Martin Unruh und Elke McCullough erklären die Tierpräparation. Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

5. Dezember 2017 / Elke McCullough

Wie funktioniert das eigentlich mit der Tier- und Pflanzenpräparation?

Kunst- & Naturvermittlung | Museumseinblicke | Neue Galerie mit BRUSEUM

Am 22. November 2017 fand zum ersten Mal, direkt in den Räumlichkeiten des Naturkundemuseums, ein Präparationsworkshop statt. Martin Unruh (Tierpräparator) und Elke McCullough (Zoologin / Wirbellosen- und Pflanzenpräparatorin) präsentierten ein zweiteiliges Programm, bei dem die Besucher/innen aufgefordert waren, auch praktisch in die Präparationskunst einzutauchen...

Martin Unruh postierte sich im Leseraum unserer Dauerausstellung. Umringt von einer Vielzahl an interessanten, in Plastiksäcken verpackten Skeletten wie jenen eines Fischotters, Bibers oder diverser Vögel, erzählte der Präparator von theoretischen Grundlagen der Knochenpräparation und -restaurierung. Besonders spannend für die Besucher/innen war die Skelettmontage. Der Frage nach der genauen Vorgehensweise beim Knochen-Ordnen wurde sogleich in praktischer Weise nachgegangen. So wurden die Wirbel der Wirbelsäule einer erwachsenen Steingeiß anhand von Literatur zunächst genau studiert und dann in richtiger Reihenfolge auf eine Schnur aufgefädelt.

Studium der einzelnen Wirbel im Leseraum. Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Steingeiß-Wirbelsäule auf Schnur. Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Die Leidenschaft des Präparators wird spätestens dann ersichtlich, wenn er über seine aktuellen Forschungen berichtet – eine Methode der Skelettrestaurierung zu finden, die ohne Entfettungsanlage auskommt. Erste Ergebnisse zeigen bereits Erfolge. Das Versuchsobjekt ist ein wertvoller Eisbärschädel aus dem südlichen Franz-Josef-Land, 1908, aus der Sammlung Hubert v. Archer, Graz. Aufgrund seiner Erläuterungen wird schnell klar, dass es auch bei der Skelettrestaurierung sehr vieler Schritte bedarf (von der Druckluftreinigung über die Mazeration bis hin zur langsamen Trocknung), bis ein „fettiger“, 1285g schwerer Bärenschädel wieder in schöner Knochenfarbe erstrahlt. Wie schön solche Skelette aussehen, konnte auch direkt im „Bewegungsraum“ der Ausstellung bestaunt werden.

Der andere Workshop-Teil führte in die Welt der Präparation von Wirbellosen und Pflanzen. Die Wespenspinne im „Hauensteinraum“ diente als Beispiel für Ausstellungspräparation, die im Gegensatz zur wissenschaftlichen Bearbeitung von Tieren auf eine lebensechte Darstellung abzielt. So wurde den Besucherinnen und Besuchern neben der Erläuterung einiger Methoden zur Körperformerhaltung (PEG, Gefriertrocknung) auch die Rekoloration demonstriert.

Begutachtung der Wespenspinne im Hauensteinraum. Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Aufgrund des Trocknungsprozesses kommt es bei Präparaten zu Farbverlust. Danach liegt es nicht nur an der Liebe zur Arbeit, sondern auch am Geschick der Präparatorin, dass Tier und Pflanze ihre natürliche farbige Schönheit wiedererlangen. Die Frage nach dem genauen „Wie?“ konnte sehr gut anhand eines Europäischen Laubfroschs (Wirbeltiere) beantwortet werden, an den Rosen im ersten „Evolutionsraum“ sowie an einer aufgebauten „Malstation“, wo Ölfarben, Farbtabellen, Pinsel und getrocknete Blumen und Blätter zu finden waren.

Vorbereitung zur Pflanzenpräparation an der Gefriertrocknungsanlage. Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Begutachtung eines Laubfrosches. Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Mit Begeisterung werkten die Besucher/innen an ihren „Käfertischen“, wo sie nach einer kurzen Demonstration und mit Anleitung selbst probieren konnten, einen Laufkäfer oder Asiatischen Marienkäfer auf ein Plättchen zu kleben. So konnten die Teilnehmer/innen hautnah die Herausforderungen des Insektenpräparierens nachempfinden und auch begreifen, dass das Hantieren mit Pinzette, Pinsel, Entomologieleim und das Bezwingen störrischer Käferbeine zwar leicht klingt, aber viel Geduld abverlangt.

Präparation an der Käfertischen. Foto: Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Wir möchten uns an dieser Stelle herzlich für das große Interesse an unserer Arbeit bedanken und vielleicht gibt es ein Wiedersehen bei einem unserer nächsten Workshops, wo es noch viel mehr an Praxis geben wird!

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