Georg Remele, Mantelteilung des hl. Martin, Mitte 17. Jh., Linden- und Zirbenholz, polychromiert Foto: Ernst Reichenfelser

29. Mai 2012 / Christoph Pelzl

Ein Reiter auf Reisen

Alte Galerie | Schloss Trautenfels

-Von der Alten Galerie zurück ins Ennstal nach Schloss Trautenfels Die Figurengruppe von Georg Remele (gest. 1694) stellt am Beginn der aktuellen Sonderausstellung „Der grimmige Berg. Mons Styriae altissimus“ im Schloss Trautenfels ein erstes Highlight dar. Der Bezug der um 1650 entstandenen, aus Linden- und Zirbenholz bestehenden Mantelteilung des hl. Martin zum Grimming sowie zur umgebenden Region ergibt sich aus der Vita des Künstlers und einem früheren Aufstellungsort des lebhaft erfassten, überaus farbenfrohen Werkes am Fuße des Grimmings.

Der römische Offizier Martin von Tours zählt zu den populärsten Heiligen überhaupt. Der Legende nach ist ihm vor den Toren von Amiens (Nordfrankreich) ein Bettler begegnet, dem der Heilige aus Mitleid die Hälfte seines Mantels überließ. Im Traum soll ihm später Christus mit dem halben Mantel erschienen sein. Die immer wieder dargestellte Tat des Heiligen steht somit für eines der Werke der Barmherzigkeit (die Nackten kleiden) und die tätige Nächstenliebe, wie sie die Gerichtsrede Jesu fordert: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matth.25, 40)

Zur Figurengruppe selbst schrieb Ulrich Becker, Chefkurator der Alten Galerie:

Die monumentale Skulptur besitzt noch zu großen Teilen ihre Originalfassung. Auffallend ist die fast exotische Tracht. Die qualitativen Unterschiede innerhalb der Skulpturengruppe lassen auf eine Beteiligung der Werkstatt schließen. Remele hat die Gruppe für den Altar in St. Martin in Graz-Straßgang geschaffen, der 1740 durch die neue Anlage von Josef Stammel ersetzt wurde und in die zu Admont gehörige Kirche St. Martin am Grimming gelangte. 1937 wurde die Gruppe vom Joanneum in Graz erworben.

Der vermutlich aus Schwaben stammende Bildhauer dürfte in der Werkstatt der Familie Zürn in Überlingen (Bodensee) ausgebildet worden sein, einer der produktivsten des süddeutschen Frühbarocks. Vielleicht hat Michael Zürn den Auftrag anlässlich eines Aufenthalts in Graz 1645/46 vermittelt. Remeles Lebenswerk ist eng mit Admont und der Obersteiermark verbunden: Unter Abt Urban (reg. 1628–1659) war er als Stiftsbildhauer beschäftigt. Für die neue Kapelle des in Admonter Besitz übergegangenen Schlosses Strechau, einst Hochburg der protestantischen Adelsopposition, lieferte er den neuen Altar.

Die Zeit im „Asyl“

Bis zur Übersiedlung der Alten Galerie nach Schloss Eggenberg im Sommer 2005 befand sich die Figurengruppe Remeles im alten Museumsgebäude in der Neutorgasse. Um ihr ein dauerhaftes Depotdasein zu ersparen bzw. um diese Skulptur einem breiten Publikum in der Obersteiermark zugänglich zu machen, fand sie zeitweiliges „Asyl“ im Kunsthistorischen Museum von Stift Admont. (An dieser Stelle sei Dr. Michael Braunsteiner herzlich gedankt.) Bedenkt man die Verbundenheit Remeles mit dem Stift, war dies nur folgerichtig, wird doch auf diese Weise die kunsthistorische Bedeutung des Werkes für die Region herausgehoben.

Die von Ulrich Becker und Katharina Krenn seit 2007 verfolgte Initiative, die Figurengruppe Mantelteilung des hl. Martin im Schloss Trautenfels zu zeigen, konnte nun im Rahmen der Sonderausstellung Der grimmige Berg. Mons Styriae altissimus glücklicherweise umgesetzt werden. Um die Skulptur dem Publikum zugänglich zu machen, ist die Präsentation als Dauerlösung angelegt. Sie soll kontextgerecht in die Dauerausstellung des Landschaftsmuseums integriert werden.

Kategorie: Alte Galerie | Schloss Trautenfels
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