31. Januar 2015 / Hofrat Dr. Wolfgang Muchitsch

Wir sagen ‘Nein zur Ticketsteuer’!

Kulturpolitik

Die Intendantinnen und Intendanten der Grazer Kulturorganisationen taten heute im Rahmen einer Pressekonferenz ihren Unmut zur geplanten Anhebung der Ticketsteuer kund und erklärten, welche Auswirkungen die Erhöhung für Museen, Bühnen und Festivalszene sowie deren Publikum hat.

Das Kunst- und Kulturangebot in Österreich würde zunehmend zu einem Luxusgut verkommen, was kultur-, bildungs- und gesellschaftspolitisch in vielerlei Hinsicht ein desaströses Signal sei. Die steirischen Kulturveranstalter beteiligen sich zudem an der Online-Petition Nein zur Ticketsteuer um gemeinsam dazu aufzurufen, sich gegen die finanzielle Mehrbelastung zu wehren.

 

v.l.n.r.: Mathis Huber (Intendant styriarte), Anna Badora (Intendantin Schauspielhaus Graz und design. Intendantin Volkstheater Wien), Peter Pakesch (Intendant Universalmuseum Joanneum), Bernhard Rinner (GF Theaterholding Graz / Steiermark sowie Intendant Opernhaus Graz GmbH und Spielstätten Graz GmbH) und Michael Schilhan (Intendant Next Liberty Jugendtheater)

v.l.n.r.: Mathis Huber (Intendant styriarte), Anna Badora (Intendantin Schauspielhaus Graz und design. Intendantin Volkstheater Wien), Peter Pakesch (Intendant Universalmuseum Joanneum), Bernhard Rinner (GF Theaterholding Graz / Steiermark sowie Intendant Opernhaus Graz GmbH und Spielstätten Graz GmbH) und Michael Schilhan (Intendant Next Liberty Jugendtheater)

Statement von Intendant Peter Pakesch und Direktor Wolfgang Muchitsch, Universalmuseum Joanneum

„Wir begrüßen die Petition gegen die Anhebung der Umsatzsteuer auf Eintrittskarten und kulturelle Güter und unterstützen die Initiatoren in ihrem Bestreben, dieses von der österreichischen Bundesregierung offensichtlich nur unzureichend durchdachte Vorhaben abzuwenden. Eine solche Steuererhöhung hätte katastrophale Folgen gerade für jene Kulturbereiche, in denen Österreich nach wie vor Weltrang genießt. Die Politik umgibt sich bekanntlich gerne mit kulturellen Erfolgen, zeigt aber in der Kulturpolitik nicht immer das notwendige Fingerspitzengefühl.

Schon alleine aufgrund der prekären finanziellen Lage vieler Kultureinrichtungen wird es sich nicht vermeiden lassen, die Steuererhöhung über teurere Eintrittskarten an das Publikum weiterzugeben. Teurere Tickets bedeuten allerdings weniger Besucher/innen und somit auch weniger Einnahmen aus dem Eintrittskartenverkauf. Abgesehen von den finanziellen Aspekten scheinen sich die politischen Entscheidungsträger/innen auch über die gesellschaftspolitischen Konsequenzen ihres Vorhabens nicht im Klaren zu sein, die in keiner Relation zu den erhofften budgetären Mehreinnahmen auf Bundesseite stehen. Museen haben einen Bildungsauftrag zu erfüllen und leisten mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zum lebenslangen Lernen und sozialem Zusammenhalt, dessen Bedeutung in Zukunft nicht geringer werden wird. Die geplante Steuererhöhung rückt die horizonterweiternde Auseinandersetzung mit Kulturangeboten noch weiter von der Lebenswelt vieler Menschen weg: Die Kaufkraft der meisten Österreicherinnen und Österreicher ist aufgrund der aktuellen Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage ohnehin schon gering, und schon jetzt können sich viele Menschen Eintrittskarten in Museen und andere Kultureinrichtungen nur dank sozialer Initiativen wie „Hunger auf Kunst und Kultur“ oder dem „Kulturpass“ leisten.

Aufgrund der anhaltend rückläufigen öffentlichen Budgets ist es für Museen nahezu unmöglich, die angekündigte Steuererhöhung nicht an die Besucherinnen und Besucher weiterzugeben. Die Finanzierung von Kulturprojekten über Drittmittel, wie z. B. Sponsoring und Fundraising, kann diese zusätzliche Belastung nicht auffangen, da auch die finanziellen Möglichkeiten unserer Kooperationspartner zunehmend eingeschränkt sind und die gute Tradition des Kultursponsorings – wie sie etwa im angelsächsischen Raum seit langer Zeit gepflegt wird – in Österreich noch in den Kinderschuhen steckt. Museen sind keine Elfenbeintürme, deren Zugang nur einer elitären Zielgruppe vorbehalten ist – sie sollen allen Menschen offenstehen, da die kritische Auseinandersetzung mit den vielfältigen kulturellen, historischen, ökonomischen sowie sozialpolitischen Themen, die in Museen vermittelt werden, dazu beiträgt, den gesellschaftlichen Anforderungen unserer Zeit konstruktiver zu begegnen.“

Kategorie: Kulturpolitik
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