16. Februar 2013 / Bianca Russ-Panhofer
Privacy – Der Beginn des Privaten
Kästchen und Truhen waren Behältnisse für oft sehr private Gegenstände wie Schmuck, Briefe und Andenken. Auch konnten sie Kostbarkeiten wie Urkunden und Münzen enthalten. Bereits im Mittelalter begann die Entwicklung einer „privaten Kultur“ im modernen Sinn. In dieser Zeit gab es zwei unterschiedliche Kästchentypen: den fußlosen Typ mit flachem Deckel und jenen mit Walmdach. Gemeinsam war ihnen, dass sie keinerlei innere Einteilung aufwiesen.
Wie Charles Baudelaire sagte, lebte der mittelalterliche Mensch – meist des Lesens und Schreibens unkundig – „in einem Wald von Symbolen“. Diese Symbolik konnte entziffert und somit die Botschaft „gelesen“ werden. Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament waren daher beliebte Motive. Fabelwesen und Tierdarstellungen, Jagdszenen, Ritter und Edeldamen, allesamt Symbole des Minnesangs, sind vor allem auf sogenannten Minnekästchen zu finden.
Das älteste Objekt der Ausstellung ist ein geschnitztes Minnekästchen aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Es entspricht dem mittelalterlichen Typ mit flachem Deckel. Hunde, Lamm, Hirsch und Einhorn beleben die Seiten vor einem netzartig gemusterten Hintergrund, der textile Vorbilder imitiert.
Bildcredit: Minnekästchen, Ahorn, Nussbaum, Kiefer geschnitzt, Eisen geschmiedet, Oberrhein, 2. H. 15. Jh., Seitenteile später ergänzt. Foto: Delic/UMJ |
Ausstellung: Verschließen und Bewahren. Kästchen und Truhen aus der Kulturhistorischen Sammlung
Laufzeit: 07.02.-21.04.2013
Schlagworte: Sammlungsobjekte | Verschließen und Bewahren