10. Juli 2015 / Daniel Modl

Wenn Knochen zu Waffen werden #cave_expo

Archäologie und Münzkabinett

Der Bühnen-Dauerbrenner CAVEMAN feiert in Deutschland dieses Jahr sein 15-Jahr-Jubiläum! Aus diesem Anlass nimmt uns die virtuelle Ausstellung „Cave-Expo“ mit auf eine Reise in die Steinzeit.10 –Auch das Archäologiemuseum beteiligt sich daran: Die altsteinzeitliche „Lautscher Spitze" aus der Großen Badlhöhle bei Peggau ist eine faszinierende Lebensspur aus dem Gebiet der heutigen Steiermark

 

Knochen, 33.000-29.000 vor heute; © Universalmuseum Joanneum, Abteilung Archäologie & Münzkabinett, Inv.-Nr. 12.000b, Große Badlhöhle im Badlgraben bei Peggau (Steiermark, Österreich); Foto: N. Lackner

Knochen,
33.000-29.000 vor heute;
© Universalmuseum Joanneum, Abteilung Archäologie & Münzkabinett, Inv.-Nr. 12.000b,
Große Badlhöhle im Badlgraben bei Peggau (Steiermark, Österreich);
Foto: N. Lackner

Scharfe Spitzen an den Enden von Holzlanzen und –speeren sind typische Waffen der jüngeren Altsteinzeit und zeugen von den harten Lebensbedingungen von vor rund 30.000 Jahren. Erstmals gefunden hat man diese Art von Knochenspitzen im späten 19. Jahrhundert in der Fürst-Johann-Tropftsteinhöhle nahe des mährischen Dorfs Lautsch (heute: Mladeč). Fortan nannte man diese Objekte „Lautscher Spitzen“.

Das Lied von Mensch und Jagd

Die Jagd ist ein Phänomen, das heute auch als Freizeitbeschäftigung betrieben wird. Früher war sie essenziell für das menschliche Überleben.

In der Kulturstufe des Aurignacien in der jüngeren Altsteinzeit waren Lanzen und Speere beliebte Jagdinstrumente. Die hölzernen Schäfte dieser Waffen wurden mittels Birkenpech und/oder Lederstreifen mit messerscharfen Spitzen versehen, die präzise aus Elfenbein, Geweih oder Knochen angefertigt wurden. Die oben erwähnten Funde aus den Jahren 1881/1882 ließen einen erschaudern: Es waren Jagdgeräte, deren Enden mit bis zu 45cm langen Spitzen versehen waren. Diese variierten in ihrer Beschaffenheit und Größe ­ je nachdem, für welchen Zweck sie gedacht waren.

Aus den Tiefen der Höhle

Knochenspitzen des Lautscher Typs wurden in Höhlen, Felsübergängen und Freiluftstationen in Ost-, Mittel-, und Westeuropa gefunden. In Österreich zählen die Tischoferhöhle bei Kufstein (Tirol), Willendorf in der Wachau (Niederösterreich) und vor allem die große Badlhöhle in Peggau (Steiermark) zu den bekanntesten Fundstellen. In der Löwenhalle der Badlhöhle haben Ferdinand Freiherrn von Thinnfeld und Wilhelm Ritter von Haidinger bereits 1837 eine massive Knochenspitze sichergestellt, die gut 24 cm maß. Ihr Zweck wurde allerdings nicht sofort erkannt, daher wanderte sie als Kuriosität in die Sammlung des Joanneums. Erst um die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde sie als altsteinzeitliche Geschossspitze erkannt.

Die Fundumstände der Lautscher Spitzen sind höchst unterschiedlich. Einzelne wurden isoliert aufgefunden, sie dürften bei der Jagd verloren gegangen, oder für eine spätere Verwendung deponiert worden sein. In großer Zahl entdeckte man sie in Fundschichten, die reichlich Siedlungsabfall enthielten. Eines jedoch haben alle Lautscher Spitzen gemeinsam: Zum Spielen waren sie sicher nicht gedacht!

Kategorie: Archäologie und Münzkabinett
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