16. August 2015 / Christoph Pelzl

Pilze: Faszinierend und zugleich gefährlich

Forschung | Naturkundemuseum

Pilze sind begehrt, wie schon aus dem Titel unseres ersten Beitrages zur Pilz-Serie hervorging. In der Tat: Die meisten Menschen interessiert an Pilzen in erster Linie ihr kulinarischer Wert.

Immerhin sind einige Hundert von den mindestens 6.000 in Österreich heimischen Großpilzarten genießbar. Um sie zu erkennen, muss man allerdings einiges über Pilze wissen – und trotzdem können sie auch erfahrene Sammler leicht verwechseln.

 

Graz, Mariatrost, Hauenstein: Pilzausstellung beim Gasthof Meinhart, Foto: Ilse Wendelin

Graz, Mariatrost, Hauenstein: Pilzausstellung beim Gasthof Meinhart, Foto: Ilse Wendelin

Gefährlicher Genuss

Das im wundersamen Reich der Pilze äußerst gefährliche „Doppelgänger-Phänomen“ hat schon so manchen ins Krankenhaus gebracht. Aber auch essbare Pilze sind nicht für alle Menschen gleich gut bekömmlich: Was den einen unbekümmerten Genuss bereitet, kann bei anderen schwere Bauchschmerzen und Durchfall auslösen. „Wer sich nicht wirklich gut auskennt, sollte sich deshalb am besten auf Eierschwammerln und Steinpilze beschränken“, betont der Pilzexperte Gernot Friebes von der biowissenschaftlichen Abteilung des Universalmuseums Joanneum.

Für ihn sind Pilze nicht nur mehr oder weniger schmackhafte Früchte des Waldes, sondern faszinierende Forschungsobjekte. „Schon als Kind war ich von ihrer enormen Farbenpracht und Formenvielfalt beeindruckt.“ Der davon genährte Wissensdurst konnte von Eltern und Großeltern bald nicht mehr befriedigt werden, und so landete der junge Pilz-Aficionado bald im Arbeitskreis Heimische Pilze, für den der 23-jährige Grazer inzwischen selbst Exkursionen leitet und Vorträge organisiert.

 

Gernot Friebes mikroskopiert einen Steinpilz, Foto: J. Hold

Gernot Friebes mikroskopiert einen Steinpilz, Foto: J. Hold

Unberechenbare Gewächse

Im Rahmen seines berufsbegleitenden Biologiestudiums konzentriert sich der Nachwuchsforscher insbesondere auf Kleinpilze (Mikromyceten), deren Fruchtköper oft nur unter dem Mikroskop erkennbar sind. „Wenn man in die mikroskopische Welt eintaucht, erreicht die Pracht der Formen und Farben dieser winzigen Pilze eine neue Dimension“, so Gernot Friebes begeistert.

Am Universalmuseum Joanneum ist er für die Bearbeitung und Verwaltung des Fungariums verantwortlich, führt Exkursionen durch und bearbeitet anfallende Bestimmungsfragen – unter anderem in Hinblick auf Vergiftungsfälle. Zudem betreut der junge Wissenschafter auch das langfristige Projekt der Kartierung sämtlicher Großpilze der Steiermark. Eine Aufgabe, die beachtliche Herausforderungen birgt, denn die Objekte seiner wissenschaftlichen Begierde machen es den Fachleuten durch ihre Unberechenbarkeit nicht leicht: Pilze wachsen nämlich nicht wie viele Pflanzen jedes Jahr an derselben Stelle. Das hängt häufig von der Witterung ab, aber selbst wenn diese für Pilze optimal ist, können bestimmte Arten oft für viele Saisonen ausbleiben und erst nach Jahren oder sogar Jahrzehnten wieder fruchten. „Deshalb kann man auch in gut bekannten Gebieten immer wieder neue Arten finden“, berichtet der Pilzexperte.

 

Linktipps:
Wissenswertes zum Thema gibt es einerseits auf der Webseite des Studienzentrums Naturkunde (unter Nachlese). Auch ein Blick ins österreichische Pilzforum lohnt sich.

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