
Blick in die Zentralwerkstatt in Andritz, Foto: UMJ, J. J. Kucek
12. Juli 2012 / Christoph Pelzl
Zwei Restauratoren, fünf Meinungen
Themen in der Restaurierung
Untersuchung
In der Regel erfolgen einfachere Untersuchungen mit dem Mikroskop, UV-, Infrarot- oder Röntgenstrahlen sowie mittels Materialanalysen mit naturwissenschaftlichen Analysemethoden und praktischen Tests.
Sicherung
Festigung
Die Festigung erfolgt durch Pinselauftrag von Hausenblasenleim („Störleim“), gegebenenfalls mit Wärme (Infrarot oder Heizspachtel) und durch Niederlegung von Schollen.
Rissverschweißung
Leider werden noch heute Risse und Löcher von Gemäldeträgergeweben durch Aufkleben von Leinen- oder Baumwollflicken oder Gazegewebe, oder auch durch die Doublierung des gesamten Trägergewebes “behoben”. Dies führt – auf Dauer gesehen – zu starken Beeinträchtigungen und Veränderungen des Gemäldegefüges. Eine professionelle “Rissverschweißung” bezeichnet die Verwendung von Kunstharzklebemitteln, deren Wasseranteil am Ort ihres späteren Verbleibs mit einer temperierbaren Nadel verdunstet wird. Nachdem ein Riss begradigt ist, werden zerfaserte Fäden mit Methylcellulose – einer Art Kleister – neu verdrillt.
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Direktor Muchitsch und der Referatsleiter Eipper mit Restauratorin Julia Hüttmann, Foto: UMJ, J. J. Kucek |
Kittung
Fehlstellen in der Malschicht werden mit Champagnerkreide oder Hasenhautleimkitt geschlossen, wobei der Kitt weicher als die Umgebung ist. Das Verschleifen der Oberfläche erfolgt mit mikroporösen Schwämmen, abschließend wird die Kittung mit Schellack eingelassen.
Oberflächenreinigung
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Unter dem Mikroskop werden alle Details sichtbar, Foto: UMJ, Leo Kreisel-Strauß |
Firnisabnahme
In der Privatwirtschaft sind Firnisabnahmen lukrative Erwerbsquellen, weshalb sie gerade dort bisweilen hemmungslos gepflegt werden. Es ist verwunderlich, wie sehr heute immer noch restaurierte Gemälde nur dann als „grundlegend restaurierte Gemälde“ gelten, wenn alles, was früher einmal aufgetragen wurde, klinisch rein entfernt wird. Durch die hohe Affinität von historischem Leinölfirnis und Leinölfarbe, war es – auch weil die Farben erst nach ca. 100 Jahren durchpolymerisiert sind – früheren Restauratoren-Generationen selten möglich, die Firnisschichten nicht ohne Verlust von Farbschichten voneinander zu trennen, weshalb diese Handwerker die Gemälde manchmal bis auf die Grundierung hindurch reinigten. Um davon abzulenken, sprach man dann von dem schon rein physikalisch unmöglichen „Durchwachsen der Grundierung“.
Gerade aber diese stark verputzten Gemälde, welche nicht nur dem geübten Auge Einblicke bis auf die Grundierung gewähren, haben alles andere nötig als eine neuerliche strapaziöse Firnisabnahme. Diese sind konservatorisch nur notwendig, wenn Firnisse so spannungsreich oder sauer sind, dass sie den Untergrund zerstören. Aus ästhetischen Gründen sind Firnisabnahmen nur dann zwingend, wenn sie das Erscheinungsbild massiv durch sehr starke Eigenfarbe oder durch Läufer, Flecken, etc. verunklären. Konservatorisch gesehen stellen alte Firnisse einen UV-Schutz dar und sind daher sogar wünschenswert.
Mittlerweile sind die großen „Reinigungswellen“ (damit sind prinzipielle Firnisabnahmen, nicht Oberflächenschmutzabnahmen gemeint) in der Restaurierungsgeschichte glücklicherweise abgeebbt. Nur uninformierte Auftraggeber bestehen immer noch prinzipiell auf solchen Maßnahmen, obwohl die „Cleaning Controversy“ schon längst geführt und zugunsten der für das Objekt schonenderen Maßnahmen beendet wurde. Selbst ein noch so erfahrener Restaurator kann bei einer Abnahme von Übermalungen und gegilbten Firnisschichten diese nicht gefahrlos mit Lösemitteln abnehmen.
Retuschen
Farbretuschen von Fehlstellen erfolgen z. B. mit lichtechten Aquarell-, Gouache- oder Ölfarben.
Schlussüberzug
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In der Werkstätte, Foto: UMJ, J. J. Kucek |
Rahmung
Der Gemälderückseitenschutz wird vor die Objektrückseite montiert. Er soll einen möglichst großen Klimapuffer darstellen, d. h. sein Material sollte Luftfeuchtigkeit speichern können. Der Rückseitenschutz fängt kurzfristige Klimaschwankungen auf, soll frei von chemischen Zusätzen sein und die Gemälderückseite so dicht verschließen, dass die Leinwand beim Transport vor Vibrationen geschützt ist. Außerdem stabilisiert er den Keilrahmen und schützt vor Staub.
Aufhängung
Text: Paul-Bernhard Eipper, Leiter des Referats Restaurierung
Schlagworte: Arbeiten im Museum | Restaurierung