3. August 2013 / Anna Fras
Historische Museen: Populäre Architekturen
Nach den ersten Eindrücken vom Neubauprojekt “Humboldtforum” (siehe Museen, ihre Architektur und Objektpräsentation) widmete sich die Delegation der Architektur jener Museen, bei denen vor allem das Vermitteln von Geschichte im Vordergrund steht.
Zwei Museumsbauten waren dabei besonders eindrucksvoll: Das Jüdische Museum mit seiner spektakulären Architektur von Daniel Libeskind sowie das DDR Museum, mit seiner ausgefallenen innenarchitektonischen Gestaltung.
Beide Museen haben es sich zur Aufgabe gemacht, ein sensibles Thema zu beschreiben, denn sowohl die Geschichte der DDR als auch jene des Judentums in Deutschland sind Themen, die objektiv zu beschreiben nicht ganz einfach sind. Und beide Museen sind sehr unterschiedlich an diese Aufgabenstellung herangetreten. Während im Jüdischen Museum die symbolträchtige und immersive Architektur Libeskinds Teil des Raumerlebnisses ist, nahmen die Gestalter im DDR Museum ihren Slogan „Geschichte zum Anfassen“ im wahrsten Sinn des Wortes wörtlich.
Das Jüdische Museum Berlin
Noch vor der Eröffnung der aktuellen Dauerausstellung im Jahre 2011 im Untergeschoss des Jüdischen Museums verzeichnete das Museum bereits einen überaus regen Zulauf, nur auf Grund des ungewöhnlichen architektonischen Baus. 2009 fertig gestellt, verbindet dieser das alte Gebäude durch einen unterirdischen Zugang mit dem Neubau von Daniel Libeskind.
Dieser Gästeansturm ist nach wie vor ungebrochen: Mehr als 700.000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr kommen in die Berliner Lindenstraße 9-14. Elemente wie bergauf führende Korridore, beklemmend enge Räume oder solche mit unterschiedlich hohen Raumhöhen lösen differnzierte Gefühle aus und vermitteln das Empfinden, in den Raum einzutauchen. Das Museum zeigt zwei Jahrtausende deutsch-jüdischer Geschichte anhand von Alltags- und Kunstobjekten sowie auch interaktiven Elementen und Medienstationen. Die Programmdirektorin des Museums, Cilly Kugelmann, erklärte, dass eines der Probleme vieler jüdischen Museen sei, dass sie eigentlich kein Kunst- und Kulturgut besitzen. Gerade durch die unterstützende Architektur entsteht eine Beziehung zwischen Museumsinhalten und der Architektur – verwinkelt und dann doch wieder sehr offen präsentieren sich die Räume.Das DDR Museum
Immer wieder wurde in den letzten Jahren über den Erlebnis- und Eventcharakter von Museen gesprochen – das DDR Museum stellt für mich ein eindrucksvolles Beispiel dar. Hands-on-Stationen, begehbare Räume, interaktive Elemente – quasi eine Art „Erlebnispark DDR“ für alle Altersgruppen, die das Angebot auch dankend annehmen, wie die Besucherzahlen bestätigen: Laut Statistik hatte es seit seiner Eröffnung 2006 etwa 2.737.000 Besucherinnen und Besucher.
Die Ausstellungsarchitektur greift das Bild der typischen Plattenbauten auf, zwischen denen sich die Besucherinnen und Besucher bewegen und Fenster und Türen öffnen können. Mit über 200.000 Objekten im Sammlungsbestand sind diese auch „zum Verschleiß gedacht“, erläuterte der Direktor und Kurator des Museums, Robert Rückel. Die Abnützungserscheinungen waren bei vieler der Hands-on-Stationen auch sichtbar. Die Frage, ob das die Geschichte der DDR nicht auch ein wenig ironisch und nostalgisch erzählt werden würde, bejahte er. Ganz anders als in der ständigen Ausstellung im Deutschen Historischen Museum, die sich mit den selben Inhalten befasst und diese objektiv und nüchtern behandelt, werden die Informationen im DDR Museum knapp gehalten und in pointierten Texten bei den einzelnen Ausstellungsstationen vermittelt. Ganz eindeutig schien hier der Schwerpunkt auf der spielerischen Vermittlung zu liegen.
Unterschiedliche Zugänge, aber gleicher Publikumserfolg
Offensichtlich ist, dass die beiden beschriebenen Geschichtsmuseen in Bezug auf die Präsentation und Vermittlung zwar zwei sehr unterschiedliche Wege gegangen sind, aber offensichtlich mit ihren Architekturen – einerseits mit der architektonischen Hülle, andererseits mit der Innenarchitektur – sehr gut beim Publikum ankommen. Für welche Art der Präsentation man eher empfänglich ist, bleibt jedem Besucher und jeder Besucherin selbst überlassen.
Nicht nur über diese drei ausgewählten Museen führten wir vielschichtig interessante Diskussionen. In den fünf Tagen in Berlin lernten wir viele weitere Museen und deren Mitarbeiter kennen und nahmen eine Vielzahl an Anregungen für den Arbeitsalltag aus der Exkursion mit. Beim Abschlussgespräch wurde klar, dass wir noch viel zu besprechen und diskutieren hätten, das dann wohl bei der nächsten Expedition oder Exkursion nachgeholt werden wird. Doch mehr dazu im nächsten Blogbeitrag.
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