1. April 2015 / Nina Bachler

Cartooning for Peace

Museum für Geschichte

Seit dem blutigen Terroranschlag auf die Pariser Redaktion von „Charlie Hebdo“ im Jänner 2015 stellt sich die Frage, wie weit Humor heute noch gehen darf. Ob Satire oder Zynismus: Anschläge wie jene in Paris oder Kopenhagen zeigen, dass es Reaktionen auf karikaturistische Darstellungen gibt. „Erleben wir das Ende der Satire?“ – diese Frage diskutierte Ute Baumhackl, Kulturchefin der Kleinen Zeitung, unlängst im Rahmen eines Kleine-Zeitung-Salons mit dem Karikaturisten Gerhard Haderer und Emil Gruber, Kurator der Ausstellung Keep Smiling. 

 

Emil Gruber, Gerhard Haderer und Ute Baumhackl

Foto © Kleine Zeitung / Fuchs

„Hundertprozentige Solidarität mit den Zeichnern in Frankreich!“

Gerhard Haderer, einer der renommiertesten Karikaturisten Österreichs, hat selbst schon einschlägige Reaktionen auf seine Zeichnungen erfahren. „Was ich gelernt habe, ist, dass wenn diese Kombination aus Intoleranz und Unverständnis zusammentrifft, wenn also die Sprache der Satire, die Sprache der Karikatur nicht verstanden wird und gleichzeitig Dogmen aufgestellt werden, dann ist das sehr oft für uns wirklich existenzbedrohend.“ Humor als politisches Instrument wird seit vielen Jahrzehnten verwendet und hat immer wieder Konsequenzen für die Zeichner bedeutet. Für Emil Gruber war es eine Intention, dieses Thema in der Ausstellung Keep Smiling zu zeigen. „Sobald sich jemand in irgendeiner Form satirisch mit einem totalitären System auseinandergesetzt hat, hat es immer eine entsprechende Reaktion gegeben.“ Nicht abzusehen war, dass dieser Ausstellung völlig unerwartet eine aktuelle Bedeutung zukam.

Satire endet dort, wo das Schießen beginnt

Wenn man als Künstler an die Grenzen geht, muss man laut Haderer auch selbst dafür einstehen und diese Grenzen argumentieren und definieren können. „Ich bin davon überzeugt, dass meine Arbeiten ständig verletzen“, so Haderer lächelnd. „Ich habe Mohammed bis jetzt noch nie gezeichnet. Warum? Weil ich im Moment vor der Haustüre noch so viel zu beobachten und zu zeichnen habe, dass mir die Themen noch gar nicht ausgehen. Außerdem weiß ich nicht, wie Mohammed ausschaut.“

Cartooning for Peace

Terror erzeugt Bilder der Verunsicherung, der Angst, des Zweifels, und er entfacht rege Diskussionen darüber, wie weit man als Karikaturist gehen darf. Zu den Aufgaben der Satire zählt es seit jeher, die Grenzen einer Gesellschaft auszuloten und diese Grenzen in einem gewissen Rahmen auch zu verletzen. „Durch das Netz gelangen karikaturistische Bilder leider genau in jene Länder, die bis dato noch nicht diese Wahrnehmung haben, diese Sozialisation der Bilder, wie wir sie gewohnt sind. Plötzlich protestieren Menschen am anderen Ende der Welt gegen eine Zeitschrift, die sie noch nie gesehen haben.“ Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Freiheit der Kunst – Themen, deren Diskussion schon längst überfällig ist. Haderer wies dabei auf eine Solidaritätsbewegung hin, die sich „Cartooning for Peace“ nennt. Diese Initiative versucht  das Verständnis und den gegenseitigen Respekt zwischen Menschen verschiedener Glaubensrichtungen und Kulturen zu fördern – mit Zeitungscartoons als Ausdruck einer universellen Sprache. „Ich würde uns Österreichern wünschen, dass wir etwas mehr ,Charlie Hebdo‘ werden würden“, meinte Haderer überzeugt.

Kategorie: Museum für Geschichte
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