte im Jahr werden restauriert
Betritt man das ehemalige Stiefelköniglager und heutige Sammlungs- und Studienzentrum (SSZ) vom UMJ in der Weinzöttlstraße in Andritz, dann kommt man keinesfalls auf die Idee, dass sich in dem Haus ein beeindruckendes Bilder- und Skulpturendepot befindet. „Seit 2010 haben unzählige Werke aus fast allen unseren Häusern hier ihr neues Zuhause. Wir können sie unter optimalen Bedingungen aufbewahren“, betont Paul-Bernhard Eipper, Leiter der Restaurierung im UMJ. Unter seiner Obhut werden jährlich drei- bis fünfhundert Objekte mit viel Know-How, Fingerspitzengefühl und einer großen Portion Geduld restauriert. „Wir kümmern uns um Bilder für geplante Ausstellungen. Um Akutfälle von einem Schaden oder einfach, weil ein Bild schon lange vernachlässigt wurde. Immer wieder sind auch Werke von Museen aus anderen Bundesländern dabei, wie aktuell vom Landesmuseum Kärnten“, erklärt Eipper und ergänzt „die Bilder für die Thöny-Ausstellung in der Neuen Galerie Graz wurden alle von uns restauriert.“
Falsche Lagerungen
Bedauerlich findet Eipper, dass bis in die 90er-Jahre viele Bilder oftmals nicht richtig gelagert wurden. Die Folgen waren Schimmelbefall, der Holzwurm wütete im Rahmen und viele Gründe mehr machten ein Bild eine Skulptur zu einem Fall für die Restaurierung. Man braucht aber nicht zu glauben, dass es zum Beispiel bei einem Bild, bei dem die Farbe schon in die Jahre gekommen ist, es ausreicht, dass dieses nur gereinigt wird. „Aus fachmännischer Sicht ist es wichtig, das Authentische des Bildes zu erhalten. Viele Bilder wurden leider falsch restauriert, damit haben wir auch immer wieder zu kämpfen“, unterstreicht der Chefrestaurator. Drei Werkstätten stehen den akademisch ausgebildeten Restauratoren am UMJ zur Verfügung, die zentrale Werkstatt jedoch befindet sich im SSZ. Ausgestattet mit allem was sie für ihre Arbeit brauchen: Absauganlage für gefährliche Dämpfe, Materialanalysegerät, Gift- und Lösungsmittelschrank und einiges mehr.
Welche Bedeutung jahrelange Erfahrung in diesem Beruf haben kann, bewies Paul-Bernhard Eipper 2011 anlässlich der Wiedereröffnung der Neuen Galerie Graz im Joanneumsviertel. Bei der Restaurierung des Egon Schiele Bildes Stadtende für die Ausstellung Moderne. Selbstmord der Kunst? ist ihm eine echte Sensation gelungen: Er entdeckte im Bild zwei unvollendete bzw. verworfene Portrait-Skizzen.
„Der Farbverlauf ist mir komisch vorgekommen, ich musste einfach nachschauen was es damit auf sich hat“,
betont Eipper, der darauf hinweist, dass das Bild jederzeit in der Neuen Galerie Graz – mittlerweile in der Dauerausstellung im Erdgeschoss – besichtigt werden kann. Man muss das Werk aber genau ansehen, damit es für den Laien sichtbar wird, mit Geduld hinschauen. Der außergewöhnliche Fund war eine gute Reputation für das UMJ. Nicht nur in Österreich, sondern weit über die Grenzen hinaus. Das Bild hat außerdem seitdem einen viel höheren Versicherungswert.
Auf ein besonderes Angebot möchte Eipper, der seit April 2013 auch der neue Präsident des International Institute for Conservation of Historic and Aritistic Works, kurz ICC-Austria, ist. „Auch Privatpersonen können gerne Bilder gegen Bezahlung bei uns restaurieren lassen. Immer wieder wird unser Fachwissen auch im privaten Bereich gebraucht.“
Bisher in dieser Reihe erschienen:
Die Natur als großes Vorbild
Schlagworte: Paul-Bernhard Eipper
Ferdinand Schneider
Ich finde es immer etwas ganz Besonderes, wenn ich sehe, wie alte Objekte wieder wie neu werden. Schade, dass man viele Bilder nicht richtig gelagert hat. Glücklicherweise können Restauratoren solchen Schäden lösen.