7. November 2018 / Julia Aichholzer
Ein Tag mit … Elisa Kniebeiß
Teamleiterin Garten- und Baumpflege Abteilung Schloss Eggenberg & Alte Galerie, Referat Schloss und Park Eggenberg
Ich treffe Elisa Kniebeiß im Schlosspark Eggenberg, genauer gesagt im Planetengarten. Es ist noch früh, der Nebel hängt noch im Wald hinter dem Schloss. Das herbstliche Oktober-Orange der Eggenberger Bäume beginnt bereits den Blick auf Äste in kahlem November-Schwarz freizugeben. Sie ist mit ihrem Team mitten in der Arbeit, ein Stammgast des Parks hat sich zur Unterhaltung dazugesellt. „Erika pflanzen wir gerade nach, für die Baumscheiben, da sind wir heute beschäftigt“, erklärt sie, während sich der Besuch langsam wieder verabschiedet. Beschäftigt ist das Gartenteam jetzt im Herbst sowieso: Laub, Laub, Laub liegt ihnen buchstäblich bergeweise zu Füßen. Und das will natürlich weggeschafft werden, „damit es ordentlich ausschaut“ in dem bis ins kleinste Detail gestalteten Landschaftspark in Eggenberg. Dafür wird schon um 7 Uhr morgens angefangen, im Sommer noch früher.
Frischer Start und betagte Bepflanzung
Es ist Elisas erstes Jahr als Leiterin des achtköpfigen Gartenteams, seit Juni dieses Jahres ist sie mit von der Partie. Über das Schnuppern an der Uni, der bald entdeckten Leidenschaft fürs Gärtnern und der darauffolgenden Ausbildung im Botanischen Garten hat sie den Weg in den Schlosspark gefunden. „Das ist die Erfüllung für mich – wenn ich draußen im Garten sein kann, fühle ich mich wohl. Woran ich mich aber noch gewöhnen muss, sind die Bürotätigkeiten: Ich bin eher die Praktische als die Theoretische“, schmunzelt sie. Sichtbar wird das gleich: Nach einem Lieblingsplatz im Park gefragt, hat sie sofort eine Antwort parat, auch wenn hier so vieles wunderschön ist. Die sogenannte Skulpturenwiese neben dem Schloss hat es ihr angetan. „Die Bäume hier taugen mir voll. Ich kann gar nicht sagen, warum. Ich schaue da einfach so gerne hin!“ Beeindruckend sind sie tatsächlich, die hochgewachsenen Stroben, manche schon fast 200 Jahre alt. Hier stehen die ältesten Bäume des Parks. Das hohe Alter der Bäume macht sie auch anfällig für Krankheiten, Äste werden morsch und immer wieder müssen einige dieser Parkdinosaurier gefällt werden. Ein Anflug von Mitleid mit den alten Riesen schwingt in Elisas Stimme mit, als sie davon erzählt.
Tüfteln am Landschaftsgemälde
An der Skulpturenwiese entlang, vorbei am ehemaligen Wildgehege, führt der Weg durch ein schweres Tor in den Wirtschaftshof der Gärtner. Versteckt zwischen Parkmauer und Strauchwerk lagern hier aussortierte Parkskulpturen, Maschinen und Gärtnerwerkzeug neben dem Aufenthaltsraum und Büro des Gartenteams. Das Betreten des geheizten Gemeinschaftszimmers ruft dem nicht gartengeeichten Besucher sofort die herbstliche Kälte in den Fingerspitzen ins Bewusstsein. Bewundernd erzählt die Gartenleiterin von den Umbauarbeiten, die die Kollegen im Vorjahr hier durchgeführt haben. „Früher war das eine große, zusammenhängende Lagerhalle, eher ein kaltes Loch. Trennwände wurden hier eingezogen, Böden verlegt, Möbel reingestellt. Das kalte Loch wohnlich gemacht.“
Hier im Büro findet auch ein beträchtlicher Teil ihrer Arbeit statt: Beachtung der Blickachsen, Denkmalschutz, Naturschutz, historische Rekonstruktion – Platz für Lust und Laune gibt es nicht, hinter dem Erscheinungsbild des Landschaftsparks steckt sehr viel Vorbereitung und genaue Arbeit. Der Park wird streng nach Parkpflegewerk bepflanzt und gepflegt, um den historischen Charakter aufrecht zu erhalten. Wie in der Natur soll man sich hier fühlen, vom Menschen Geschaffenes, wie die Wege, sollte möglichst unsichtbar sein. „Wie ein Landschaftsgemälde – steht im Buch von Frau Dr. Kaiser!“, erklärt Elisa lachend. In dem Buch, das sie die letzten Monate über begleitet hat. Die Bewahrung und schrittweise Rekonstruktion eines historischen Schlossparks verlangt eben fundiertes Wissen über historische Bepflanzung, welche Bäume wo und in welcher Anzahl gesetzt werden dürfen etwa. Den Überblick behält sie mithilfe des Katasterplans: Jeder Baum ist hier genau markiert, nummeriert und eingetragen. Nichts wird dem Zufall überlassen: „So ein Schlosspark ist in Sachen Bürokratie schon etwas anderes als ein Privatgarten.“
Verteidigung der Blumenwiesen
Zum Ausgleich vom Führen des herrschaftlichen Schlossparks betreut Elisa Kniebeiß dann gerne ganz unbürokratisch ihren eigenen kleinen Garten zu Hause. „Es sind beide meine Gärten“, strahlt sie stolz, ohne auf ein Augenzwinkern zu verzichten: „Sie müssen eben anders behandelt werden – wenn zu Hause das Laub liegt, ist mir das Wurscht.“ Die Lust am Garteln nützt sich aber nicht ab, solange die Energie da ist, wird weitergemacht. „Wenn die Sonne scheint und ich drinnen bin, fühle ich mich wie eingesperrt. Ich kann nicht lange drin sitzen.“ Raus in die Natur zieht es sie auch mit ihrem Hund, beim Geocachen oder beim Bogenschießen im Parcours gemeinsam mit ihrem Mann. „Dabei schießt man auf Kunststofftiere: Hasen, Bären, Zombies (lacht)“. Auch wenn es nach 3 Jahren Training noch nicht zur Abwehr der Zombieapokalypse reicht, hat der Eggenberger Park so zumindest eine wehrfähige Gartenleiterin für den Ernstfall.
Gegen 15 Uhr ist ihr heutiger Parkeinsatz beendet. Vielleicht wird der Garten daheim noch winterfit gemacht, eventuell aber auch einmal nur ferngesehen. Morgen wird es weitergehen mit dem Einwintern des Parks, in der dunklen Jahreszeit stehen dann noch viele Reparaturarbeiten in der Werkstatt an, bevor der Frühling wieder alles sprießen lässt. Zu wenig Arbeit wird es nicht geben. Gibt es denn einen Wunsch für die Zukunft? „Motivation im ganzen Team – der Schlosspark ist eine wunderschöne Arbeitsstelle. Und vielleicht, in ferner Zukunft, die Umsetzung einer oder mehrerer Wildblumenwiesen (lacht).“
Fotos: Julia Aichholzer
Schlagworte: MitarbeiterInnen im Gespräch | Schlosspark