Melitta Schmiedel beim Festigen loser Malschichtschollen mit der Heizspachtel

21. Februar 2013 / Karin Leitner-Ruhe

Hinter verschlossenen Türen

Konservieren & Restaurieren

Seit vergangenem Jahr hat die Alte Galerie – wie auch einige andere Standorte des Joanneums – wegen rigoroser Sparmaßnahmen eine Winterschließzeit. Waren es in der vergangenen Saison noch vier Monate, so ist diese nun auf drei Monate reduziert worden. Eine Frage taucht natürlich unweigerlich auf: Was passiert in dieser Zeit in den Ausstellungsräumen?

Zur Winterschließzeit in der Alten Galerie

Ein kurzer Einblick in die tägliche Praxis der Museumsarbeit gibt vielleicht eine Antwort darauf. Das, was sonst nur außerhalb der Öffnungszeiten geschehen kann, damit unsere Besucher/innen nicht gestört werden, kann nun intensiver und konzentrierter abgewickelt werden. Zum Beispiel nehmen zurzeit Restauratorinnen die Sammlungspflege vor.

Darin ist die Prüfung jedes einzelnen Bildes mit geschultem Auge für das Zustandsprotokoll enthalten: Hat sich seit dem letzten Protokoll etwas verändert? Wenn ja, was genau und warum ist dies geschehen? Welche restauratorischen Maßnahmen müssen erfolgen? Können diese gleich vorgenommen werden oder ist ein größerer Aufwand erst später in der Werkstätte möglich? Kontrolliert wird nicht nur das Bild selbst, sondern auch der Zierrahmen. Reinigungs- und notwendige Sicherungsmaßnahmen (Abnahme loser Staub- und Schmutzauflagen, bei Bedarf feuchte Oberflächenreinigung, Festigung loser Mal- und Fassungsschollen, Retusche von Fehlstellen, Auskleiden des Zierrahmenfalzes mit Wollfilz etc.) werden gleich vor Ort vorgenommen. Die Vitrinen werden geöffnet und nach Begutachtung des Kunstwerks sowie Reinigung der Gläser wieder fachgerecht geschlossen.

 

Melitta Schmiedel beim Festigen loser Malschichtschollen mit der Heizspachtel

Die Kuratorinnen arbeiten zu – haben aber auch Wünsche. Sie stellen Fotos für die Zustandsberichte zusammen, informieren sich über den Fortgang der Arbeit und besprechen die Restauriermaßnahmen mit den Kolleginnen. Im Zuge der Durchsicht wird jedes einzelne Bild abgenommen und die Rückseite vermessen, um diese mit einem Rückseitenschutz gegen Verschmutzungen und mechanische Beschädigungen sowie als Klimapuffer zu versehen. Bevor das Bild so von hinten geschlossen wird, fotografieren die Restauratorinnen die sonst nicht sichtbare Seite. Dadurch erhalten die Kuratorinnen wiederum wichtige Hinweise auf Notizen, Kleber und Stempel, die in die Provenienzforschung des Hauses eingebunden werden.

 

Aquarellretusche an Fassungsfehlstellen des Zierrahmens durch Julia Hüttmann

Parallel dazu wird in den Büros u. a. über die neuen Beschriftungen beraten. Welche Angaben sind für Besucher/innen relevant? Welche Schriftgröße ist angenehm lesbar? Welche Farbe der Beschriftungstafeln passt zu allen Raumfarben und wirkt nicht aufdringlich?

 

Neue Beschriftungstafeln in Arbeit

Leihanfragen externer Ausstellungskuratoren führen zum Abhängen von Bildern in der Dauerausstellung. Für die kommende Saison müssen Ersatzbilder aus dem Depot ausgesucht und die dafür notwendige Beschriftung vorbereitet werden. Objekte, die in den letzten Wochen von anderen Ausstellungen zurückgekommen sind, werden wieder an ihrem alten Ort platziert – deren Ersatzobjekte werden wieder ins Depot gebracht. Dafür müssen Transport, Versicherung und Dokumentation organisiert werden.

Abgenommene Beschriftungstafeln in der Dauerausstellung

Zahlreiche Diskussionen führen letztendlich zu dem Ergebnis, das unsere Besucher/innen ab 30. März 2013 in den Ausstellungsräumen der Alten Galerie sehen werden.

Winterpause: Die Alte Galerie ist ab 31. Dezember geschlossen.
Bitte besuchen Sie uns von 30. März bis 30. Dezember Mi–So.

Kategorie: Konservieren & Restaurieren
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