31. Oktober 2013 / Eva Kreissl
#Halloween – Ein Gespenst geht um in Europa
Die Nacht auf den 31. Oktober wurde ursprünglich in Irland als Vorabend eines Totenfestes begangen. Die Christianisierung im 9. Jahrhundert brachte dem Anlass den Namen „All Hallows‘ Eve“ – Allerheiligenabend – ein. (Da früher ein Tag mit der Dunkelheit des Vorabends begann, feiern wir ja auch heute Krampus, Heiligabend oder Silvester in der Nacht vor den eigentlichen Festtagen Nikolo, Weihnachten oder Neujahr.) Interpretationen des 19. Jahrhunderts knüpften an das Totengedenken eine Kontinuität zum keltischen Samhain, an dem es den Lebenden möglich sein soll, Kontakt zu den Verstorbenen aufzunehmen.
Vom Totengedenken zur Kommerzialisierung
Während der mexikanische Día de los Muertos um den 31. Oktober ein fröhliches Volksfest ist, Allerheiligen und Allerseelen bei uns eher ein getragenes Erinnern an die Heiligen und Verstorbenen verkörpern, bekam das irische Pendant im 18. Jahrhundert sein Kolorit aus Spuk und Mystik. Und das brachten irische Auswanderer mit in die USA, wo es bereits um 1900 ein gefürchtetes Fest der Unruhe und Zerstörung wurde (eindrucksvoll geschildert etwa in John Irvings Hotel New Hampshire). Ähnlich wie bei der einst in Österreich verbreiteten Unruhnacht vor Pfingsten oder dem Treiben in der Perchtnacht vor Dreikönig hatte der harmlose Schabernack bald eine gefahrvolle Note erhalten. Es sei dahingestellt, ob Verkleidung und Verhüllung Anlass oder Folge dieser Brutalisierung waren, jedenfalls musste der Brauch zu einem Heischebrauch für Kinder kanalisiert werden, der sich dann auch ideal zur Kommerzialisierung anbot.
Süßes für die Kleinen, Alkohol für die Großen
Als solcher kam der Brauch im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts zurück nach Europa und erlebte hier nach anfänglich begeisterter Aufnahme eine weitere für Bräuche übliche Entwicklung. Das nun harmlose Kinderfest – hoch willkommen von Geschäften und Süßwarenindustrie – geriet in den Sog des Mystery-Fiebers, das vor allem Grusel- und Vampirfilme bedienen. Während heute immer weniger Kinder mit „Trick or treat“ oder „Süßes oder Saures“ durch die Straßen ziehen und die Verkaufsregale für Halloween-Süßigkeiten wieder kleiner werden, wurde das Fest zum Partyknüller für Jugendliche und junge Erwachsene. Unter Hexenmaske und Totenkopfschminke lässt sich genügend Alkohol konsumieren, um danach auszuprobieren, wie weit man es treiben darf. Sicher wird das einmal überhand nehmen und eingedämmt, vielleicht für ein paar Jahre vergessen werden, um dann als uralter Brauch wiederentdeckt zu werden.
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